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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Teil IV - Kap. 10<br />

��Arg<strong>um</strong>ent/Motiv: Furcht vor islamischer „Eroberung“<br />

Stellenweise wird den muslimischen Migranten unterstellt, sie seien nach <strong>Deutschland</strong><br />

bzw. Mitteleuropa gekommen, <strong>um</strong> diese Länder für den Islam zu erobern. E<strong>in</strong><br />

Auszug aus e<strong>in</strong>em Gespräch:<br />

„Aber wissen Sie, (..) seit wann [<strong>in</strong>] Europa <strong>in</strong>sofern das jetzt besonders stark zugenom<br />

men hat mit den F<strong>und</strong>amentalisten? Das ist, nachdem der Khome<strong>in</strong>i aus Paris<br />

damals, (..) 1979 war das, ‘79, z<strong>um</strong> Iran gegangen ist (...). Seitdem s<strong>in</strong>d die F<strong>und</strong>amenta<br />

listen aufgebaut worden, <strong>und</strong> sie werden auf Europa geschickt. Sie haben<br />

e<strong>in</strong>en Auftrag! Die... Was glauben Sie, war<strong>um</strong> die Türken <strong>in</strong> den Massen hierher<br />

kommen?!“ (Interview Lünen, August 1999).<br />

��Arg<strong>um</strong>ent/Motiv: Angebliche Verb<strong>in</strong>dungen zu radikalen Islamisten<br />

Es wurde spekuliert, der örtliche Moscheevere<strong>in</strong> stehe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verb<strong>in</strong>dung<br />

zu der Organisation des radikalen Islamisten Met<strong>in</strong> Kaplan, des später wegen<br />

Mord aufrufs verurteilten „Kalifen von Köln“. Diese Spekulation nährte sich aus<br />

dem Umstand, dass sich <strong>in</strong> Köln, dem „Sitz“ des Kalifen, auch die „Zentrale“<br />

des örtlichen Moscheevere<strong>in</strong>s be� ndet, nämlich die B<strong>und</strong>es geschäftsstelle der<br />

D�T�B. 83 Entweder kannte man also nicht die Tatsache, dass Köln der Sitz mehrerer<br />

islamischer Verbände ist, oder man unterstellte diesen Quer verb<strong>in</strong>dungen.<br />

Manche Gesprächspartner schienen <strong>in</strong> Bezug auf den Islam <strong>und</strong> die Muslime über<br />

e<strong>in</strong> weitgehend geschlossenes Weltbild zu verfügen, das recht immun war gegenüber<br />

diskursiven E<strong>in</strong>wänden irgendwelcher Art. Für positive Informa tionen über<br />

gläubige Muslime waren sie praktisch nicht mehr erreichbar.<br />

Dazu noch e<strong>in</strong> Beispiel: E<strong>in</strong>erseits wird den Türken <strong>und</strong> Muslimen vorge worfen,<br />

sie würden sich nicht <strong>in</strong> die deutsche Gesellschaft <strong>in</strong>tegrieren. Treten diese<br />

andererseits <strong>in</strong> politische Parteien e<strong>in</strong> (was man als Ausdruck von Inte gration<br />

werten kann), so wird unterstellt, dass viele dies nur täten, <strong>um</strong> die Parteien quasi<br />

zu unterwandern, „zu kontrollieren, zu beobachten <strong>und</strong> gege benen falls zu bee<strong>in</strong>flussen“<br />

84 Was Muslime auch tun, es wird zu <strong>ihre</strong>m Nachteil <strong>in</strong>terpretiert.<br />

III) Ethnisch-kulturelle Arg<strong>um</strong>ente <strong>und</strong> Motive<br />

��Arg<strong>um</strong>ent/Motiv: Furcht vor Ghetto-Bildung <strong>in</strong>folge des Moscheebaus<br />

In recht vielen Äußerungen, auch von Seiten der CDU, wurde als Arg<strong>um</strong>ent<br />

vorgebracht, e<strong>in</strong>e solche Moschee könne z<strong>um</strong> Kristallisationspunkt e<strong>in</strong>es<br />

türkischen Ghettos werden.<br />

Dieses Arg<strong>um</strong>ent wurde <strong>in</strong> zwei leicht verschiedenen Kontexten benutzt: Z<strong>um</strong><br />

e<strong>in</strong>en wurde bisweilen gesagt, dass e<strong>in</strong>e solche Ghetto-Bildung für die Integration<br />

83 H<strong>in</strong>gegen stellte z<strong>um</strong> Beispiel der Verfassungsschutzbericht von 1998 fest, dass der Verband<br />

Kaplans „von Anhängern anderer muslimischer <strong>und</strong> auch islamistischer Organisationen z<strong>um</strong>eist<br />

gemieden“ werde (VERFASSUNGS SCHUTZBERICHT 1998, S. 153). – Als semistaatliche türkische<br />

Organisation musste D�T�B von sich aus den Kontakt zu Kaplan alle<strong>in</strong> schon deshalb meiden, weil<br />

dieser das bestehende laizistische Staatssystem <strong>in</strong> der Türkei <strong>um</strong>stürzen wollte.<br />

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