Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

Teil IV - Kap. 11
Stellungnahme intern in der Evangelischen Kirche an die Super inten denten der
beiden Duisburger Kirchenkreise und deren Pfarrerinnen und Pfarrer weitergereicht
(so die Darstellung in AKK 1997, S. 4). Auch auf katholischer Leitungsebene,
seitens des katho lischen Stadtdechanten, sah man zu diesem Zeitpunkt in einem
möglichen laut sprecher verstärkten Muezzin-Ruf noch kein Problem.
Kirchliche Stellungnahmen (2): St. Ewaldi
Einen ganz anderen Tenor hatte die Stellungnahme einer katholischen Kirchengemeinde,
die an die politischen Parteien abgegeben wurde, noch bevor der Ezan-
Konflikt richtig in das öffentliche Bewusstsein rückte.
Nachbar schaft, also räumliche Nähe, wurde dabei zu einem konflikt verschärfenden
Faktor. Spätestens an dieser Stelle erscheint es angebracht, auf eine Beson derheit
der Laarer Moschee einzugehen: Sie liegt direkt neben der katholischen Kirche
in Laar, dem „Laarer Dom“, einem das Stadtbild im Laarer Orts kern dominierenden
Kirchbau aus der Zeit um die Jahrhundertwende. Die Grund stücke beider baulich
so ungleichen Gotteshäuser sind nur durch eine Mauer getrennt; acht Meter ist
der Gebetssaal der Muslime im Hinterhof von der Pfarr kirche entfernt (Abb. 11-
2). Zur Straße hin, im Vorderhaus, haben sich die Muslime in einem Ladenlokal
die Teestube eingerichtet, genau zwischen Kirche und katholischem Pfarr büro
liegend. Diese Lagebeziehung hätte man als Symbol abrahamischer Ökumene
deuten können, doch in Laar wurde sie zu einem Problem. Das Nebeneinander
beider Nachbargemeinden hatte schon vor dem Ezan-Konflikt einen ambivalenten
Charakter: Einerseits gab es gelegentliche Kontakte, andererseits war das Verhältnis
zwischen beiden Nach barn, auch durch Unstimmigkeiten beim Umbau der Moschee
negativ vorbelastet. Der katho lische Pfarrer hatte zudem Vorbehalte gegenüber
einem, wie er sah, in weiten Teilen fundamenta listischen Islam. Gegen den Ezan in
islamisch geprägten Ländern habe er nichts einzuwenden, doch hier, im Schatten
einer katho lischen Kirche, deren Wände nur acht Meter entfernt sind, empfand er
den laut sprecher verstärkten Gebetsruf als eine „Provokation“. 12 Der Ezan-Konflikt
in seiner gesamtstädtischen Tragweite war in Laar auch ein Nach bar schaftskonflikt:
Zwischen dem Pfarrgemeinderat und dem Vorstand des Moscheevereins
wurden bei einem frühzeitigen Treffen die unter schiedlichen Standpunkte zum
Ezan ausgetauscht, ohne dass es zu einer Annäherung kam. Bereits Anfang August
verfassten offizielle Vertreter der Laarer katholischen Kirchen gemeinde einen Brief
an die Bezirks vertretung und die Fraktionen im Stadtrat, in dem diese aufgefordert
wurden, die entsprechenden Anträge auf Genehmigung des laut sprecher verstärkten
Ezan abzulehnen:
9 Vgl. auch einen Hinweis eines Mitglieds der Muslimischen Türken Union, in der Sitzung des
Ausländerbeirats am 28.10.1996 (Sitzungsprotokoll, S. 4).
10 Vgl. Rheinische Post (RP), 24.10.1996: „Sorge vor Ärger um den lauten Ruf des Muezzins“; Neue
Ruhr Zeitung (NRZ), 24.10.1996: „Gebetsaufruf: Politik graut es vor der Reaktion“.
11 So AKK 1997, S. 3.
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