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Psychotherapeutenjournal 2/2007 (.pdf)

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Dr. Peter Riedel<br />

kation erst mal in technischen Produkten<br />

und auf beruflichen Ebenen realisiert. Was<br />

blieb – verstärkt durch das Vaterwerden<br />

– war die Sehnsucht nach der echten<br />

„Zwiesprache“.<br />

Du bist uns Hamburgern seit den<br />

80er Jahren als aktiver Berufspolitiker<br />

bekannt. Nun hast Du Dich<br />

in Deinem 77. Lebensjahr mit den<br />

Worten „Ich will Platz für die<br />

Jüngeren machen“ aus Deiner<br />

Tätigkeit im Vorstand der Psychotherapeutenkammer<br />

Hamburg<br />

zurückgezogen. Seit wann bist Du<br />

eigentlich berufspolitisch tätig und<br />

was war der Grund für Dein jahrzehntelanges<br />

berufspolitisches<br />

Engagement, was waren wichtige<br />

Stationen?<br />

Mit der Einmischung in die Berufspolitik<br />

habe ich schon 1983 gleich nach Abschluss<br />

des Studiums begonnen. Neben<br />

der Ausübung des neuen Berufs als Psychotherapeut<br />

provozierten die weiterhin<br />

aktiven Ressourcen aus meinem vorhergehenden<br />

Beruf ein solches Handeln:<br />

Realitätsbezug aus den Ingenieurwissenschaften,<br />

Kreatives vom Entwickler<br />

und ökonomisch-zielgerichtetes Vorgehen<br />

als Manager in der Industrie – alles zusammen<br />

war für eine psychologisch-sozial<br />

orientierte Berufspolitik gut zu gebrauchen.<br />

Es verschaffte mir Einstiege in verschiedene<br />

Ehrenämter, so beim Regionalinstitut<br />

<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2007</strong><br />

des FPI-Fachverbands Hamburg, schon<br />

1985 für viele Jahre Vorstandsarbeit in der<br />

Landesgruppe Hamburg und als Delegierter<br />

im BDP. Dazu kam auch meine stark<br />

psychologisch-pädagogisch orientierte Arbeit<br />

als Mitglied und Vorstand der Elternkammer.<br />

Welche Aufgaben hast Du im BDP<br />

übernommen?<br />

PR: Ab 1986 war ich 10 Jahre als Vorstand<br />

der Landesgruppe regional berufspolitisch<br />

tätig, entwickelte „BDP-Hamburg aktuell“ zur<br />

Verbesserung der Kommunikation mit den<br />

Mitgliedern, gründete und leitete als Geschäftsführer<br />

die Norddeutsche Psychologenakademie<br />

mit dem Ziel, qualitativ gesicherte<br />

und regional gut erreichbare<br />

Fortbildungsangebote zu schaffen, konzipierte<br />

und gestaltete im Gesamtverband<br />

die Delegiertenumschau als Forum zur<br />

bundesweiten Vernetzung der Funktionärsarbeit<br />

und war schließlich Koordinator<br />

der Strukturreformen des BDP zur<br />

Anpassung an die besonders mit dem<br />

Psychotherapeutengesetz veränderte berufspolitische<br />

Landschaft. Alles zusammen<br />

war das zeitweise ein ehrenamtlicher<br />

Halbtagsjob.<br />

Was waren Deine Leitgedanken?<br />

PR: Bei allen diesen Tätigkeiten hatte ich<br />

als generelle Leitgedanken, das Wesentliche<br />

zum Ziel zu führen, das Machbare zu<br />

realen „Produkten“ umzusetzen und die<br />

knappen ehrenamtlichen Ressourcen<br />

nicht für Doppelarbeit und Grabenkämpfe<br />

der Funktionäre zu verschwenden. So<br />

stellte sich mir mit dem Psychotherapeutengesetz<br />

für uns Psychotherapeuten die<br />

Arbeit in den Kammern als das nunmehr<br />

wesentliche Feld politischer Arbeit dar.<br />

Deshalb wechselte ich schließlich ganz von<br />

der Verbands- in die Kammerarbeit. Aus<br />

heutiger Sicht war dieser Entschluss richtig,<br />

denn mit ihrer Etablierung vertreten<br />

nun die Kammern die Interessen unseres<br />

Berufsstandes und nur ein Bruchteil<br />

der einsparbaren Beitragszahlungen für<br />

die zusätzliche Mitgliedschaft in Berufsverbänden<br />

wäre für die dann zu erweiternden<br />

Serviceleistungen der Kammern aufzubringen.<br />

Die Kammerwahlen können<br />

auch von den Fachverbänden alleine getragen<br />

werden.<br />

Hamburg<br />

Zu diesem Thema werden allerdings auch<br />

ganz andere Meinungen vertreten. Vielleicht<br />

bietet das PTJ dazu an anderer Stelle<br />

Raum zur Diskussion.<br />

Was ist Dir, aus Deiner Erfahrung,<br />

wichtig, an die „jungen<br />

KollegInnen“ weiterzugeben?<br />

PR: Vor allem die Einstellung als „Macher“<br />

zu handeln und nicht als „Opfer“ zu klagen.<br />

Über den fachlichen Tellerrand schauen,<br />

Vertrauen als Raum zum Delegieren<br />

schaffen, dabei das Ziel im Hinterkopf –<br />

den Weg vor den Augen behalten. Und<br />

durchhalten! Das alles mit der Philosophie,<br />

dass Vollkommenheit nicht bedeutet, es<br />

gäbe nichts mehr hinzuzufügen, wohl aber,<br />

es geht nichts mehr wegzulassen. Das<br />

heißt, sich diejenigen „Bretter“ als Visionen<br />

vorzunehmen, die man mit vereinten<br />

Kräften auch „durchbohren“ kann. Neben<br />

frei gemachtem Platz für die Entfaltung<br />

junger Energie ist der aktive Nachwuchs<br />

auch ein Container für Erfahrungen, welche<br />

die „Alten“ wie ich zur Verfügung stellen<br />

können. In diesem Sinne ist mein Entschluss<br />

nicht Rückzug, sondern eher Verschiebung<br />

vom direkten zum indirekten<br />

Tätigsein in der Berufspolitik.<br />

Du hast Dich in der Vergangenheit<br />

im Rahmen des BDP und nun im<br />

Verbund der Nordkammern für den<br />

sog. „Therapeutensuchdienst“<br />

eingesetzt und wirst diese Aufgabe<br />

auch weiter betreuen. Dir ist<br />

offensichtlich die Vermittlung von<br />

PsychotherapeutInnen an<br />

PatientInnen ein wichtiges Anliegen.<br />

Was ist der Hintergrund für<br />

Dein Engagement?<br />

Mit dem zweiten Beruf öffnete sich mir<br />

ein kritischer Blick auf die breite Landschaft<br />

zwischen Gurus als Versprecher<br />

von Seelenheil und seriösen Psychotherapeutinnen<br />

und -therapeuten und<br />

deren Ausbilder, 1986 sammelte ich über<br />

60 Adressen solcher Ausbildungsanbieter.<br />

Schon während des Studiums<br />

lernte ich bei diversen „Workshops“<br />

unseriöse „Heiler“ kennen. In einem Fall<br />

musste ich im Anschluss an ein solches<br />

Wochenende einem anderen Gruppenmitglied<br />

zur Unterbringung in der Psychiatrie<br />

helfen.<br />

185<br />

Hamburg

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