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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Teil IV - Kap. 10<br />

Frauen, EdV-Kurse) seien, ebenso wie der ursprünglich vorge sehene K<strong>in</strong>derhort,<br />

der Integration der Muslime bzw. Türken nicht dienlich.<br />

Man kann annehmen, dass e<strong>in</strong> Teil der Moschee-Gegner sich nur strategisch im<br />

oben genannten S<strong>in</strong>n äußerte <strong>und</strong> das Arg<strong>um</strong>ent zu eigen machte, also diesem<br />

Teil der Gegner persönlich die Integration der türkischen Bevölkerung, die durch<br />

e<strong>in</strong>e solche große Moschee angeblich beh<strong>in</strong>dert werde, nicht unbe d<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> authentisches<br />

Anliegen war – abgesehen davon, dass die mit solchen Äußerungen implizit<br />

verb<strong>und</strong>enen Vor stellungen von Integration zu h<strong>in</strong>ter fragen wären. Wenn allerd<strong>in</strong>gs<br />

der Sprecher der Bürger <strong>in</strong>itiative als ehema liger Schulleiter dieses Arg<strong>um</strong>ent<br />

(auch <strong>in</strong> der Öffentlichkeit) benannte <strong>und</strong> mit se<strong>in</strong>en beru� ichen Erfahrungen<br />

verknüpfte, so muss <strong>in</strong> Bezug auf se<strong>in</strong>e Person dieses Motiv durchaus als<br />

authentisch beurteilt werden. Als ich ihn im Gespräch fragte, war<strong>um</strong> er bzw. die<br />

Bürger<strong>in</strong>itiative gegen den Moschee bau sei, antwortete er wie folgt:<br />

„So. Da muss ich mal e<strong>in</strong> bisschen weiter ausholen <strong>und</strong> auch etwas sagen zu (..)<br />

me<strong>in</strong>em persönlichen Beruf. Ich b<strong>in</strong> also seit über 25 Jahren hier <strong>in</strong> Lünen Schulleiter<br />

gewesen, voriges Jahr pensioniert. Und habe die Entwicklung der, ja, hier vor Ort<br />

zuneh mend islamischen Bevölkerung, sprich türkischen Bevölkerung, muss man da<br />

besser sagen, miterlebt. Und habe festgestellt, dass wir mit ganz anderen Schwierigkeiten<br />

zu kämpfen hatten als beispielsweise <strong>in</strong> den sechziger Jahren, als wir hier<br />

die italienische, süditalienische Bevölkerung hatten, die im Bergbau <strong>und</strong> so weiter<br />

mitarbei teten. Dass also hier <strong>in</strong> Lünen, <strong>und</strong> nicht nur <strong>in</strong> Lünen, sondern, ich weiß<br />

eben auch, <strong>in</strong> den anderen Städten, e<strong>in</strong>e Ghettobildung e<strong>in</strong>setzte; dass wir, trotz<br />

größter Mühen, es nicht h<strong>in</strong>kriegten, dass wir <strong>in</strong> den Schulen die entsprechende<br />

Integration herbei führen konnten. Das heißt also, wir waren nicht <strong>in</strong> der Lage, auch<br />

über viele Jahre h<strong>in</strong>weg, denen deutsche Sprach kenntnisse zu vermitteln. Wir<br />

haben also Förder klassen e<strong>in</strong>gerichtet. Wir haben also Sonder unterricht denen<br />

auch zusätzlich erteilt, <strong>um</strong> eben die K<strong>in</strong>der zu fördern <strong>und</strong> zu <strong>in</strong>tegrieren. Und ich<br />

muss sagen, das ist bis heute nicht gelungen. Durch diese Ghettobildung, die sich<br />

hier vollzog, erleben wir es bis heute immer wieder, dass also türkische K<strong>in</strong>der,<br />

muslimische K<strong>in</strong>der können Sie da auch sagen eher, mit null Deutsch kenntnissen<br />

<strong>in</strong> die Schule kommen. Und von vorne here<strong>in</strong> also dann e<strong>in</strong> ganz eklatantes De� zit<br />

mitbr<strong>in</strong>gen, das sie, ja, über die ganze Schullaufbahn h<strong>in</strong>wegziehen (....)<br />

Und wenn Sie das alles [: die vielen geplanten Angebote <strong>und</strong> Kurse <strong>in</strong> dem Zentr<strong>um</strong>,<br />

e<strong>in</strong>schließ lich des ursprünglich geplanten K<strong>in</strong>derhorts, T.S.] jetzt <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

setzen mit dem, was ich Ihnen im Vorfeld sagte, zu me<strong>in</strong>er bisherigen Tätigkeit,<br />

beru� ichen Tätigkeit, ist das genau kontra produktiv zu dem, was wir mit viel E<strong>in</strong>satz<br />

an � nanziellen Mitteln <strong>und</strong> auch unter richtlicher Kraft aufgebracht haben, <strong>um</strong><br />

Integration herbeizuführen. Ke<strong>in</strong>er kann mir sagen, dass <strong>in</strong> der Koranschule, <strong>und</strong><br />

da sollen ja mehrere dieser Rä<strong>um</strong>e da erstellt werden, etwa die Deutschkenntnisse<br />

gefördert werden (...)“ (Interview Lünen, August 1999).<br />

unserer westlichen Zivilisation sicherlich da <strong>und</strong> dort abhanden gekommen. Deswegen verstehen<br />

wir nicht mehr ganz, wie viel gläubige Inbrunst <strong>in</strong> islamischen Geme<strong>in</strong>den vielfach vorhanden<br />

ist, (...) tiefe Religiosität, (...), dass Menschen bereit s<strong>in</strong>d, ganz erhebliche Gelder aufzubr<strong>in</strong>gen,<br />

obwohl sie erheblich weniger haben als wir.“<br />

87 So e<strong>in</strong>e Vertreter<strong>in</strong> der Bürger<strong>in</strong>itiative, zitiert <strong>in</strong>: WAZ/WR Lünen, 7.7.1998: „Gespräch über<br />

Moschee drehte sich im Kreis“.<br />

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