Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

Teil I - Kap. 2
sich aber auch in dem Sinne deuten lässt, dass letztendlich entsprechende Themen
und Fragen unter der „städtebaulichen diskursiven Oberfläche“ verborgen blieben.
Anderer seits war die Bürgerversammlung damals bereits per se ein lokales interkultu
relles Ereignis: aufgrund der Thematik, der Besetzung des Podiums und der
Rede beiträge von Seiten der Podiums teilnehmer.
Nach der Bürgerversammlung wurde die Genehmigung der Moschee zügig
weiter verfolgt. Zwischen zeitlich meldete sich eine Gruppe von Anwohnern in
der Presse zu Wort, die eine Verlagerung des Moscheestandorts forderte. Öffentlich
argumentierte sie lediglich mit städtebaulichen Argumenten gegen den
Moschee bau, insbesondere mit einem befürchteten „Verkehrschaos“ in der Wielandstraße
an hochrangigen islamischen Feiertagen. 17 Ethnisch-kulturelle oder
religions bezogene Argumente, wie etwa bei der Lüner Anwohnerinitiative, wurden
zumindest öffentlich nicht geäußert. Schließlich wurde die Geneh migung für die
Moschee 1995 erteilt, als eine Ausnahme genehmigung angesichts des offiziell
noch laufenden Bebauungsplanverfahrens. Das Bebauungs plan verfahren wurde
später nicht mehr weiter verfolgt. Im Oktober 1995 fand die Grund steinlegung zur
Moschee statt.
1.5 Bauphase und architektonischer Entwurf
Der ursprüngliche architektonische Entwurf wurde von Architekt Mustafa Erkal,
auch im Hinblick auf den neuen Standort an der Wielandstraße, mehrfach modifiziert.
Dominiert wird der zweigeschossige Bau von einem 22 Meter langen,
zwei Meter dreißig schmalen Minarett, das sich am osmanischen Stil orientiert
(Abb. 2-2). Die vier Meter hohe Kuppel mit einem Durchmesser von zehn Metern
erhebt sich über dem Gebetsraum, während der restliche Bau von einem Flachdach
bedeckt ist, auf dem sich mehrere kleine Kuppeln erheben.
Im Erdgeschoss befindet sich unter der Kuppel der Gebetsraum der Männer,
während die Frauen auf der darüber liegenden Empore beten. Im Kellergeschoss
sind eine Teestube und ein Jugendraum untergebracht, im Erdgeschoss Büro- und
Vorstandsräume und im Obergeschoss zwei Schulungsräume (Abb. 2-3).
Nicht einfach, aber bewältigbar war die Finanzierung des rund drei Millionen
Mark teuren Baus. Der Moscheeverein war dabei vor allem auf Spenden seiner
Mit glieder angewiesen. Der Vorsitzende ging von Haus zu Haus, um Spenden zu
sam meln; eine ganze Reihe von Muslimen gab dem Verein nicht unbeträchtliche
zins lose Kredite. Türkische Frauen verschenkten ihr Gold, und auch einige Deutsche
spendeten für den Bau. 18 Das Minarett wurde gestiftet von der türki schen
Stadt Alanya, welche mit Gladbeck seit Anfang der neunziger Jahre eine Städtepartnerschaft
verbindet.
17 Vgl. Stadtspiegel Gladbeck, 24.5.1995: „Moscheebau: Anwohner befürchten Probleme in Bezug
auf den Verkehr“.
18 Interview Moscheeverein, August 1999.
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