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Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas

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I.1<br />

102<br />

Ferr<strong>al</strong>sole (FR) [lat. ferrum = Eisen, <strong>al</strong>umen = Aluminium]<br />

Definition<br />

Rote und gelbe, sesquioxidreiche, tiefgründige und<br />

intensiv verwitterte Böden <strong>der</strong> Immerfeuchten Tropen.<br />

Der sesquioxidreiche Horizont trägt die Bezeichnung<br />

Bo, die Horizontgrenzen <strong>der</strong> mächtigen<br />

Ah-Bo-C-Profile sind diffus. Diagnostisch ist <strong>der</strong><br />

ferr<strong>al</strong>ic** Horizont, <strong>der</strong> innerh<strong>al</strong>b 150 cm u. GOF beginnt.<br />

Hohe mittlere Jahrestemperaturen und -nie<strong>der</strong>schläge<br />

bedingen <strong>ein</strong>e intensive chemische Verwitterung<br />

<strong>der</strong> primären Miner<strong>al</strong>e, beschleunigte<br />

Lösung <strong>der</strong> Kieselsäure und ihre Abfuhr zusammen<br />

mit Basen-Kationen. In <strong>der</strong> Tonfraktion dominieren<br />

Zweischichttonminer<strong>al</strong>e, bes. Kaolinit,<br />

was die niedrige KAK erklärt.<br />

Physik<strong>al</strong>ische Eigenschaften<br />

Stabiles Mikrogefüge (Pseudosand), oft schwach<br />

ausgeprägtes Makrogefüge; leicht zu bearbeiten;<br />

enges Schluff/Ton-Verhältnis, da Schluffpartikel<br />

durch intensive Verwitterung zerstört werden;<br />

geringe Lagerungsdichte, hohes PV;<br />

gute Wasserleitfähigkeit, hohe Infiltrationsrate;<br />

geringe nWSK; Wasserstress kann Biomasseproduktion<br />

vorübergehend hemmen;<br />

gelbe Ferr<strong>al</strong>sole sind reich an Go<strong>et</strong>hit, in rötlichen<br />

höhere Anteile an Hämatit.<br />

Chemische Eigenschaften<br />

Kaum primäre verwitterbare Miner<strong>al</strong>e; Schluffund<br />

Sandfraktion enth<strong>al</strong>ten verwitterungsresistente<br />

Miner<strong>al</strong>e (Quarz);<br />

Tonfraktion: LACs (1 : 1-Tonminer<strong>al</strong>e, v. a. Kaolinit);<br />

hoher Anteil an Sesquioxiden (Go<strong>et</strong>hit, Hämatit,<br />

Gibbsit);<br />

pH(H 2 O)-Werte im Unterboden meist um 5; im<br />

A-Horizont unter W<strong>al</strong>d bis <strong>et</strong>wa 6,5 (wegen des<br />

Basenpumpeneffekts <strong>der</strong> Bäume);<br />

BS im Unterboden entsprechend niedrig, im<br />

A-Horizont höher;<br />

ferr<strong>al</strong>ic** Horizont: KAK pot < 16 cmol(+) kg –1 Ton;<br />

pH-abhängige variable Ladung durch Kaolinit<br />

und Sesquioxide;<br />

geringe Gesamtbasenreserve:<br />

Σ Ca min+aust +Mg min+aust +K min+aust +Na min+aust<br />

< 25 cmol(+) kg –1 FE;<br />

Al o und Fe o niedrig; Al d und Fe d hoch;<br />

hohe P-Fixierungskapazität;<br />

Al-, Mn-, Fe-Toxizität möglich.<br />

Biologische Eigenschaften<br />

Unter W<strong>al</strong>d hohe mikrobielle Aktivität, da kontinuierlich<br />

feucht und warm;<br />

tiefgründig, gute Durchwurzelbarkeit.<br />

Vorkommen und Verbreitung<br />

Ferr<strong>al</strong>sole sind unter tropischen Regenwäl<strong>der</strong>n sowie<br />

in <strong>der</strong> Feuchtsavanne weit verbreit<strong>et</strong>. Sie entwickeln<br />

sich oft auf <strong>al</strong>ten reliefarmen Landoberflächen<br />

ohne jüngere Orogenese, quartäre Vergl<strong>et</strong>scherung<br />

und wesentliche Staub<strong>ein</strong>träge. Charakteristische<br />

Ausgangsmateri<strong>al</strong>ien sind Deckschichten<br />

umgelagerter Sedimente o<strong>der</strong> auch m<strong>et</strong>amorphe<br />

und magmatische Gest<strong>ein</strong>e. Die Entwicklung<br />

des ferr<strong>al</strong>ic** Horizonts schreit<strong>et</strong> auf Si-armen Gest<strong>ein</strong>en<br />

rascher voran <strong>al</strong>s auf Si-reichen.<br />

<strong>Welt</strong>weit nehmen Ferr<strong>al</strong>sole ca. 750 · 10 6 ha <strong>ein</strong>,<br />

vor <strong>al</strong>lem in den äquatori<strong>al</strong>en Regenw<strong>al</strong>dgebi<strong>et</strong>en<br />

S-Amerikas (Amazonien), Zentr<strong>al</strong>afrikas und z. T.<br />

S-O-Asiens. Sie sind oft mit Acrisolen, Nitisolen, Plinthosolen<br />

und stark verwitterten Cambisol-Varianten<br />

vergesellschaft<strong>et</strong>. Erodierte Reste gibt es auch in den<br />

Mittelbreiten; solche P<strong>al</strong>äoböden zeugen von früheren<br />

wärmeren und feuchteren Umweltbedingungen.<br />

Nutzung und Gefährdung<br />

Im Regenw<strong>al</strong>d geschlossener Stoffkreislauf (Streuf<strong>al</strong>l,<br />

-zers<strong>et</strong>zung, Nährstofffreis<strong>et</strong>zung, rasche Nährstoffentnahme<br />

aus den Oberbodenhorizonten); kaum<br />

Nährstoffauswaschung. Tiefwurzler nutzen die Nährstoffe<br />

tiefer Bodenlagen mit höheren Anteilen an<br />

HACs und verwitternden Primärminer<strong>al</strong>en. W<strong>al</strong>drodung<br />

unterbricht den Nährstoffkreislauf; es folgt<br />

starker Humusschwund, hohe Nährstoffauswaschung,<br />

Bodenverdichtung. Shifting cultivation ist<br />

nachh<strong>al</strong>tig, wenn auf <strong>ein</strong>ige Jahre Nutzung <strong>ein</strong>e<br />

W<strong>al</strong>dbrache von ca. 10–20 Jahren folgt.<br />

I · Immerfeuchte Tropen (tropische Regenw<strong>al</strong>dgebi<strong>et</strong>e)<br />

DBG: Ferr<strong>al</strong>lite<br />

FAO: Ferr<strong>al</strong>sols<br />

ST: Oxisols<br />

Nutzungspotenzi<strong>al</strong> bestimmt durch gute physik<strong>al</strong>ische,<br />

aber ungünstige chemische Eigenschaften.<br />

Sorgfältige Humuswirtschaft notwendig, da Nährstoffe<br />

vor rascher Auswaschung geschützt werden,<br />

wenn sie an Huminstoffe adsorbiert sind. Rodung<br />

mit schweren Maschinen (mechanized clearing) ökologisch<br />

problematisch, da oft Abtragung des humosen<br />

A-Horizonts. Dauerfeldbau und intensive Beweidung<br />

nur nachh<strong>al</strong>tig mit hohem Input (K<strong>al</strong>k, bes. P,<br />

neben N, K, S, Ca, Mg und Spurenelementen wie B,<br />

Cu und Zn; oft Pestizidapplikation). Behebung des<br />

P-Mangels durch Rohphosphate (langsam reagierend,<br />

<strong>ein</strong>ige t ha –1 erfor<strong>der</strong>lich) und Supertripelphosphate<br />

(leicht löslich, kl<strong>ein</strong>e Mengen wurzelnah<br />

zu applizieren). Wechsel Acker/Weide mit N-<br />

bindenden Futterpflanzen för<strong>der</strong>t Humusaufbau.<br />

Minimum o<strong>der</strong> zero tillage wirken Erosion entgegen.<br />

Agroforstwirtschaft ist vielversprechend. Unterscheidung<br />

zwischen Simultanbrache (Anbau annueller<br />

Pflanzen unter teils N-bindenden Gehölzen)<br />

und Intensivbrache (Wechsel zwischen Ackernutzung<br />

und rasch wachsenden bodenverbessernden<br />

Baumkulturen). Wegen <strong>der</strong> stabilen Struktur ist die<br />

Erosionsgefahr unter Baumveg<strong>et</strong>ation relativ gering.<br />

Erfolg versprechend sind Experimente mit „Biochar“<br />

(mit Nährstoffen angereicherter pyrolysierter<br />

Kohlenstoff), <strong>der</strong> geeign<strong>et</strong> ersch<strong>ein</strong>t zur Überwindung<br />

<strong>der</strong> ungünstigen chemischen Eigenschaften<br />

(s. Anthrosole, Abschnitt K).<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Klassifikation<br />

Präfix-Qu<strong>al</strong>ifier. Gibbsic · Posic · Geric · V<strong>et</strong>ic · Folic · Technic · Andic<br />

Fractiplinthic · P<strong>et</strong>roplinthic · Pisoplinthic · Plinthic · Mollic · Acric<br />

Lixic · Umbric · Haplic<br />

Suffix-Qu<strong>al</strong>ifier. Sombric · Manganiferric · Ferric · Colluvic · Humic<br />

Alumic · Dystric · Eutric · Ruptic · Oxyaquic · Densic · Arenic · Siltic<br />

Clayic · Rhodic · Xanthic · Transportic · Novic<br />

Qu<strong>al</strong>ifier für die Erstellung von Kartenlegenden<br />

Main Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. Gibbsic · Posic/Geric · P<strong>et</strong>roplinthic/Fractiplinthic/Pisoplinthic/Plinthic<br />

· Folic · Mollic/Umbric · Acric/Lixic<br />

Humic · Rhodic/Xanthic · Haplic<br />

Option<strong>al</strong> Map Unit Qu<strong>al</strong>ifier. Alumic · Andic · Arenic · Clayic · Colluvic<br />

· Densic · Dystric · Eutric · Ferric · Manganiferric · Novic · Oxyaquic<br />

Ruptic · Siltic · Sombric · Technic · Transportic · V<strong>et</strong>ic<br />

Profilcharakteristik · Ausgewählte Bodenkennwerte <strong>ein</strong>es Rhodic Ferr<strong>al</strong>sol aus umgelagerten Deckschichten<br />

Diagnostika<br />

Ferr<strong>al</strong>ic** Horizont (diagnostischer UBH)<br />

Sandiger Lehm o. f<strong>ein</strong>körniger, < 80 Vol.-% Skel<strong>et</strong>t (Kies, St<strong>ein</strong>e,<br />

pisoplinthische Konkr<strong>et</strong>ionen, P<strong>et</strong>roplinthit-Bruchstücke);<br />

KAK pot < 16 cmol(+) kg –1 Ton sowie KAK eff (Σ <strong>der</strong> austauschbaren<br />

Basen-Kationen + Austauschacidität in<br />

1 M KCl) < 12 cmol(+) kg –1 Ton;<br />

mindestens <strong>ein</strong>es <strong>der</strong> folgenden Merkm<strong>al</strong>e:<br />

– < 10 % wasserdispergierbarer Ton;<br />

– geric** Eigenschaften;<br />

– ≥ 1,4 % C org ;<br />

< 10 % (Partikelzahl) verwitterbare Miner<strong>al</strong>e in <strong>der</strong> Fraktion<br />

50–200 μm;<br />

k<strong>ein</strong>e andic** o<strong>der</strong> vitric** Eigenschaften;<br />

Mächtigkeit ≥ 30 cm.<br />

Weitere Definitionen für Ferr<strong>al</strong>sole<br />

Ein argic** Horizont darf nur vorhanden s<strong>ein</strong>, wenn er in<br />

s<strong>ein</strong>en obersten 30 cm mindestens <strong>ein</strong>es <strong>der</strong> folgenden<br />

Merkm<strong>al</strong>e aufweist: a)

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