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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Teil I - Kap. 2<br />

daß das Gebiet wahrsche<strong>in</strong>lich unter e<strong>in</strong>e Verän derungs sperre kommt, weil – aus<br />

welchen Gründen auch immer – e<strong>in</strong> neuer Bebauungsplan gestaltet werden soll. Das<br />

bedeutet de facto e<strong>in</strong>e vermutlich mehrjährige Bauverh<strong>in</strong>derung für die Moschee“. 9<br />

Ende November 1993 kam e<strong>in</strong> Gespräch zwischen Vertretern des Stadtrats, der Verwaltung<br />

<strong>und</strong> des Moscheevere<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>schließlich des Architekten zustande. Die nach<br />

außen vorgetragene Position des Stadtrats war im Pr<strong>in</strong>zip die, dass man auf ke<strong>in</strong>en<br />

Fall die Moschee verh<strong>in</strong>dern wolle, sondern lediglich, unter anderem aus Gründen<br />

des Anliegerschutzes <strong>und</strong> wegen der besonderen Sensibilität des Vorhabens, mit<br />

e<strong>in</strong>em Bebauungs planverfahren Rechts sicherheit für den Neubau erhalten wolle.<br />

Für die Vertreter des Moschee vere<strong>in</strong>s verlief das Gespräch wenig befriedigend:<br />

Nach außen betonte der Stadtrat se<strong>in</strong>en guten Willen, andererseits bestand nach<br />

der E<strong>in</strong>leitung des Bebauungsplanverfahrens ke<strong>in</strong>e absehbare zeitliche Perspektive<br />

mehr für die <strong>Errichtung</strong> der Moschee.<br />

Im Anschluss an diese Besprechung entwickelte sich e<strong>in</strong> recht <strong>in</strong>tensiver, aber<br />

zunächst wenig fruchtbarer Briefwechsel zwischen dem Architekten des Vere<strong>in</strong>s<br />

<strong>und</strong> der Stadtspitze <strong>in</strong> Gestalt des hauptamtlichen Stadtdirektors <strong>und</strong> des ehrenamtlichen<br />

Bürgermeisters. Während der Vere<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>e rasche Reali sierung der<br />

Bau genehmigung am geplanten Standort oder auf die Nennung e<strong>in</strong>es Alternativstand<br />

ortes drängte, blieb die städtische Politik bei <strong>ihre</strong>r Haltung <strong>und</strong> blockte weitere<br />

Gesprächswünsche von Seiten des Kulturvere<strong>in</strong>s ab.<br />

Erst im späten Frühjahr 1994 kam nach mehrmonatiger Pause wieder e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Bewegung <strong>in</strong> das Verfahren. Die Stadtverwaltung hatte bei der Suche nach<br />

möglichen Alternativ standorten e<strong>in</strong>ige H<strong>und</strong>ert Meter entfernt von der beste henden<br />

Moschee mehrere denkbare Standorte identifiziert. Durchaus nach vollziehbar wurde<br />

der bisher vorgesehene Standort – trotz se<strong>in</strong>er pr<strong>in</strong>zipiellen plan ungs rechtlichen<br />

Zulässigkeit – als wenig geeignet angesehen: Z<strong>um</strong> e<strong>in</strong>en hätten sich <strong>in</strong> der Tat Parkprobleme<br />

e<strong>in</strong>stellen können, z<strong>um</strong> anderen wäre der Moschee neubau, e<strong>in</strong>gezwängt<br />

<strong>in</strong> die bestehende Wohnhausbebauung, optisch ka<strong>um</strong> zur Geltung gelangt. Die<br />

möglichen Alternativstandorte befanden sich an der Wielandstraße, die die südliche<br />

Grenze des Bebauungsplangebietes bildete. Zunächst wurden Freiflächen nördlich<br />

<strong>und</strong> südlich der Wielandstraße, an der E<strong>in</strong> mündung zur Landstraße favorisiert.<br />

Später kam – wohl auf Vorschlag der SPD – e<strong>in</strong> weiterer Standort auf e<strong>in</strong>er<br />

Brachfläche an der Wielandstraße <strong>in</strong> Be tracht, der sich gegenüber e<strong>in</strong>em größeren<br />

Möbelhaus <strong>und</strong> <strong>in</strong> unmittelbarer Nähe zu dessen Parkplatz befand (vgl. Karte 2-1).<br />

Anfang August 1994 fand seit e<strong>in</strong>em dreiviertel Jahr z<strong>um</strong> ersten Mal e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sa<br />

mes Gespräch zwischen der Stadtverwaltung <strong>und</strong> Vertretern des Moschee ver e<strong>in</strong>s<br />

statt. Von Seiten der Stadtverwaltung wurde die städtebauliche Proble ma tik<br />

des beantragten Standorts noch e<strong>in</strong>mal erläutert, im Gegensatz z<strong>um</strong> vorherigen<br />

Gespräch wurden aber auch mehrere Alternativstandorte benannt. Die Ver treter<br />

des Moscheevere<strong>in</strong>s erklärten wieder <strong>ihre</strong> Bereitschaft, auf e<strong>in</strong>en ande ren Standort<br />

9 Interne Notiz e<strong>in</strong>es kirchlichen Mitarbeiters, Juni 1993.<br />

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