WPK Magazin 1/2011 - Wirtschaftsprüferkammer
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<strong>WPK</strong> <strong>Magazin</strong> 1/<strong>2011</strong><br />
Disziplinarsystem<br />
Zuständige Gerichte und<br />
Verfahren<br />
Ein berufsgerichtliches Verfahren<br />
gegen einen Revisor kann nach<br />
§ 43 Abs. 3 - 6 LGR durch jede Person,<br />
die ein rechtliches Interesse<br />
daran hat, eingeleitet werden. Das<br />
Gewerbe- und Gesellschaftsamt<br />
fordert vom Antragsteller für die<br />
Behandlung einer Klage eine Gebühr<br />
in Höhe von 500 DKK (§ 5<br />
Abs. 3 der Verordnung Nr. 664<br />
zum Berufsgericht; 11 im Folgenden<br />
mit BKG 664 abgekürzt).<br />
Disziplinarfälle werden in erster<br />
Instanz vor dem Berufsgericht<br />
(Revisornævnet) verhandelt (§ 43<br />
LGR), das beim Gewerbe- und Gesellschaftsamt<br />
Kopenhagen angesiedelt<br />
ist. Das Gericht besteht aus<br />
• einem Vorsitzenden, der Richter<br />
sein muss, und zwei Stellvertretern.<br />
Davon muss mindestens<br />
eine Person Richter am Landgericht<br />
sein (§ 2 Abs. 1 BKG 664)<br />
• zwölf weiteren Personen, von<br />
denen drei staatsautorisierte Revisoren,<br />
drei registrierte Revisoren<br />
und sechs Jahresabschlussadressaten<br />
sein müssen.<br />
Der vorsitzende Richter und die<br />
beiden Stellvertreter werden vom<br />
dänischen Justizministerium auf<br />
Vorschlag des dänischen Richterverbandes<br />
für vier Jahre ernannt.<br />
Sämtliche anderen Mitglieder des<br />
Berufsgerichts ernennt das dänischen<br />
Gewerbe- und Gesellschaftsamt<br />
für vier Jahre. Eine Wiederbestellung<br />
ist möglich.<br />
Die staatsautorisierten (registrierten)<br />
Revisoren werden anhand<br />
von Vorschlagslisten der FSR<br />
(FRR) bestimmt. Zudem holt das<br />
Gewerbe- und Gesellschaftsamt<br />
Vorschläge für mögliche Mitglieder<br />
des Gerichts als Repräsentanten<br />
der Jahresabschlussadressaten<br />
bei folgenden Institutionen ein:<br />
• Finansrådet (Bankenaufsicht)<br />
• Dansk Erhverv (Arbeitgeberverband<br />
der Dienstleistungsunternehmen)<br />
• Dansk Industri (Arbeitgeberverband<br />
der Industrie)<br />
• Lønmodtagernes Dyrtidsfond<br />
(Pensionskasse)<br />
• Arbejdsmarkedets tillægspension<br />
ATP (Pensionskasse)<br />
Der Arbeitgeberverband der Industrie<br />
stellt auf jeden Fall zwei<br />
Mitglieder. Da die sechs zivilen<br />
Mitglieder des Berufsgerichts die<br />
Interessen der Jahresabschlussadressaten<br />
vertreten, darf es sich<br />
nicht um staatsautorisierte bzw.<br />
registrierte Revisoren handeln.<br />
Jede Partei hat die Möglichkeit,<br />
mündliche Erklärungen persönlich<br />
abzugeben (§ 9 Abs. 1 BKG). Durch<br />
den Vorsitzenden des Disziplinargerichts<br />
kann es auch Dritten gestattet<br />
werden, Erklärungen abzugeben<br />
(§ 9 Abs. 2 BKG 664). Die<br />
Sitzungen des Disziplinargerichts<br />
sind nach § 9 Abs. 3 BKG 664<br />
grundsätzlich nicht öffentlich. Der<br />
Vorsitzende kann aber auf Wunsch<br />
einer Partei die Öffentlichkeit herstellen.<br />
Das gesamte Verfahren<br />
kann auch schriftlich durchgeführt<br />
werden, wenn keine der Parteien<br />
mündliche Erklärungen abzugeben<br />
wünscht und die Mitglieder des<br />
Berufsgerichts dieses Vorgehen<br />
billigen (§ 10 BKG 664).<br />
Die Entscheidung des Berufsgerichts<br />
wird durch Stimmenmehrheit<br />
gefällt. Das Urteil sollte<br />
begründet sein und auch die Ansichten<br />
der Stimmenminderheit<br />
sollten in der Urteilsbegründung<br />
dargestellt werden (§ 11 BKG 664).<br />
Sollte der betroffene Revisor<br />
beziehungsweise die betroffene<br />
Revisionsgesellschaft mit dem Urteil<br />
des Berufsgerichts nicht einverstanden<br />
sein, so bleibt für eine<br />
Berufung nur der Gang an die ordentliche<br />
Gerichtsbarkeit. Dieses<br />
Ansinnen muss dem Gewerbe-<br />
Analysen und Meinungen 41<br />
und Gesellschaftsamt innerhalb<br />
von vier Wochen nach Urteilsverkündung<br />
mitgeteilt werden.<br />
Dieses klagt dann den Revisor<br />
beziehungsweise die Revisionsgesellschaft<br />
normalerweise beim<br />
zuständigen Stadtgericht (Byretten)<br />
an (§ 52 Abs. 1 LGR). Hier<br />
wirkt ein Richter mit. Falls es sich<br />
aber um eine grundsätzliche Frage<br />
handelt, kann das Stadtgericht<br />
die Sache nach § 226 RPL 12 an das<br />
Landgericht Kopenhagen (falls der<br />
Beklagte seinen Wohnsitz östlich<br />
vom Kleinen Belt hat) beziehungsweise<br />
das Landgericht Viborg<br />
(falls der Beklagte seinen Wohnsitz<br />
westlich vom Kleinen Belt hat)<br />
weiterleiten. In Disziplinarsachen<br />
für Revisoren besteht das Landgericht<br />
normalerweise aus drei Richtern<br />
(§ 7 RPL). Gegen ein Urteil des<br />
11 Bekendtgørelse Nr. 664 vom 26.6.2008; vom Gewerbeund<br />
Gesellschaftsamt erlassen.<br />
12 Retsplejeloven vom 11.4.1916; letztmalig geändert durch<br />
Gesetz Nr. 1053 vom 29.10.2009.