Psychotherapeutenjournal 2/2007 (.pdf)
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Herangehensweisen in der Diagnostik und<br />
Intervention verpflichtet und daher spezifisch<br />
ausgerichtet auf ‚hard-to-reach’-Klientel<br />
in Multiproblemsituationen. Die<br />
psychosoziale Fallarbeit muss dabei mehrere<br />
Aspekte miteinander verknüpfen:<br />
ohne eine hinreichende Förderung der individuellen<br />
Faktoren durch fokussierte Psychodiagnostik<br />
und Behandlung kann sie<br />
ebenso wenig zielführend sein wie durch<br />
eine zu enge Fokussierung auf allein psychologische<br />
Aspekte (Pauls & Mühlum,<br />
2004; siehe dazu Abb. 1).<br />
Wir plädieren daher ausdrücklich für eine<br />
interdisziplinäre statt ein- oder zweispuriger<br />
Perspektive unter Würdigung der bisher<br />
entwickelten medizinischen und psychologischen<br />
Konzepte, um die umfassende<br />
Aufgabe der Versorgung angemessen<br />
abdecken zu können. Eine Zusammenschau<br />
der Perspektiven und ein interdisziplinäres<br />
Zusammenwirken zwischen<br />
grundlagenforschungsorientierten Universitäten<br />
und anwendungsorientierten Programmen<br />
an angewandten Hochschulen<br />
könnte die Chance eröffnen, eine angemessene<br />
Antwort auf die aktuelle Versorgungslage<br />
zu entwickeln, von der wir bisher<br />
weit entfernt sind (vgl. Borg-Laufs &<br />
Vogel, 2005). Die Hochschulreform, die<br />
den Graben zwischen den Hochschulen<br />
mit der Einheitlichkeit der Abschlüsse geschlossen<br />
hat (Beschluss der Kultusministerkonferenz<br />
vom 24.05.2002), unterstützt<br />
ausdrücklich diese Diversifizierung<br />
von Bachelor- und Masterprogrammen für<br />
Abbildung 1: Das bio-psycho-soziale Modell (Pauls, 2004)<br />
<strong>Psychotherapeutenjournal</strong> 2/<strong>2007</strong><br />
beide Hochschultypen. Insofern sind Universitäten<br />
ebenso aufgefordert, stärker<br />
praxisorientierte Masterstudiengänge zu<br />
entwerfen, die nicht nur für Forschung,<br />
sondern auch für die berufliche Praxis der<br />
Psychotherapietätigkeit qualifizieren, wie<br />
angewandte Hochschulen sich stärker in<br />
die Forschung hinein entwickeln können,<br />
ohne dabei die Praxis aus dem Blick zu<br />
verlieren. In dieser Entwicklung sind fruchtbare<br />
Kooperationsprojekte nicht nur denkbar,<br />
sondern ausdrücklich gewünscht –<br />
nicht nur von ‚Bologna‘, sondern aus den<br />
Reihen der Praxis und der bisher vernachlässigten<br />
Klientengruppen.<br />
Dies würde auch der Psychotherapie-Ausbildungslandschaft<br />
für die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie<br />
mit den sehr<br />
verschiedenen Anbietern, Schwerpunkten<br />
und Vertiefungsmöglichkeiten entsprechen.<br />
Ein Blick über den Tellerrand in andere<br />
Länder und Regelungen, die bereits wesentlich<br />
mehr Diversifikation auf Hochschulniveau<br />
ausgebildet haben, erweist sich dabei<br />
als hilfreich.<br />
Exkurs: Andere Länder, andere<br />
Möglichkeiten?<br />
In den USA beispielsweise sind ÄrztInnen,<br />
PsychologInnen und SozialarbeiterInnen<br />
nicht nur in der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie,<br />
sondern auch in der psychotherapeutischen<br />
Versorgung Erwachsener<br />
vertreten. In Veröffentlichungen zur<br />
klinischen Praxis von Dorfmann (2004),<br />
Turner (1997), Cooper und Granucci<br />
S. B. Gahleitner, M. Borg-Laufs<br />
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