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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Teil III - Kap. 6<br />

Islamische Sichten auf das Christent<strong>um</strong><br />

Auch bezüglich islamischer Sichten auf das Christent<strong>um</strong> muss unterschieden werden<br />

zwischen den Sichten, die etwa <strong>in</strong> Europa lebende Muslime auf das Christent<strong>um</strong><br />

haben, <strong>und</strong> den Lehrme<strong>in</strong>ungen e<strong>in</strong>es über Jahrh<strong>und</strong>erte gewachsenen <strong>und</strong> tradierten<br />

ma<strong>in</strong>streams islamischer Theologie. Beide s<strong>in</strong>d nicht zwangsläufig identisch. Die<br />

islamische Theologie musste sich <strong>in</strong>sbesondere gegenüber dem Christent<strong>um</strong>, das <strong>in</strong><br />

erster Näherung als e<strong>in</strong>e mit dem Auftreten des Islam überholte Vorläuferreligion<br />

gesehen wurde, abgrenzen. Insofern f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> gewisses Spannungs verhältnis<br />

<strong>in</strong> der Sicht auf das Christent<strong>um</strong>, zwischen Abgrenzung e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> Bezugnahme<br />

andererseits (<strong>in</strong> der Anerkennung von Jesus als Propheten, der Aufnahme<br />

neutestamentlicher Stoffe <strong>in</strong> den Koran etc). Dieses Spannungs verhältnis drückt<br />

sich auch dar<strong>in</strong> aus, dass z<strong>um</strong> e<strong>in</strong>en Christen als „Schriftbesitzer“ anerkannt <strong>und</strong><br />

ihnen auch <strong>in</strong> der traditionellen islamischen Theologie Heils möglichkeiten nicht<br />

von vorne here<strong>in</strong> abgesprochen werden. Z<strong>um</strong> anderen f<strong>in</strong>den sich, gerade auch im<br />

Koran, wenig fre<strong>und</strong>liche Passagen über Christen <strong>und</strong> den christlichen Glauben.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus existieren <strong>in</strong> der gegenwärtigen islamischen Theologie – sicher<br />

als M<strong>in</strong>derheit – auch ausgesprochen liberale sowie dialog orientierte Ansätze,<br />

wobei e<strong>in</strong>e authentische dialogische Haltung immer auch Offenheit gegenüber<br />

dem Anderen impliziert. Teilweise s<strong>in</strong>d Vertreter e<strong>in</strong>es dialogorientierten Islams<br />

<strong>in</strong> sufischen, also mystisch orientierten Strömungen des Islams beheimatet. Es<br />

sei allerd<strong>in</strong>gs daran er<strong>in</strong>nert, dass es sehr unterschiedliche mystische islamische<br />

Strömungen gibt, die sich aufgr<strong>und</strong> <strong>ihre</strong>r spezifischen theologischen Weltbilder<br />

erheblich auch <strong>in</strong> <strong>ihre</strong>n E<strong>in</strong>stellungen zu anderen Religionen unterscheiden können.<br />

In <strong>Deutschland</strong> f<strong>in</strong>den liberale <strong>und</strong> dialogorientierte Debatten unter anderem <strong>in</strong> den<br />

Publikationen des Zentral-Instituts Islam-Archiv statt. Entsprechende Veröffentlichungen<br />

erreichten bisher aber nur e<strong>in</strong>e zahlenmäßige <strong>und</strong> auch strukturelle<br />

M<strong>in</strong>derheit unter den Muslimen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

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