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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Teil III - Kap. 6<br />

E<strong>in</strong>zelfall auch exklusivistische Wahrheits ansprüche des Christent<strong>um</strong>s weitgehend<br />

unge brochen tradiert werden.<br />

Die theologische <strong>und</strong> dogmatische Neubewertung anderer Weltreligionen ermöglichte<br />

<strong>und</strong> die faktischen Verhältnisse des Zusammenlebens <strong>in</strong> den Städten <strong>und</strong><br />

Stadt teilen verlangte von christlicher Seite die Aufnahme e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>terreligiösen Dialogs<br />

mit Muslimen <strong>und</strong> muslimischen Organisationen. Dialog der Religionen statt<br />

Konfrontation <strong>und</strong> Aufbau von Fe<strong>in</strong>d bildern wurde z<strong>um</strong> neuen syste matisch- wie<br />

lebenspraktisch-theologischen Paradigma. In den quantitativ rapide anwachsenden<br />

lokalen <strong>und</strong> überregionalen Dialog <strong>in</strong>itiativen zwischen Christen <strong>und</strong> Muslimen<br />

<strong>und</strong> unter teilweiser E<strong>in</strong>beziehung von Juden wird häufig zunächst an die zahlreichen<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten der Religionen angeknüpft (Übere<strong>in</strong> stimmungen im<br />

Gottes verständnis; Judent<strong>um</strong>, Christent<strong>um</strong> <strong>und</strong> Islam als „abrahamische Schwesterreligionen“;<br />

Jesus als Prophet im Islam; Biblische Erzäh lungen im Islam etc.). E<strong>in</strong>e<br />

tiefergehende Dialogarbeit, die über erste Begeg nungen h<strong>in</strong>ausreicht, erfordert von<br />

beiden Seiten die kont<strong>in</strong>uierliche Bereit schaft zu hohem Engagement – weshalb <strong>in</strong><br />

der Realität die bestehenden Dialog r<strong>und</strong>en <strong>in</strong> vielen, nicht <strong>in</strong> allen Fällen auf e<strong>in</strong>em<br />

eher oberflächlichen Niveau stehen bleiben (vgl. ALBERT 1998). Damit soll ke<strong>in</strong>esfalls<br />

der Wert e<strong>in</strong>er ersten (oder darauf aufbauender weiterer) Begegnung zwischen<br />

muslimischen <strong>und</strong> christ lichen Geme<strong>in</strong>den <strong>in</strong> Abrede gestellt werden.<br />

Zahlreiche Publikationen wurden mittlerweile von kirchlichen Institutionen z<strong>um</strong><br />

Islam <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> veröffentlicht. Auf katholischer Seite wurde 1993 von der<br />

deutschen Bischofs konferenz e<strong>in</strong>e pastorale Handreichung z<strong>um</strong> Thema „Christen<br />

<strong>und</strong> Muslime <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“ herausgegeben (= BISCHOFSKONFERENZ 1993). 1998<br />

hat das Bist<strong>um</strong> Rottenburg-Stuttgart <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Erklärung den Bau von <strong>Moscheen</strong>,<br />

die auch von außen durch Symbole erkennbar s<strong>in</strong>d, ausdrücklich begrüßt. 66 Auf<br />

evangelischer Seite s<strong>in</strong>d mittlerweile mehrere Veröffent lichungen z<strong>um</strong> Thema<br />

Islam erschienen. Dazu gehören das 1990 vom Kirchenamt der Evangelischen<br />

Kirche mitherausgegebene Standardwerk zur christlich-muslimischen Begegnung<br />

„Was jeder vom Islam wissen muß“ (= EKD 1996), sowie die Handreichung<br />

„Zusammenleben mit Muslimen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“ (= EKD 2000). Die Evangelisch-<br />

Lutherische Kirche <strong>in</strong> Bayern veröffentliche im Jahr 2000 e<strong>in</strong>e weitere praxisorientierte<br />

Handreichung „für die Begegnung von Kirchengeme<strong>in</strong>den mit <strong>ihre</strong>n<br />

muslimischen Nachbarn“. 67 In evangelischen Kirchenkreisen s<strong>in</strong>d Theolog<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Theologen als Islambeauftragte tätig. E<strong>in</strong>e Erklärung der Evangelischen<br />

Kirchen im Rhe<strong>in</strong>land <strong>und</strong> von Westfalen setzte sich, vor allem unter dem E<strong>in</strong>druck<br />

der Duisburger Ause<strong>in</strong>ander setzungen, mit der Frage des öffentlichen Gebetsrufs<br />

ause<strong>in</strong>ander. 68<br />

65 Wenn man von frühneuzeitlichen Bekenntnisschriften wie dem Augsburger Bekenntnis absieht, <strong>in</strong><br />

denen die Lehren Mohammeds als Ketzereien verworfen wurden. In der Fallstudie z<strong>um</strong> Gebetsruf-<br />

Kon� ikt <strong>in</strong> Duisburg werden diese am Rande thematisiert (vgl. Kap. 11.3.2.1).<br />

66 Vgl. Deutsche Tagespost 5/1998: „Bist<strong>um</strong> begrüßt Bau von <strong>Moscheen</strong>“.<br />

67 Vgl. EVANGELISCH-LUTHERISCHE KIRCHE IN BAYERN (Hg.) 2000.<br />

68 Z<strong>um</strong> öffentlichen Gebetsruf. E<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Stellungnahme der Evangelischen Kirche im<br />

Rhe<strong>in</strong>land <strong>und</strong> der Evangelischen Kirche von Westfalen, <strong>in</strong>: CIBEDO 11/1997, S. 147f.<br />

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