Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas
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B · Bore<strong>al</strong>e Zone (Taiga; k<strong>al</strong>t-gemäßigte Zone)<br />
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Bore<strong>al</strong>e Zone (Taiga; k<strong>al</strong>t-gemäßigte Zone) · Böden und ihre Verbreitung<br />
Bodenbildung<br />
Die steuernden Faktoren sind: Das k<strong>al</strong>te bis<br />
k<strong>al</strong>tgemäßigte, semiaride bis (sub)humide Klima,<br />
das sanfte, durch Glazi<strong>al</strong>erosion geformte Relief,<br />
die m<strong>et</strong>amorphen und magmatischen Gest<strong>ein</strong>e<br />
<strong>der</strong> geologischen Schilde (anstehend o<strong>der</strong> von<br />
Decksedimenten wie Moränen, San<strong>der</strong>n, Löss<br />
o<strong>der</strong> fluvioglazigenen Substraten überlagert) sowie<br />
<strong>der</strong> Permafrost. Auf gut dränierten Standorten<br />
dominiert die chemische Verwitterung, in<br />
erster Linie durch aggressive Säuren und Komplexbildner,<br />
die <strong>ein</strong>e starke Auswaschung aus<br />
dem Oberboden mit Verlagerung <strong>der</strong> gelösten<br />
Stoffe in den Unterboden zur Folge hat. Auf vernässten<br />
Standorten dominieren Vergleyung und<br />
Moorbildung.<br />
Böden<br />
Im ozeanisch geprägten Teil mit höherem Feuchtigkeitsüberschuss<br />
kommt es beson<strong>der</strong>s im Bereich<br />
des diskontinuierlichen Permafrosts zu verbreit<strong>et</strong>er<br />
periodischer Staunässe, während in ausgedehnten<br />
Nie<strong>der</strong>ungen (Westsibirien, Finnland,<br />
Hudsonbay, Alaska) hochanstehendes Grundwasser<br />
vorherrscht. Da die Streu auf vernässten<br />
Standorten nur langsam abgebaut wird, bilden<br />
sich Torfe und/o<strong>der</strong> Rohhumus.<br />
In den Nie<strong>der</strong>ungen dominieren daher hydromorphe<br />
Böden, vor <strong>al</strong>lem Gleysole und Histosole.<br />
Auf gut dränierten Standorten überwiegen Podzole<br />
(W- und O-Kanada, Skandinavien, W-Russland).<br />
Ab dem südlichen Mischw<strong>al</strong>dbereich wird<br />
Tonverlagerung bedeutsam, die häufig zu Staunässe<br />
und Oberbodenbleichung führt, teils auch<br />
zu <strong>ein</strong>em zungenförmigem Hin<strong>ein</strong>ragen des gebleichten<br />
Oberbodens in den tonreicheren Unterboden.<br />
Nach den vorherrschenden Merkm<strong>al</strong>en<br />
unterscheid<strong>et</strong> man Stagnosole, Albeluvisole, Alisole<br />
und Luvisole (l<strong>et</strong>ztere in Gunstlagen wie<br />
z. B. SO-Karelien, Kasachstan, Alberta, Saskatchewan).<br />
Hinzu kommen Planosole, wenn <strong>der</strong><br />
Wasserstau durch <strong>ein</strong>en abrupten** Bodenartenwechsel<br />
ausgelöst wird. In vielen Hochgebirgen<br />
kommen <strong>al</strong>s typische Ersch<strong>ein</strong>ung des hypsographischen<br />
Formenwandels ähnliche Böden<br />
wie in <strong>der</strong> Bore<strong>al</strong>en Zone vor, z. B. Cryosole,<br />
Histosole, Gleysole, Podzole und Cambisole<br />
(„mountain taiga“).<br />
Der subhumide, kontinent<strong>al</strong>e Bereich <strong>der</strong> Bore<strong>al</strong>en<br />
Zone (Zentr<strong>al</strong>- und Ostsibirien, N-Alberta)<br />
wird großteils von <strong>ein</strong>er kontinuierlichen Permafrosttafel<br />
unterlagert. Auf ihr sind Cryosole häufig,<br />
in Senken auch Histosole, und wenn <strong>der</strong> Permafrost<br />
erst in größerer Tiefe beginnt, kommen<br />
Gleysole hinzu. Im Mittel- und Ostsibirischen<br />
Bergland sowie in den Gebirgen um den Baik<strong>al</strong>see<br />
tr<strong>et</strong>en südexponiert verbreit<strong>et</strong> Cambisole auf, in<br />
Kuppenlagen kryoturbat gestörte Leptosole und<br />
an nordexponierten Hängen Podzole, Übergänge<br />
zwischen Podzolen und Cambisolen (russ.<br />
Podbure) und Umbrisole. Die Senken werden von<br />
Histosolen und Gleysolen und die intramontanen<br />
Ebenen von Phaeozemen <strong>ein</strong>genommen.<br />
Ein klimatischer Son<strong>der</strong>f<strong>al</strong>l sind die hochkontinent<strong>al</strong>en,<br />
z. T. semiariden Regionen um das<br />
Jakutische Becken in Ostsibirien sowie das Peace-<br />
River-Gebi<strong>et</strong> in Kanada. Unter dem Einfluss extremer<br />
Temperaturschwankungen und sehr geringer<br />
Nie<strong>der</strong>schläge (< 300 mm a –1 ) sind hier<br />
Böden mit geringer Verlagerungstendenz (Cambisole)<br />
bis hin zu solchen mit saison<strong>al</strong> aszendentem<br />
Stofffluss und semiariden Merkm<strong>al</strong>en wie<br />
Solon<strong>et</strong>ze entstanden. Auch Chernozeme wurden<br />
beschrieben.<br />
Im Fernen Osten, auf Kamtschatka, den Kurilen<br />
und auf Hokkaido, bild<strong>et</strong>en sich aus Gest<strong>ein</strong>en des<br />
zirkumpazifischen Andesitvulkanismus Andosole;<br />
diese kommen auch auf Island vor.<br />
Mit zunehmen<strong>der</strong> Klimaerwärmung ist ähnlich<br />
wie in <strong>der</strong> Cryosol-Landschaft mit <strong>ein</strong>er beachtlichen<br />
Freis<strong>et</strong>zung klimarelevanter Gase (CO 2 ,<br />
N 2 O, CH 4 ) durch beschleunigten Humusabbau zu<br />
rechnen. Problematisch ist insbeson<strong>der</strong>e die<br />
Freis<strong>et</strong>zung von CH 4, dessen Treibhauspotenzi<strong>al</strong><br />
mindestens 25fach höher ist <strong>al</strong>s jenes von CO 2 .<br />
(M<strong>et</strong>han kann jedoch im Gegensatz zu CO 2 in <strong>der</strong><br />
Atmosphäre langfristig wie<strong>der</strong> abgebaut werden. )<br />
Tatsächlich lassen sich in <strong>der</strong> Atmosphäre über<br />
den sibirischen Mooren und an<strong>der</strong>en Feuchtgebi<strong>et</strong>en<br />
deutlich erhöhte M<strong>et</strong>hankonzentrationen<br />
nachweisen. Beson<strong>der</strong>s hohe Emissionen<br />
weisen Thermokarstseen auf, in denen sich CH 4<br />
aus ursprünglich in Permafrost sequestrierter<br />
organischer Substanz bild<strong>et</strong> (W<strong>al</strong>ter <strong>et</strong> <strong>al</strong>. 2007).<br />
Die oft hohen Humusvorräte bore<strong>al</strong>er Böden<br />
enth<strong>al</strong>ten vielfach anorganische und organische<br />
Schadstoffe, die z. B. über den Luftpfad <strong>ein</strong>g<strong>et</strong>ragen<br />
werden. So finden sich z. B. in Folic* Histosolen<br />
<strong>der</strong> Nördlichen K<strong>al</strong>k<strong>al</strong>pen zwei Maxima<br />
des Isotops 137 Cs. Das in ca. 30–40 cm Tiefe liegende<br />
ist <strong>ein</strong>e Folge <strong>der</strong> oberirdischen Atombombenversuche,<br />
während das obere unmittelbar<br />
nach <strong>der</strong> Tschernobyl-Katastrophe <strong>ein</strong>g<strong>et</strong>ragen<br />
wurde.