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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Teil IV - Kap. 10<br />

dern erstmals den Vorschlag, den bestehenden Bau abzu reißen <strong>und</strong> stattdessen e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>ere Kuppelmoschee mit M<strong>in</strong>arett zu errich ten. Während die Mehrheit der Mitglieder<br />

sich zunächst gegen e<strong>in</strong>en Neu bau aussprach, wurde 1996 e<strong>in</strong> solches Vorhaben<br />

von e<strong>in</strong>er deutlichen Mehrheit akzeptiert (a.a.O.). Der Vere<strong>in</strong> ließ von dem<br />

Architek ten Mustafa Erkal, der mit dem Bau der Glad becker Moschee e<strong>in</strong>e Referenzarbeit<br />

abgeliefert hatte, e<strong>in</strong>en Ent wurf erarbeiten. Im Frühjahr 1996 stellte der<br />

Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Bau voran frage bei der Stadt. Das ehe malige Lagergebäude, <strong>in</strong> dem sich<br />

die bisherige Moschee befand, sollte abge rissen <strong>und</strong> auf demselben Gr<strong>und</strong>stück der<br />

Neubau errichtet werden. Mit dieser Bauvor anfrage sollte e<strong>in</strong>e erste Debatte <strong>um</strong><br />

den Moschee bau e<strong>in</strong> setzen. Um den nun sich allmählich manifestierenden Kon flikt<br />

besser verstehen zu können, soll e<strong>in</strong> Blick sowohl auf die unmittelbare rä<strong>um</strong>liche<br />

Um gebung der Moschee als auch auf den Ent wurf für den Neubau geworfen werden.<br />

Danach wird der chronologische Faden wieder aufgegriffen.<br />

Das Bauprojekt: Nähere Umgebung <strong>und</strong> Entwurf<br />

Das Gr<strong>und</strong>stück des Islamischen Vere<strong>in</strong>s <strong>in</strong> der Roonstraße liegt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Rand bereich der Lüner Kernstadt <strong>und</strong> r<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en Kilometer vom Stadtzentr<strong>um</strong><br />

entfernt (Karte 10-1), an e<strong>in</strong>er Seitenstraße der stark befahrenen Viktoria straße<br />

(B<strong>und</strong>esstraße 41); von der E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> die Viktoriastraße bis z<strong>um</strong> Moschee-<br />

Gr<strong>und</strong>stück s<strong>in</strong>d es nur etwa 70 Meter. Dreigeschossige Mehr familien häuser mit<br />

Mietwohnungen wurden an der betreffenden E<strong>in</strong>mündung errichtet (Abb. 10-1).<br />

Unmittelbar südlich des Moschee-Gr<strong>und</strong>stücks bef<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong> Gelände der Deutschen<br />

Bahn AG; die mehrgleisige Anlage entlang der Bahnstrecke von Oberhausen<br />

nach Hamm wird für Güterverkehr <strong>und</strong> Rangier fahrten genutzt. In der<br />

näheren Umgebung <strong>um</strong> das Gr<strong>und</strong>stück zwischen der Viktoriastraße <strong>und</strong> den Bahnanlagen<br />

bef<strong>in</strong>den sich neben Wohnhäusern auch gewerblich genutzte Rä<strong>um</strong>e. Für<br />

das Baugebiet existiert ke<strong>in</strong> Bebauungsplan. Die Frage des baulichen Charakters<br />

der näheren Umgebung spielte im weiteren Verlauf des Konflikts e<strong>in</strong>e Rolle, da<br />

die Bürger<strong>in</strong>itiative, die sich später gegen den Moscheebau formierte, diesen vor<br />

Gericht mit baurecht lichen Arg<strong>um</strong>enten verh<strong>in</strong>dern wollte.<br />

Der Entwurf von Architekt Mustafa Erkal sah e<strong>in</strong>en zweigeschossigen Kuppelbau<br />

(Kuppel durchmesser: 5,9 Meter) mit e<strong>in</strong>em 29 Meter hohen M<strong>in</strong>arett vor<br />

(Abb. 10-1). Dabei orientierten sich die Gebäudehöhen im Entwurf an der baulichen<br />

Umgebung. Die Attika der Moschee (Höhe: 7,5 Meter) nahm ungefähr die<br />

Traufhöhe der benachbarten Wohnhäuser auf; die Höhe der Kuppel entsprach mit<br />

15 Metern den Firsthöhen der Dächer des <strong>um</strong>gebenden Wohnhausbestandes. Im<br />

Erdgeschoss waren neben dem Gebetsra<strong>um</strong> für Männer (416 m²) im ursprünglichen<br />

Entwurf auch Büro- <strong>und</strong> Sitzungsrä<strong>um</strong>e, e<strong>in</strong>e Bibliothek sowie e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derhort <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> Lebensmittelladen (96 m²) vorgesehen. Im Ober geschoss befanden sich gemäß<br />

der Planung e<strong>in</strong> Gebetsra<strong>um</strong> für Frauen (124 m²), fünf Schulungs rä<strong>um</strong>e, e<strong>in</strong> großer<br />

Konferenzra<strong>um</strong> (342 m²), e<strong>in</strong>e Teestube für Senioren (166 m²) sowie e<strong>in</strong> Ra<strong>um</strong><br />

für (männliche) Jugendliche (90m²) mit Billard. Außerdem sollte im Obergeschoss<br />

e<strong>in</strong>e Wohnung für den Imam untergebracht werden. 4<br />

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