Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas
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D.2 · Chernozeme (CH)<br />
43<br />
C<strong>al</strong>cic Chernozem (Pachic, Siltic) aus Löss (Ziersdorf, Nie<strong>der</strong>österreich).<br />
Die Ablagerungen von sekundärem Carbonat beginnen bereits im<br />
unteren Teil des mollic Horizonts; Horizontfolge Ah-Ahk-Ck-C<br />
Bodenbildende Prozesse<br />
Humusakkumulation und Bioturbation<br />
ggf. Entk<strong>al</strong>kung<br />
aszendente Verlagerung<br />
Die wesentlichen Prozesse umfassen:<br />
1. Sehr hohe ober- und unterirdische (Wurzeln) Biomasseproduktion,<br />
insbeson<strong>der</strong>e in <strong>der</strong> Langgrassteppe.<br />
2. Tiefgründige Humusakkumulation durch wühlende<br />
Bodentiere (Entstehung von Krotowinen).<br />
3. Stabilisierung <strong>der</strong> OS durch Bildung von C<strong>al</strong>cium-Humaten<br />
und Ton-Humus-Komplexen.<br />
4. Entk<strong>al</strong>kung des Oberbodens (f<strong>al</strong>ls das Ausgangsgest<strong>ein</strong><br />
carbonath<strong>al</strong>tig ist).<br />
5. Ausfällung sekundärer Carbonate in Form von Pseudomycel,<br />
Weißaugen (russ. : „Bjeloglaska“) u./o. Lösskindln spätestens<br />
50 cm unterh<strong>al</strong>b <strong>der</strong> Untergrenze des mollic** Horizonts.<br />
6. Während <strong>der</strong> trockenen Sommermonate führt Aszendenz<br />
Ca(HCO 3 ) 2 -h<strong>al</strong>tiger Bodenlösung (i. d. R. ohne Grundwasseranschluss)<br />
zur Ausfällung von CaCO 3 .<br />
Beson<strong>der</strong>heiten des Chernozem-Humus<br />
Kernresonanzspektroskopie ( 13 C-NMR) zeigt, dass <strong>der</strong> Humus<br />
vieler Chernozeme beson<strong>der</strong>s reich an Carboxylgruppen und<br />
aromatischem Kohlenstoff ist. Dieser Befund ist vielfach <strong>ein</strong>e<br />
Folge hoher Geh<strong>al</strong>te an pyrogenem Kohlenstoff, denn die<br />
Langgrassteppe bzw. die W<strong>al</strong>dsteppe brannte wohl häufig<br />
seit Jahrtausenden. Bemerkenswert ist, dass auf dem Chinesischen<br />
Lössplateau die k<strong>al</strong>tzeitlichen Sedimente <strong>der</strong> l<strong>et</strong>zten<br />
Krümel aus dem Chernozem links mit deutlich sichtbarem sekundärem<br />
Carbonat<br />
C<strong>al</strong>cic Chernozem (Anthric, Pachic, Siltic, Vermic) aus Löss (Mandschurei).<br />
Die oberen 25 cm sind gepflügt (Ap); darunter folgt <strong>ein</strong> ca. 25 cm<br />
mächtiger Ah-Horizont, <strong>der</strong> <strong>al</strong>lmählich in <strong>ein</strong>en BwAh-Horizont übergeht.<br />
Dunkle wie helle Krotowinen dokumentieren Bioturbation. Chernozeme<br />
kommen rezent überwiegend in <strong>der</strong> Langgrassteppe vor; sie<br />
sind oft polygen<strong>et</strong>isch<br />
beiden Glazi<strong>al</strong>zyklen 2- bis 3-m<strong>al</strong> mehr pyrogenen Kohlenstoff<br />
enth<strong>al</strong>ten <strong>al</strong>s die warmzeitlichen, was auf erhöhte Feuerfrequenz<br />
unter den k<strong>al</strong>ten aber trockenen Bedingungen <strong>der</strong><br />
Glazi<strong>al</strong>e hinweist (Wang <strong>et</strong> <strong>al</strong>. 2005).<br />
Die tiefsten Bereiche <strong>der</strong> Ah-Horizonte südsibirischer<br />
Chernozeme weisen z. T. 14 C-Alter von 10–6 c<strong>al</strong> ka BP auf.<br />
Dies belegt, dass die Chernozem-Bildung dort vielfach<br />
bereits im Frühholozän und am Übergang zum Mittelholozän<br />
<strong>ein</strong>ges<strong>et</strong>zt hat, oft unter W<strong>al</strong>d, wie Pollen- und<br />
Alkanan<strong>al</strong>ysen wahrsch<strong>ein</strong>lich machen (Andreeva <strong>et</strong> <strong>al</strong>.<br />
2011). Das häufige aktuelle Vorkommen <strong>der</strong> Chernozeme<br />
unter Steppenbedingungen ist auf zunehmende Aridität im<br />
Verlauf des Holozäns und auf früh <strong>ein</strong>s<strong>et</strong>zende ackerbauliche<br />
Nutzung zurückzuführen. Viele Chernozeme sind somit<br />
polygen<strong>et</strong>ischer Natur.