08.12.2012 Aufrufe

Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Teil III - Kap. 6<br />

4.5 Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> – empirische Bef<strong>und</strong>e<br />

AHLHEIM/HEGER haben 1999 e<strong>in</strong>e Sek<strong>und</strong>äranalyse der „Allgeme<strong>in</strong>en Bevölkerungs<br />

<strong>um</strong>frage der Sozialwissenschaften“, ALLBUS, für die Jahre 1980 bis 1996<br />

vorgelegt. Diese Bevölkerungs<strong>um</strong>frage, die seit 1980 <strong>in</strong> der Regel im zwei jährigen<br />

Turnus <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>es republik durchgeführt wird, enthält neben der Erhe bung differenzierter<br />

sozial statistischer Daten unter anderem e<strong>in</strong>en konti nuierlichen Fragesatz<br />

zur E<strong>in</strong>stellung der deutschen Bevölkerung gegenüber den hier lebenden<br />

Ausländern. 1996 bildete dieses Thema e<strong>in</strong>en besonderen Schwer punkt <strong>in</strong> der<br />

Erhebung, wobei zusätzliche Fragen hierzu aufge nommen wurden. AHLHEIM <strong>und</strong><br />

HEGER haben aus diesen Fragen e<strong>in</strong>e Skala „Fremden fe<strong>in</strong>dlichkeit“ ent wickelt <strong>und</strong><br />

diese <strong>in</strong> <strong>ihre</strong>n Analysen mit weiteren erhobenen Daten <strong>in</strong> Bezie hung gesetzt (unter<br />

anderem Alter, Parteienpräferenz, wirtschaftliche Lage der Befrag ten). Diese Analyse<br />

aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er quantitativen Erhebung kann dabei als e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> folie<br />

für die hier vorliegende qualitative Studie dienen. Das Jahr 1996, auf das sich die<br />

meisten Analysedaten beziehen, ist gerade im H<strong>in</strong>blick auf den 1996/97 eskalierenden<br />

Duisburger Konflikt von besonderem Interesse. Stellenweise wird im folgenden<br />

ergänzend oder kontrastierend auf die Studie von SILBERMANN/HÜSERS<br />

zurückgegriffen, die auf e<strong>in</strong>er ähnlichen Befragung vom August 1993 fußt. Es werden<br />

an dieser Stelle lediglich e<strong>in</strong>ige ausgewählte Ergebnisse der Studien <strong>in</strong> knapper<br />

Form vorgestellt; auf die genauere Darlegung des Unter suchungs designs <strong>und</strong><br />

präziserer statistischer Angaben muss dabei verzichtet werden.<br />

��Nach der Skalierung von AHLHEIM <strong>und</strong> HEGER müssen für die neunziger Jahre 27<br />

Prozent der Bevöl ke rung <strong>in</strong> den alten, 41 Prozent <strong>in</strong> den neuen B<strong>und</strong>esländern als<br />

„deutlich“ oder „stark“ fremden fe<strong>in</strong>dlich e<strong>in</strong>gestuft werden (S. 28). Schon dieser<br />

Grob bef<strong>und</strong> bestätige, so Ahlheim <strong>und</strong> Heger, die (mittlerweile geläu� ge) These,<br />

dass „fremdenfe<strong>in</strong>dliche Orientierungen hierzulande nicht nur bei isolierten Randgruppen,<br />

sondern auch <strong>in</strong> der ‚Mitte der Gesellschaft‘ anzutreffen“ seien (AHL-<br />

HEIM/HEGER 1999, S. 28; Hervorhebung T.S).<br />

��Im Zeitvergleich konnte <strong>in</strong> den alten B<strong>und</strong>esländern von 1980 bis 1994 noch<br />

e<strong>in</strong> konti nuier liches Abs<strong>in</strong>ken fremdenfe<strong>in</strong>dlicher E<strong>in</strong>stellungen <strong>in</strong> allen Altersgruppen<br />

festgestellt werden (S. 97); von 1994 bis 1996 stiegen diese E<strong>in</strong> stellungen<br />

wieder erkennbar an.<br />

��„Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit braucht ke<strong>in</strong>e Ausländer“ (ebd., S. 31). Diese paradox<br />

kl<strong>in</strong>gen de These bezieht sich vor allem auf den Umstand, dass <strong>in</strong> den ost deutschen<br />

B<strong>und</strong>esländern mit Ausländeranteilen unter 2,5 Prozent fremden fe<strong>in</strong>d liche<br />

E<strong>in</strong>stellungen stark verbreitet waren – wobei fremdenfe<strong>in</strong>dliche E<strong>in</strong>stel lungen <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland tendenziell gerade <strong>in</strong> den Kreisen ger<strong>in</strong>ger aus� elen, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong><br />

für Ostdeutschland überdurch schnittlicher Ausländeranteil herrscht(e).<br />

��Fremdenfe<strong>in</strong>dlichkeit ist weitgehend unabhängig vom Geschlecht. Dieses Ergebnis<br />

mag zunächst aufgr<strong>und</strong> des weitverbreiteten Medienbildes des fremdenfe<strong>in</strong>dlichen,<br />

jungen, männlichen Gewalttäters überraschen. Fremden fe<strong>in</strong>dliche<br />

E<strong>in</strong>stellungen zeigen sich, anders als Gewalttaten, <strong>in</strong> West deutsch land aber als<br />

130

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!