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HÖRSPIELE - WDR.de

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wdr 3 0pen: Studio Akustische Kunst Kunst/wdr 3 open: Hörspiel<br />

Heiner Müller 80<br />

Müller Lie<strong>de</strong>r<br />

von Patrick Roudier<br />

Realisation: <strong>de</strong>r Autor<br />

Produktion: wdr 2003/36’<br />

16. Januar Fr 23:05 wdr 3<br />

38 wdr hörspielprogramm<br />

Der Wan<strong>de</strong>rer ist eine<br />

alte Allegorie für <strong>de</strong>n<br />

in <strong>de</strong>r Welt umherirren<strong>de</strong>n<br />

Menschen. Der<br />

Hörspielmacher Patrick<br />

Roudier begegnet<br />

ihm nicht im romantischen<br />

Wald o<strong>de</strong>r<br />

auf <strong>de</strong>n verschneiten<br />

Wegen vergangener literarischer Welten. Sein Wan<strong>de</strong>rer<br />

ist <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rne Bewohner <strong>de</strong>r Asphaltwüste. Die I<strong>de</strong>e<br />

zu dieser Reise kam <strong>de</strong>m Franzosen durch seine Beschäftigung<br />

mit Heiner Müller. Anstelle einer konventionellen<br />

Vertonung entschied er sich dazu, die Texte<br />

<strong>de</strong>s Dichters zu fragmentieren, für sich auf eine neue<br />

Art musikalisch in Szene zu setzen. Eine Reise durch<br />

Heiner Müllers Welt: Da liegt das Zusammentreffen<br />

mit einem an<strong>de</strong>ren Müller nah. Wilhelm Müller, <strong>de</strong>r<br />

Textdichter von Franz Schuberts Lie<strong>de</strong>rzyklus „Winterreise“,<br />

ist ebenfalls präsent in <strong>de</strong>n Müller-Lie<strong>de</strong>rn. Ein<br />

Lie<strong>de</strong>rzyklus sind diese Müller-Lie<strong>de</strong>r für Roudier, aber<br />

auch ein Stück durchkomponierter Musik im traditionellen<br />

<strong>de</strong>utsch-romantischen Sinn. Drei Frauen halten<br />

eine Art vokaler Totenwache für Müller. Sie tuscheln,<br />

säuseln, singen, flüstern, dringen aber auch in tiefe und<br />

herbe Regionen ihrer Stimmregister vor. Zu ihnen tritt<br />

eine Bassflöte, so dass Roudier fast eine Art klassisches<br />

Vokalquartett entwirft, das allerdings durch viele elektronische<br />

Verfahren in Sphären aufsteigt, von <strong>de</strong>nen<br />

aus <strong>de</strong>r Rückblick auf Heiner Müller zu einer differenzierten<br />

und distanzierten Hommage wird.<br />

Patrick Roudier, geboren 1955 in Paris. Kompositionsstudium<br />

in Paris bei Pierre Schaeffer und Thomas Kessler.<br />

In <strong>de</strong>n 80er-Jahren Assistent Pierre Henrys. Roudier<br />

bezeichnet seine Stücke als „films radiophoniques“. Von<br />

Heiner Müllers Werken ausgehend komponierte Roudier<br />

„Hamletmaschine“ und „Landschaft mit Argonauten“.<br />

150. To<strong>de</strong>stag Bettine von Arnim<br />

„… als ob meine Natur<br />

facettiert sei …“<br />

von Hans Ulrich Humpert<br />

Realisation: <strong>de</strong>r Autor<br />

Produktion: wdr 2009/50’<br />

23. Januar Fr 23:05 wdr 3<br />

Man kennt sie als<br />

Schwester, Ehefrau,<br />

Mutter, Verehrerin,<br />

geschätzte Briefpartnerin.<br />

Aber wer war<br />

Bettine von Arnim?<br />

Das Rollenmuster gab<br />

ihr vor, aufzusehen: zu<br />

ihrem großen Bru<strong>de</strong>r,<br />

Clemens Brentano,<br />

später zu ihrem Mann, Achim von Arnim. Außer<strong>de</strong>m galt<br />

ihre Verehrung <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Säulenheiligen <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Wort- und Tonkunst, Johann Wolfgang von Goethe und<br />

Ludwig van Beethoven. Wo aber ist <strong>de</strong>r Platz Bettine von<br />

Arnims in <strong>de</strong>r künstlerischen Welt? Gera<strong>de</strong> das dichte<br />

Geflecht von Kontakten, das sie bewusst um sich spann,<br />

macht die Arnim-Szene für <strong>de</strong>n Komponisten Hans Ulrich<br />

Humpert zu einem Brennglas <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Romantik.<br />

Da Bettine von Arnim <strong>de</strong>r Nachwelt <strong>de</strong>rart vielseitig erscheint,<br />

nähert sich Humpert ihr über mehrere Wege. Der<br />

vermutlich direkteste führt über ihre eigenen Worte, die<br />

das Rückgrat <strong>de</strong>s Hörstücks darstellen. Diese Zitate wer<strong>de</strong>n<br />

in Beziehung zu Aussagen gesetzt, die etwa ihr Bru<strong>de</strong>r<br />

o<strong>de</strong>r ihr Mann, aber auch Goethe, Humboldt o<strong>de</strong>r Ranke<br />

über sie gemacht haben. Den bei<strong>de</strong>n Korrespon<strong>de</strong>nz-Ebenen<br />

entsprechen zwei musikalische. Und so wie Humpert<br />

Wortzitate aus Zusammenhängen löst, entnimmt er auch<br />

aus Kompositionen <strong>de</strong>r romantischen Epoche, etwa aus<br />

Beethovens Musik zu Goethes „Egmont“, klingen<strong>de</strong> Gewebeproben.<br />

Daraus lässt er auf <strong>de</strong>m Nährbo<strong>de</strong>n heutiger<br />

Studiotechnik neue Klanggebil<strong>de</strong> entstehen. Hinzu treten<br />

Verrophon-Töne und Klänge, die <strong>de</strong>r Fragmentierung von<br />

Sprache abgerungen sind.<br />

Hans Ulrich Humpert, geboren 1940, leitete ab 1972 mehr<br />

als drei Jahrzehnte lang das Studio für elektronische Musik<br />

an <strong>de</strong>r Hochschule für Musik in Köln. Als Komponist<br />

widmet er sich in <strong>de</strong>n letzten Jahren verstärkt <strong>de</strong>m Dialog<br />

historischer literarischer Sprachwelten mit seinen eigenen,<br />

elektronischen Klangwelten.<br />

Foto: AKG

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