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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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��Der Antrag auf Genehmigung sei, unberührt von der Ratsdiskussion, „aus schließlich<br />

nach Recht <strong>und</strong> Gesetz“ zu behandeln, wobei man den E<strong>in</strong> druck habe, dass die<br />

Verwaltung dies „mit Sorgfalt <strong>und</strong> Kompetenz“ 37 tue. Die verkehrs bezogenen <strong>und</strong><br />

nachbarschaftlichen Probleme müssten berück sichtigt werden.<br />

Der „Bürger-Ausschuss“<br />

Innerhalb der drei Wochen vor der Stadtratssitzung überschlugen sich die<br />

Ereignisse. Die Stadt verwaltung hatte die Konfliktparteien Bürger<strong>in</strong>itiative <strong>und</strong><br />

Isla mischer Vere<strong>in</strong> zuvor darüber <strong>in</strong>formiert, dass <strong>in</strong> der Sitzung des Rats ausschusses<br />

für Bürger angelegenheiten das „Bürger-Begehren“, das <strong>in</strong> der Unterschriften<br />

sammlung z<strong>um</strong> Ausdruck kam, behandelt werden sollte. Insbesondere<br />

die Anwohner<strong>in</strong>itiative wusste diese Ausschuss sitzung am 12. August als For<strong>um</strong><br />

zu nutzen, wie auch aus der Berichterstattung der Lokalpresse hervorgeht: „R<strong>und</strong><br />

70 Anwohner verfolgten die Sitzung von der Zuschauer-Tribüne, an der e<strong>in</strong><br />

Trans parent <strong>ihre</strong>r Haltung Ausdruck gab: ‚Lünener Bürger gegen islamisches<br />

Zentr<strong>um</strong>‘“. 38 Den beiden Konfliktparteien wurde zu Beg<strong>in</strong>n der Sitzung Gelegenheit<br />

gegeben, <strong>ihre</strong> jeweilige Sicht vorzutragen. Für die muslimische Seite sprach<br />

der Vorsitzende des Ausländerbeirats, für die Moschee-Gegner der Sprecher der<br />

Interes sengeme<strong>in</strong>schaft, e<strong>in</strong> pensionierter Schulleiter. Was auf den ersten Blick<br />

nach e<strong>in</strong>em fairen Verfahren aussah – beide zentralen Konflikt parteien bekamen<br />

Rederecht – sollte im konkreten Fall die Bürger<strong>in</strong>itiative begünstigen, deren<br />

Sprecher als ehemaliger Schulleiter se<strong>in</strong> Anliegen rhetorisch sehr viel gewandter<br />

vertreten konnte als der Vertreter des Moschee vere<strong>in</strong>s, der als Arbeiter <strong>und</strong><br />

Angehöriger der ersten Migranten generation nach <strong>Deutschland</strong> kam. Auch an<br />

diesem Punkt zeigte sich, dass sich mangelnde Sprach kenntnisse der Vertreter<br />

von Migranten organisationen nachteilig auswirken können, wenn es dar<strong>um</strong> geht,<br />

eigene Positionen <strong>in</strong> der Gesamtgesellschaft zu vertreten. Hier s<strong>in</strong>d Migrantenorganisationen<br />

immer noch strukturell benachteiligt.<br />

Der Sprecher der Initiative erklärte, dass die Initiative den Bau nicht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

ablehne, sondern dessen „Größe“ 39 – <strong>in</strong> Abkehr von der ursprüng lichen Haltung<br />

der Bürger <strong>in</strong>itiative, die zunächst jedwede Moschee überhaupt abgelehnt hatte. Die<br />

Tages presse fasste se<strong>in</strong>en Redebeitrag zusammen:<br />

„‚Wir s<strong>in</strong>d nicht gegen e<strong>in</strong>e Moschee als solche, sondern gegen e<strong>in</strong>e zentrale E<strong>in</strong>richtung<br />

mit Koran-Schulungs rä<strong>um</strong>en, K<strong>in</strong>derhort <strong>und</strong> Werkstatt.‘ E<strong>in</strong> ‚Wall fahrtsort‘<br />

dieser Art gehöre nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Wohngebiet. Er fordere e<strong>in</strong>e ‚Neuplanung <strong>in</strong> angemessener<br />

Größe‘.“ 40<br />

37 WAZ/WR Lünen, 14.8.1998: „‚Respekt <strong>in</strong> Moschee-Debatte wahren‘“.<br />

38 WAZ/WR Lünen, 13.8.1998: „Rat diskutiert Moschee-Bau Ende August“.<br />

39 Vgl. auch WAZ/WR, 14.8.1998.<br />

40 WAZ/WR, 13.8.1998.<br />

Fallstudie Lünen<br />

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