Psychotherapeutenjournal 2/2007 (.pdf)
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Recht: aktuell<br />
gem. § 4 Nr. 21 a), bb) UStG<br />
darüber nachweisen kann,<br />
dass die in Rede stehende<br />
Ausbildung auf einen Beruf<br />
oder eine vor einer juristischen<br />
Person des öffentlichen Rechts<br />
abzulegenden Prüfung ordnungsgemäß<br />
vorbereitet. Letzteres<br />
ist bei der Ausbildung<br />
zum Psychologischen Psychotherapeuten<br />
und Kinder- und<br />
Jugendlichenpsychotherapeuten<br />
der Fall. Soweit ersichtlich<br />
haben sich die meisten Ausbildungsinstitute<br />
die entsprechende<br />
Bescheinigung zwischenzeitlich<br />
besorgt. Die mit<br />
diesen Instituten abgeschlossenen<br />
Honorarverträge der Dozenten<br />
und Supervisoren unterliegen<br />
daher regelmäßig<br />
nicht der Umsatzsteuerpflicht.<br />
Für den besonderen Fall, dass<br />
der Supervisor seine Leistungen<br />
nicht gegenüber dem Institut,<br />
sondern unmittelbar gegenüber<br />
den Ausbildungsteilnehmern<br />
abrechnet, kommt<br />
die Ausstellung und Aushändigung<br />
der erforderlichen<br />
Bescheinigung u.U. auch direkt<br />
an den jeweiligen Supervisor<br />
in Betracht (vgl.<br />
Seiters, M. (2005). Psychotherapeutische<br />
Praxis, 3, 131 ff.).<br />
c) Auf die steuerrechtlich interessante<br />
Frage, ob die hier in<br />
Rede stehenden Supervisionsleistungen<br />
im Rahmen der<br />
praktischen Ausbildung nicht<br />
doch als „unmittelbar heilberufliche<br />
Tätigkeit“ und damit<br />
zugleich als umsatzsteuerfrei<br />
i.S.d. § 4 Nr. 14 UStG<br />
einzuordnen wären, kommt es<br />
nur in den Fällen an, in denen<br />
weder das Institut noch der<br />
Supervisor selbst die gem. § 4<br />
Nr. 21 UStG erforderliche Bescheinigung<br />
erhält. Nach der<br />
hier vertretenen Auffassung<br />
greift die Argumentation des<br />
Finanzgerichts Köln, mit der es<br />
in der oben zitierten Entscheidung<br />
zur Umsatzsteuerpflicht<br />
152<br />
der Supervisionsleistungen gelangt<br />
ist, für Supervisionsleistungen<br />
im Rahmen der<br />
Ausbildung nicht durch. Anders<br />
als gegenüber bereits approbierten<br />
Therapeuten dient die<br />
Supervision hier nämlich nicht<br />
lediglich der Reflexion und<br />
Kontrolle der eigenen Therapieleistung<br />
des sich der Supervision<br />
unterziehenden Ausbildungsteilnehmers.<br />
Die Supervision<br />
ist hier vielmehr Bestandteil<br />
der mittels der Ausbildungstherapeutengegenüber<br />
dem Patienten erbrachten<br />
Therapieleistung selbst.<br />
Ohne die Supervision wäre die<br />
Therapie weder medizinisch<br />
fundiert noch im Rahmen des<br />
Sozialversicherungssystems<br />
auch nur abrechenbar. Das<br />
ergibt sich zunächst aus § 117<br />
Abs. 2 SGB V, der fordert, dass<br />
die Krankenbehandlung „unter<br />
der Verantwortung von<br />
Personen stattfindet, die die<br />
fachliche Qualifikation für<br />
die psychotherapeutische Behandlung<br />
im Rahmen der vertragsärztlichen<br />
Versorgung erfüllen“.<br />
In § 8 der Psychotherapie-Vereinbarungen<br />
heißt es<br />
dazu: „Die Abrechnung von<br />
Leistungen, die in Einrichtungen<br />
erbracht werden, die gemäß<br />
§ 117 Abs. 2 SGB V an<br />
der vertragsärztlichen Versorgung<br />
teilnehmen (also universitäre<br />
und private staatlich<br />
anerkannte Ausbildungsinstitute),<br />
unterliegt der Maßgabe,<br />
dass die Leistungen der ambulanten<br />
Psychotherapie (…)<br />
durch den Ausbildungsteilnehmer<br />
(…) unter Supervision<br />
dafür qualifizierter Therapeuten<br />
durchgeführt wird.“<br />
Dieser zunächst rein sozialrechtliche<br />
Aspekt hat auch für<br />
die steuerrechtliche Einordnung<br />
Bedeutung. Insoweit gilt<br />
es zu bedenken, dass der BFH<br />
die Befreiung von der Umsatzsteuer<br />
wegen einer „heilberuflichen<br />
Tätigkeit“ im Sinne des<br />
§ 4 Nr. 14 UStG in streitigen<br />
Fällen dann zuerkennt, wenn<br />
die Umsatzsteuer die Sozialversicherungsträger,<br />
d.h. die<br />
Krankenkassen, belasten würde.<br />
Das aber trifft letztlich auch<br />
für die hier in Rede stehenden<br />
Leistungen zu, sodass der<br />
BFH die Supervisionsleistungen,<br />
wie sie im Rahmen der Ausbildung<br />
zum Psychologischen<br />
Psychotherapeuten und Kinder-<br />
und Jugendlichenpsychotherapeuten<br />
erbracht werden,<br />
– ebenfalls als umsatzsteuerfrei<br />
i.S.d. § 4 Nr. 14 UStG behandeln<br />
könnte. Allein, über diese<br />
Frage hatte der BFH bisher<br />
nicht zu entscheiden.<br />
3. Zur Frage der Rentenversicherungspflicht<br />
selbständig<br />
tätiger Supervisoren im Rahmen<br />
der Ausbildung<br />
In sozialversicherungsrechtlicher<br />
Hinsicht könnte der geschilderte<br />
Sachverhalt weiter<br />
Anlass zu der Frage geben, ob<br />
TS – wie ein Dozent – hinsichtlich<br />
seiner Tätigkeit der Sozialversicherungspflicht<br />
in der<br />
Rentenversicherung unterliegt.<br />
Dozenten, die im Rahmen der<br />
Ausbildung zum Psychologischen<br />
Psychotherapeuten selbständig<br />
tätig sind, sind gemäß<br />
§ 2 Nr. 1 SGB VI als „Lehrer“<br />
im Sinne dieser Vorschrift regelmäßigrentenversicherungspflichtig<br />
– also auch dann,<br />
wenn sie hinsichtlich ihrer Kranken-<br />
und Arbeitslosenversicherung<br />
als selbständig tätig und<br />
deshalb als versicherungsfrei<br />
beschäftigt gelten. Die Versicherungspflicht<br />
in der Rentenversicherung<br />
führt dazu, dass die<br />
Betroffenen ca. 19,5 % ihres<br />
Honorars an Versicherungsbeiträgen<br />
abführen müssen, obwohl<br />
sie durch ihre Beiträge<br />
möglicherweise – z.B. wegen<br />
Unterschreitung der Mindestversicherungszeit<br />
von fünf Jahren<br />
– später keinerlei Renten-<br />
versicherungsansprücheerwerben können.<br />
Über die Frage, ob nicht auch<br />
die im Rahmen der Ausbildung<br />
tätigen Supervisoren als „Lehrer“<br />
i.S.d. § 2 Nr. 1 SGB VI der<br />
Rentenversicherungspflicht unterliegen,<br />
wurde bisher noch<br />
nicht gerichtlich gestritten. Nach<br />
der hier vertretenen Auffassung<br />
wäre eine dahingehende Analogie<br />
allerdings u.a. aus den folgenden<br />
Gründen nicht zulässig.<br />
a) Zunächst liegt der Sinn und<br />
Zweck der bereits zu Beginn des<br />
vergangenen Jahrhunderts eingeführten<br />
Regelung des § 2<br />
Nr. 1 SGB VI vorrangig in der<br />
Unterschutzstellung von Lehrern,<br />
die – wie die damals häufig anzutreffenden<br />
Hauslehrer – mangels<br />
einer sonstigen institutionellen<br />
Anbindung keinerlei eigene<br />
Altersvorsorge treffen können.<br />
Zwar scheint dieser Aspekt die<br />
Sozialversicherungspflicht auch<br />
für einzelne Dozenten heute oft<br />
nicht mehr hinreichend zu begründen.<br />
Für den an einem Ausbildungsinstitut<br />
tätigen Supervisor<br />
dringt er jedoch schon deshalb<br />
nicht durch, weil dieser von<br />
seiner Qualifikation her als approbierter<br />
Psychologischer Psychotherapeut<br />
regelmäßig bereits<br />
Pflichtmitglied in einem berufsständischen<br />
Versorgungswerk<br />
ist.<br />
b) Die Einordnung des Supervisors<br />
als „Lehrer“ würde aber<br />
vor allem seiner berufsspezifischen<br />
Tätigkeit selbst nicht hinreichend<br />
gerecht. Insoweit können<br />
die normativen Gesichtspunkte<br />
des § 117 Abs. 2 SGB V<br />
und des § 8 der Psychotherapievereinbarungen<br />
auch hinsichtlich<br />
der übrigen sozialrechtlichen<br />
Einordnung des<br />
Supervisors nicht unberücksichtigt<br />
bleiben. Wie bereits<br />
ausgeführt, kommt der Tätig-<br />
<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2007</strong>