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Moscheen in Deutschland Konflikte um ihre Errichtung und Nutzung

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Teil IV - Kap. 11<br />

durchzusetzen. Nur mit knapper Mehrheit wurde denn auch <strong>in</strong> der Vollversammlung<br />

der Moscheevere<strong>in</strong>e dem Kompromiss zugestimmt. 54<br />

Während die SPD den von der Stadtverwaltung angeregten, aber als e<strong>in</strong>seitige<br />

Erklärung der Moscheevere<strong>in</strong>e dargestellten Kompromiss akzeptierte, griff die<br />

CDU den zuständigen Dezernenten wegen des Kompromisses scharf an. Zunächst<br />

wurde ihm sogar vorgeworfen, er habe ohne Mandat den (unver stärkten) Gebetsruf<br />

genehmigt. 55<br />

1.4 Allmähliches Auslaufen des Kon� ikts<br />

1997 lief der Konflikt, was die wahrnehmbare, manifeste Ebene des Konflikthandelns<br />

betrifft, allmählich aus. Während im Januar <strong>und</strong> Februar 1997 das<br />

Konflikt niveau noch sehr hoch <strong>und</strong> die Emotionen vielfach angespannt waren,<br />

konsta tierte die Tagespresse im April bereits „Zeichen von Ermüdung im Streit <strong>um</strong><br />

[den] Muezz<strong>in</strong>-Ruf“. 56 Im folgenden sollen die wichtigsten Stationen der weiteren<br />

<strong>Konflikte</strong>ntwicklung nachskizziert werden, wobei zu Jahresbeg<strong>in</strong>n noch e<strong>in</strong>ige<br />

hochemotionale Ause<strong>in</strong>andersetzungen stattfanden.<br />

Unverstärkte Premiere<br />

Am 10.1.1997, zu Beg<strong>in</strong>n des Ramadan, fand <strong>in</strong> Duisburg die Premiere statt:<br />

Z<strong>um</strong> ersten Mal wurde der Ezan <strong>in</strong> den öffentlichen Ra<strong>um</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> gerufen<br />

– gemäß dem Kompromiss allerd<strong>in</strong>gs unverstärkt. Die Premiere im H<strong>in</strong>terhof<br />

der Mevlâna-Moschee im Stadtteil Bruck hausen verlief störungsfrei <strong>und</strong> – wie<br />

die Presse formulierte – „überraschend unspekta kulär“: Außerhalb des Hofes war<br />

der unverstärkte Muezz<strong>in</strong> praktisch nicht zu vernehmen. Die Premiere wurde vor<br />

allem zu e<strong>in</strong>em Medienereignis, da auch die über regionalen Medien mittlerweile<br />

auf den Duisburger Konflikt aufmerksam geworden waren. Im Hof der Moschee<br />

„versammelten sich z<strong>um</strong> Gebetsruf mehr Journalisten von Zeitungen, Radiostationen<br />

<strong>und</strong> Fernsehsendern als gläubige Moslems.“ 57 Die – e<strong>in</strong>geladenen<br />

– Vertreter der Stadtspitze <strong>und</strong> der Kirchen erschienen nicht, was sich auch<br />

54 So die Darstellung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sachstandsbericht des Oberstadtdirektors an die Ratsfraktionen vom<br />

6.1.1997; vgl. auch NRZ Duisburg, 9.1.1997: „Gebetsaufruf gilt als Symbol für Akzeptanz“.<br />

55 In diesem S<strong>in</strong>ne äußerten sich zwei CDU-Landtagsabgeordnete bei e<strong>in</strong>em Pressegespräch <strong>in</strong><br />

Duisburg, wobei betont wurde: „Das Problem ist nicht alle<strong>in</strong> der Lautsprecher. Es geht <strong>um</strong> den<br />

Muezz<strong>in</strong>-Ruf als solchem“, <strong>in</strong>: WAZ Duisburg, 24.12.1996: „Bildau erweist Integration e<strong>in</strong>en<br />

Bärendienst“. Dabei stand <strong>in</strong> der juristischen Diskussion <strong>in</strong> Duisburg außer Zweifel, dass z<strong>um</strong><strong>in</strong>dest<br />

der unverstärkte Gebetsruf ke<strong>in</strong>er Genehmigung bedarf.<br />

56 Allerd<strong>in</strong>gs wies e<strong>in</strong> erklärter Gegner des Ezan, e<strong>in</strong> Mitglied der Anfang 1997 gegründeten<br />

Bürger<strong>in</strong>itiative, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Leserbrief darauf h<strong>in</strong>, dass diese Ermüdung eher die Mobilisierung der<br />

Befürworter als die der Gegner des Ezan betreffe. In der Tat: Zu e<strong>in</strong>er Vortragsveranstaltung von<br />

Pfarrer Reuter <strong>in</strong> der Laarer Kirche strömten im April 1997 H<strong>und</strong>erte von Menschen, während<br />

die gleichzeitige Gegendemonstration, vor allem von den Jungsozialisten <strong>in</strong>itiiert, nicht genug<br />

Menschen anzog, <strong>um</strong> wie geplant e<strong>in</strong>e Menschenkette <strong>um</strong> den Kirchbau zu schließen. – Vgl. WAZ<br />

Duisburg, 28.4.1997 <strong>und</strong> WAZ, 1.5.1997, Leserbrief: „Noch nicht müde“.<br />

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