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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Theoretische Ansätze<br />

„Die“ türkische Community oder „die“ Ausländer, Migranten etc. gibt es nicht.<br />

Zu unterschiedlich haben sich die Biographien <strong>und</strong> Lebensbed<strong>in</strong>gungen der<br />

Migranten <strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r Nachkommen ausdifferenziert – vor allem zwischen den,<br />

aber auch <strong>in</strong>nerhalb der Generationen. Wohlstand, Aufstieg <strong>in</strong> die Mittel schichten,<br />

gesellschaftliche Teilhabe <strong>und</strong> <strong>um</strong>fassender Zugang zu Bildung bleiben aber<br />

nach wie vor nur e<strong>in</strong>er M<strong>in</strong>derheit der Migranten vorbehalten. Deutsche Sprachkenntnisse<br />

– e<strong>in</strong>e wichtige Ressource, <strong>um</strong> <strong>in</strong> <strong>in</strong>terkulturellen <strong>Konflikte</strong>n bestehen<br />

zu können – s<strong>in</strong>d bei Teilgruppen der Migranten e<strong>in</strong>schließlich Angehörigen der<br />

zweiten <strong>und</strong> dritten Generation nur mangelhaft vorhanden. So werden die Unterschiede<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Migrantengruppen immer auffälliger. E<strong>in</strong>ige wenige, <strong>in</strong><br />

Politik <strong>und</strong> Kultur betrieb arrivierte Angehörige ethnisch-kultureller M<strong>in</strong>der heiten<br />

erhalten die Aufmerksamkeit von Medien, Talkshows <strong>und</strong> Magaz<strong>in</strong>en. H<strong>in</strong> gegen<br />

läst sich <strong>in</strong> Bezug auf solche Stadtviertel wie Berl<strong>in</strong>-Kreuzberg, Duis burg-Marxloh<br />

oder -Bruckhausen von der Herausbildung e<strong>in</strong>es „ethnischen Sub proletariats“<br />

(vgl. SEIDEL 2001) sprechen, welchem sich ka<strong>um</strong> Chancen gesellschaftlicher<br />

Teilhabe eröffnen <strong>und</strong> selbst vice versa tendenziell e<strong>in</strong>e Schlie ßung gegenüber<br />

der Mehrheitsgesellschaft praktiziert. Zwischen diesen Ex tremen stehen jene<br />

Migranten, die den Aufstieg <strong>in</strong> die Mittelschichten suchen oder bereits gef<strong>und</strong>en<br />

haben.<br />

Geme<strong>in</strong>sam dürften fast allen Migranten, wenn auch <strong>in</strong> unterschiedlichem Maße,<br />

Ausgrenzungs erfahrungen se<strong>in</strong>; ausländer fe<strong>in</strong>dliche Gewalttaten haben sich im<br />

Bewusstse<strong>in</strong> vieler Migranten verankert. Man kann davon ausgehen, dass diese bei<br />

der Wahrnehmung konkreter ethnisch-kultureller <strong>Konflikte</strong> im Bewusst se<strong>in</strong> vieler<br />

Migranten als H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>folie vor handen s<strong>in</strong>d, vor deren H<strong>in</strong>ter gr<strong>und</strong> die aktuellen<br />

<strong>Konflikte</strong> wahrgenommen <strong>und</strong> bewertet werden. Unüber sehbar ist die noch immer<br />

starke Orientierung auf die Herkunftsländer bei vielen Migranten organisationen,<br />

was sich bei türkisch-sunnitischen Moschee dachverbänden als Türkeibezug äußert<br />

(vgl. TEZCAN 2000, S. 407). Beim Nachvollziehen der Fallstudien darf dabei nicht<br />

außer Acht gelassen werden, dass sich die Situation der Migranten <strong>und</strong> der Migrantenorganisationen<br />

von Beg<strong>in</strong>n der neunziger Jahre bis heute, auch <strong>in</strong> Richtung<br />

e<strong>in</strong>er zunehmenden Etablie rung <strong>und</strong> Re-Orientierung an b<strong>und</strong>es republikanischen<br />

Verhältnissen, bereits verändert hat.<br />

4.4 Der Blick auf die Mehrheitsgesellschaft: Ursachen von eth nischku<br />

lturellen Kon� ikten <strong>und</strong> Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit (theore tische<br />

Ansätze)<br />

Um Spannungen zwischen verschiedenen Ethnien oder Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit<br />

adäquat erklären zu können, müssen m. E. soziobiologische, psychologische,<br />

mikro- <strong>und</strong> makro soziale Faktoren <strong>und</strong> Prozesse berücksichtigt werden. Die Bedeutung<br />

der Erkenntnis, dass Fremdheit (auch) e<strong>in</strong>e soziale Konstruktion darstellt, die<br />

Unterscheidung von Eigenem <strong>und</strong> Fremdem anhand sozial regulierter, bisweilen<br />

höchst kont<strong>in</strong>genter Zuschreibungsprozesse erfolgt (ZFT 1995, S. 25), ist sicherlich<br />

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