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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Teil IV - Kap. 11<br />

1.5 Die weitere Entwicklung <strong>in</strong> Duisburg seit 1997<br />

Für Ende 1997 war nach dem Drei-Stufen-Plan eigentlich mit e<strong>in</strong>er erneuten<br />

Behandlung des lautsprecherverstärkten Ezan zu rechnen. Doch es blieb bei<br />

der Anfang Januar e<strong>in</strong>geführten Praxis des e<strong>in</strong>mal wöchentlich unverstärkten,<br />

öffentlichen Rufens. Nach den Erfahr ungen des vergangenen Jahres hatten auch<br />

die Moscheevere<strong>in</strong>e ke<strong>in</strong> großes Interesse mehr daran, die Frage der Laut sprecherverstärkung<br />

noch e<strong>in</strong>mal auf die Tages ordnung zu setzen. Der Mehr heits fraktion<br />

SPD war es ebenfalls mehr als recht, dass dieses Thema nicht mehr erneut<br />

diskutiert werden sollte <strong>und</strong> sich die Moschee vere<strong>in</strong>e mit dem unver stärkten<br />

Ruf zufrieden gaben. 76 Die deutsche Bevölkerung schien den – außer halb der<br />

Moschee-Gr<strong>und</strong>stücke letztlich ka<strong>um</strong> vernehmbaren – unver stärkten Gebets ruf<br />

zu akzeptieren. Allgeme<strong>in</strong> wurde aber davon ausgegangen, dass e<strong>in</strong>e erneute<br />

Behandlung des verstärkten Gebetsrufes ähnliche Reaktionen wie zur Jahres wende<br />

1996/97 hervorrufen würde.<br />

Interkulturelle Zusammenarbeit <strong>und</strong> Dialog<br />

Bei se<strong>in</strong>em Vortrag <strong>in</strong> Duisburg-Rhe<strong>in</strong>hausen anlässlich des Ezan-Konflikts berichtete<br />

der deutsch-bosnische Muslim M. S. Abdullah, er habe vor längerer Zeit <strong>in</strong><br />

der Türkei e<strong>in</strong>en Muslim getroffen, der Duisburg <strong>in</strong> hohem Maße gelobt habe. Als<br />

„Duisburger Modell“ habe dieser den blühenden christlich-islamischen Dialog<br />

<strong>in</strong> der Ruhrgebietsstadt bezeichnet. 77 Tatsächlich gab es bereits <strong>in</strong> den siebziger<br />

Jahren bemerkenswerte Dialog-Ansätze zwischen christlichen <strong>und</strong> musli mischen<br />

Geme<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Theologen (vgl. YARDIM/FAUST 1999, S. 15–20). Man könnte nun<br />

vermuten, der Ezan-Konflikt habe diese Bemühungen abreißen lassen. Doch eher<br />

das Gegenteil war der Fall. Zwar hatte der Konflikt mit allen Emotionen, die <strong>in</strong><br />

ihm aufge wühlt wurden, zu deutlichen Verletzungen geführt, so dass ke<strong>in</strong>eswegs<br />

die Bilanz des Konflikts im nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> „geschönt“ werden soll. Dennoch wirkte<br />

der Konflikt auch als e<strong>in</strong>e Art Kataly sator, der die Zusammenarbeit zwischen<br />

Moscheeorganisationen, städtischen E<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> den Kirchen deutlich<br />

beförderte. Diese konstruktive Folge des Konflikts stellte sich jedoch nicht von<br />

selbst e<strong>in</strong>, sondern entsprang dem aktiven Engagement der Beteiligten beider<br />

Seiten:<br />

Unter dem Namen „Figid“, dem „For<strong>um</strong> islamischer Geme<strong>in</strong>schaften <strong>in</strong><br />

Duisburg e.V.“, wurde 1998 versucht, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Vertretung <strong>und</strong> Arbeits plattform<br />

der Duis burger Moscheevere<strong>in</strong>e zu <strong>in</strong>stallieren. Wesentlicher Impuls geber<br />

<strong>und</strong> Motor für die E<strong>in</strong>richtung von Figid war die Duisburger Stadt verwal tung, die<br />

75 Vgl. WAZ Duisburg-Nord, 22.3.1997: „Der Gebetsruf hat auch Fürsprecher. E<strong>in</strong>e etwas andere<br />

Diskussion“.<br />

76 WAZ, 16.4.1997 zu e<strong>in</strong>er Stellungnahme der SPD Duisburg-Laar: „Ruf stört Mite<strong>in</strong>ander nicht“.<br />

77 NRZ Duisburg-West, 24.1.1997: „Wenn die Integration gel<strong>in</strong>gen kann, dann hier im Ruhrgebiet“.<br />

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