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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Teil IV - Kap. 11<br />

Theologie geprägt war. Bald darauf sollte jedoch Pfarrer Reuter mit se<strong>in</strong>en gänzlich<br />

anders gearteten Thesen den theologischen Diskurs <strong>in</strong> der Öffentlichkeit besetzen.<br />

Gr<strong>und</strong>legend für Reuters Sicht auf den Islam war die von ihm <strong>in</strong> die Öffentlichkeit<br />

transportierte Auffassung, Christen <strong>und</strong> Muslime glaubten nicht an denselben Gott.<br />

In der auch als Anzeige veröffentlichten Stellungnahme formulierte Reuter für das<br />

Pres byteri<strong>um</strong> Laar:<br />

„Christen <strong>und</strong> Muslime glauben nicht an denselben Gott. (....) Der Islam ist e<strong>in</strong>e<br />

antichristliche <strong>und</strong> nach christliche Religion. Der muslimische Gott ist e<strong>in</strong> Zerrbild des<br />

wahren Gottes. Korantreue Moslems <strong>und</strong> bibeltreue Christen s<strong>in</strong>d sich dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig, daß<br />

sie sich im Blick auf Gott une<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> daß sie nicht an denselben Gott glauben“<br />

(vgl. auch Abb. 11-1).<br />

An anderer Stelle schreibt Reuter <strong>in</strong> Bezug auf Positionen se<strong>in</strong>er theologischen<br />

Kon tra henten:<br />

„‚Der e<strong>in</strong>e Gott‘, der Muslime <strong>und</strong> Christen angeblich e<strong>in</strong>t, ist e<strong>in</strong>e Er� ndung, e<strong>in</strong><br />

Götzenbild bestimmter Kultur- <strong>und</strong> Religionsrelativisten. Wehe uns, wenn uns diese<br />

‚tolerante‘ E<strong>in</strong>heit von Gott <strong>und</strong> Abgott mit f<strong>und</strong>a men talis ti scher Strenge <strong>und</strong> konsequent<br />

e<strong>in</strong>gebleut wird, wenn der dreie<strong>in</strong>ige Gott, der die Ab göt ter haßt, abgeschafft <strong>und</strong><br />

durch das Gottesbild ‚des e<strong>in</strong>en Gottes‘, der angeblich Christus <strong>und</strong> islamischen Allah,<br />

Licht <strong>und</strong> F<strong>in</strong>sternis vere<strong>in</strong>t, ersetzt wird.“ 118<br />

Offenk<strong>und</strong>ig vermochte Reuter mit se<strong>in</strong>en Aussagen große Teile der deutschen Duisburger<br />

Bevölkerung zu bee<strong>in</strong>drucken – wobei es diesen, so kann man vermuten,<br />

vor allem <strong>um</strong> die scharfe Ablehnung des Gebetsrufes g<strong>in</strong>g <strong>und</strong> weniger <strong>um</strong> die<br />

spezifischen theologischen Begründungsversuche des Pfarrers. Den verme<strong>in</strong>tlichen<br />

Interessen theologischer Laien im Wunsch nach „Verständ lichkeit“ dürfte dabei<br />

sogar die „Schlichtheit“ oder, wie e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er Kritiker formulierte: <strong>in</strong>tellektuelle<br />

„Dürftigkeit“, 119 se<strong>in</strong>er Arg<strong>um</strong>entation entge gen gekommen se<strong>in</strong>. Lediglich<br />

gestützt auf e<strong>in</strong>ige Bibelzitate, durch e<strong>in</strong>e Art Schrift beweis, der bisweilen ergänzt<br />

wird durch Verweise auf frühneuzeitliche Glaubens dok<strong>um</strong>ente der Reformation, 120<br />

wollte Reuter se<strong>in</strong>e Arg<strong>um</strong>entation absichern; nicht beachtend, was ansonsten<br />

evangelische oder allgeme<strong>in</strong> christliche Theologie zu diesem Themengebiet zu<br />

sagen hat.<br />

In gewisser Weise war e<strong>in</strong>e solche scharfe Zuspitzung <strong>in</strong> dieser Frage nur im<br />

evangelischen Ra<strong>um</strong>, nicht aber <strong>in</strong>nerhalb der katholischen Kirche möglich. Im<br />

118 Dietrich Reuter: Kommt die <strong>in</strong>tolerante Diktatur f<strong>und</strong>amentalistischer Kultur- <strong>und</strong> Religionsrelativisten?,<br />

<strong>in</strong>: Bekenntnis bewegung „Ke<strong>in</strong> anderes Evangeli<strong>um</strong>“, Regionale Informationen für<br />

das Rhe<strong>in</strong>land, Juni/Juli 1997, S. 6f., hier: S. 7.<br />

119 So formuliert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em offenen Brief e<strong>in</strong>es Kritikers an das Presbyteri<strong>um</strong> der Evangelischen<br />

Kirchengeme<strong>in</strong>de Laar, als Leserbrief auszugsweise wiedergegeben <strong>in</strong>: WAZ Duisburg,<br />

19.11.1996: „E<strong>in</strong>wände theologisch dürftig“.<br />

120 So das Augsburger Bekenntnis von 1530, das Dietrich Reuter häu� ger zitiert: „Deshalb werden<br />

verworfen alle Ketzereien, die diesem Artikel zuwider s<strong>in</strong>d, wie:...Arianer...Mohammedaner <strong>und</strong><br />

alle dergleichen.“ Reuter kommentiert diesen Text so: „‚Verworfen‘ bedeutet hier die Feststellung,<br />

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