Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

Fallbeispiel Gladbeck
��Das religiöse „Kerngeschäft“ des Moscheevereins wird, bei allen nach außen
gerich teten Aktivitäten, nicht vernachlässigt. Neben einem hauptamtlichen Imam
verfügt der Verein über eine Theologin, die interessierten Frauen und Mäd chen
Religionsunterricht erteilt.
��Auch der themenzentrierte interkulturelle und interreligiöse Dialog wurde in
der Moschee in mehreren Veranstaltungen eingeübt und gep� egt. Der Autor
selbst war Gast einer gutbesuchten Gesprächsveranstaltung zwischen Ange höri
gen katholischer Gladbecker Pfarreien und des Moscheevereins im Herbst
2000. Dabei wurden beispielsweise von einer jungen muslimischen Diskutantin
inter generationelle Kon� ikt felder innerhalb der muslimischen Familien offen
ausge sprochen und erhielten so ein Forum vor den Angehörigen der älteren Generation.
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��Die Gladbecker Politik nutzt die Moschee ebenfalls als Forum. Bürgermeister
Schwer hoff hielt bisher mehrere Ansprachen im Anschluss an das Freitags gebet
in der Moschee, in denen er auch die kleineren und größeren Probleme deutschtürkischen
Zusammen lebens aus seiner Sicht thematisierte. Ebenso waren verschiedene
Vertreter der Gladbecker SPD bereits mehrfach in der Moschee. „Zu einem
offenen Ort der Begegnung und des Austausches sei die Moschee an der Wielandstraße
geworden“, so gab denn die Lokalpresse den Bürgermeister anlässlich
der Feier des Fastenbrechens bereits 1999 wieder. Und weiter: „Die Hoffnungen
und Wünsche, die das of� zielle Gladbeck an die Moschee geknüpft habe, seien in
Erfüllung gegangen, unterstrich Schwerhoff.“ 30
So erfährt die Moschee in der Gladbecker Stadtgesellschaft mittlerweile eine
hohe, von vielen Gesprächspartnern bestätigte Akzeptanz. Für die Gladbecker
Stadt entwicklungs planerin Paß-Claßen, zuständig für die Umsetzung des Pro jek tes
„Soziale Stadt“ im Stadtteil Butendorf, ist der Moscheeverein in den letzten Jahren
ein „wesentlicher Netz werkpartner“ im Stadtteil geworden. 31 Trotzdem äußer te
sich ein Kommunal politiker aus dem Stadtteil Butendorf im Interview im Herbst
2000 in dem Sinne, dass Teile der örtlichen Bevölkerung immer noch Vor behalte
gegen die Moschee hätten. 32 Dies mag als Hinweis dafür gelten, dass Einstellungen
zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen sich nicht ohne weiteres in wenigen
Jahren ändern lassen, und interkulturelle Lern- und Öffnungsprozesse nur Teile der
Bevölkerung erreichen. Allerdings hat der Glad becker Moscheeverein bisher das
Seinige zu diesen Öffnungsprozessen getan.
28 Vgl. Stadtspiegel Gladbeck, 20.1.1999: „Auf gute Nachbarschaft“; WAZ Gladbeck, 6.4.1999:
„Achtung entgegenbringen“.
29 Vgl. WAZ Gladbeck, 2.11.2000: „Gegenseitiges Verständnis ist wichtig fürs Miteinan der“.
30 RN Gladbeck, 9.1.1999: „Gemeinsames Gebet als ermutigendes Erlebnis“.
31 Telefonisches Gespräch, März 2001.
32 Interview Gladbeck, Oktober 2000.
33 Zum Begriff des kalten Konflikts vgl. Kap. 6.1.4.
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