Zech et al. - 2014 - Böden der Welt ein Bildatlas
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B.2 · Gleysole (GL)<br />
15<br />
Eutric Mollic Gleysol (Fluvic, Siltic) aus holozänem Schwemmlöss im<br />
Rh<strong>ein</strong>t<strong>al</strong>. Der Ap-Horizont in den obersten 25 cm ist <strong>al</strong>s anthric** Horizont<br />
anzusprechen. Darunter folgen <strong>der</strong> orange gefärbte Oxidationshorizont<br />
(Bl) und <strong>der</strong> überwiegend vernässte und reduzierte Cr-Horizont<br />
St<strong>et</strong>iger kapillarer Aufstieg von Fe 2+ -reichem Grundwasser kann zur<br />
Akkumulation beachtlicher Mengen an Eisenoxiden im Oxidationshorizont<br />
führen. Dieses sogenannte Raseneisenerz (bog iron) wurde<br />
früher zur Eisenverhüttung abgebaut. Die Aufnahme zeigt <strong>ein</strong> Band<br />
rostroter Fe-Konkr<strong>et</strong>ionen in <strong>ein</strong>em humosen Oberboden<br />
Eutric Histic Gleysol aus <strong>al</strong>luvi<strong>al</strong>en Sedimenten im oberbayerischen<br />
Jungmoränengebi<strong>et</strong>. Das Grundwasser sitzt so hoch, dass auf den Ahl-<br />
Horizont direkt <strong>der</strong> reduzierte Cr-Horizont folgt<br />
Bodenbildende Prozesse<br />
Vergleyung<br />
Typisch für semiterrestrische Böden. Gleysole weisen im Oberboden<br />
auf den Aggregatoberflächen Rostflecken auf (Bl-Horizont),<br />
die durch hoch anstehendes Grundwasser o<strong>der</strong> oberflächennahes<br />
Hangzugwasser hervorgerufen werden. Der<br />
Unterboden (Br, Cr) ist ständig vernässt und reich an Reduktionsfarben.<br />
Steht das Grundwasser sehr hoch an, kann <strong>der</strong><br />
Bl-Horizont fehlen, bei sehr sauerstoffreichem Grundwasser<br />
ist <strong>der</strong> Br- o<strong>der</strong> Cr-Horizont nur schwach ausgeprägt.<br />
Der Grund für diese redoximorphen Merkm<strong>al</strong>e ist anh<strong>al</strong>ten<strong>der</strong><br />
Sauerstoffmangel des Grundwassers, das reliefbedingt<br />
in Mulden und f<strong>ein</strong>körnigen Auen- bzw. Marschsedimenten<br />
nur sehr langsam fließt. Bei niedrigem Redoxpotenzi<strong>al</strong> kommt<br />
es zur Mobilisierung <strong>der</strong> Fe- und Mn-Verbindungen, die je<br />
nach Art <strong>der</strong> vorherrschenden Wasserpotenzi<strong>al</strong>e later<strong>al</strong> mit<br />
dem Grundwasserstrom o<strong>der</strong> aszendent mit dem Kapillarwasser<br />
verlagert werden. Im l<strong>et</strong>zten F<strong>al</strong>l wan<strong>der</strong>n sie in den<br />
Kapillaren des Porensystems bis in den Bereich <strong>der</strong> luftgefüllten<br />
Grobporen, wo Fe 2+ und Mn 2+ <strong>al</strong>s Oxide auf<br />
Aggregatoberflächen (extrovertiert) ausf<strong>al</strong>len und dort den<br />
über dem reduktimorphen Cr- bzw. Br-Horizont liegenden<br />
rostfleckigen oximorphen Bl-Horizont bilden.<br />
K<strong>al</strong>kreiches Grundwasser führt durch aszendente kapillare<br />
Verlagerung von Ca 2+ , zusammen mit HCO 3– , ggf. zur<br />
Ausfällung von Wiesenk<strong>al</strong>k (Alm) im Kapillarwassersaum<br />
(C<strong>al</strong>cic*).<br />
Oximorpher Bl (rH ≥ 20). Oxidation <strong>der</strong> mit dem Kapillarwasser<br />
aufsteigenden Fe 2+ - und Mn 2+ -Ionen und anschließende<br />
Ausfällung <strong>al</strong>s rostbraune bis orangefarbene Überzüge<br />
(Ferrihydrit, Go<strong>et</strong>hit, seltener Lepidokrokit) auf Aggregatoberflächen<br />
und/o<strong>der</strong> in Wurzelröhren, die über Grobporen<br />
in Kontakt mit Luftsauerstoff stehen. Jarositflecken sind<br />
hingegen gelb (Thionic*). Bei tiefem pH tritt im oximorphen<br />
Horizont <strong>ein</strong>e erhöhte Anionenaustauschkapazität auf.<br />
Starke Anreicherung von Fe im oximorphen Horizont<br />
führt zur Bildung von Raseneisenerz (P<strong>et</strong>rogleyic*) und in<br />
den Tropen zur Entstehung von Plinthit (Plinthic*).<br />
Reduktimorpher Br o<strong>der</strong> Cr (rH < 20). Graue (in Sanden),<br />
blaue, blaugrüne (in Lehmen, Tonen) o<strong>der</strong> schwarze (in sulfidh<strong>al</strong>tigen<br />
Substraten) Reduktionsfarben, ständig wassergesättigt,<br />
O 2 -Mangel; aszendente Verlagerung von Fe 2+ und<br />
Mn 2+ in den Kapillaren.<br />
In <strong>der</strong> bore<strong>al</strong>en Ökozone för<strong>der</strong>t Permafrost die Vergleyung,<br />
da sich über dem wasserstauenden Cf-Horizont (Gelic*)<br />
zunächst <strong>ein</strong> reduzierter Br- o<strong>der</strong> Cr-Horizont und darüber<br />
<strong>der</strong> oxidierte Bl-Horizont ausbilden kann.<br />
Grafik nach Hintermaier-Erhard und <strong>Zech</strong> (1997).