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LOGISTIK-MANAGEMENT<br />
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Beispiel für den unregelmäßigen Bedarf an Fertigungs- oder Beschaffungsteilen<br />
Alle aufgeführten Verfahren – mit Ausnahme des Wagner-Whitin-<br />
Verfahrens – sind dabei als Näherungsverfahren zu verstehen, die<br />
sequenziell, Bestellung für Bestellung, aus der Bedarfszeitreihe<br />
wirtschaftliche Lose „zusammenraffen“. Nur das Wagner-Whitin-<br />
Verfahren ermittelt das Gesamtoptimum über alle Bestellmengen/Fertigungslosgrößen<br />
des ganzen Planungs zeitraums.<br />
Wagner-Within-Verfahren<br />
Bedarfsmenge<br />
06.01.2009<br />
20.01.2009<br />
03.02.2009<br />
17.02.2009<br />
03.03.2009<br />
17.03.2009<br />
31.03.2009<br />
14.04.2009<br />
28.04.2009<br />
12.05.2009<br />
26.05.2009<br />
09.06.2009<br />
23.06.2009<br />
07.07.2009<br />
21.07.2009<br />
04.08.2009<br />
18.08.2009<br />
01.09.2009<br />
15.09.2009<br />
29.09.2009<br />
13.10.2009<br />
27.10.2009<br />
10.11.2009<br />
24.11.2009<br />
08.12.2009<br />
22.12.2009<br />
Ermittelte Größen des ersten Loses in einem Planungszeitraum<br />
Andler Part Period gleitende Groff Silver-Meal Wagner<br />
wirtschaftliche<br />
Whitin<br />
Losgröße<br />
Statische<br />
Berechnung<br />
Heuristische Verfahren<br />
Exakte<br />
Berechnung<br />
Das Wagner-Whitin-Verfahren wurde bereits 1958 entwickelt. Da es<br />
für die ersten Materialwirtschaftsprogramme zu rechenintensiv<br />
<strong>und</strong> von Hand schon gar nicht anzuwenden war, wurden in den folgenden<br />
Jahren die im Beitrag angeführten Näherungsverfahren<br />
konzipiert. Die Abweichungen der Näherungsverfahren vom exakt<br />
rechnenden Wagner-Whitin-Verfahren können dabei deutlich ausfallen<br />
(Bild 03).<br />
Die meisten heutigen Standard ERP-Systeme bieten das Wagner-<br />
Whitin-Verfahren noch immer nicht an. In vielen Add-on-Systemen<br />
zur Disposition steht es jedoch zur Verfügung. In der Praxis kann<br />
das Verfahren seinen theoretischen Vorsprung gegenüber den Näherungsverfahren<br />
oder dem Andler-Verfahren nicht immer ausspielen,<br />
da sich die Struktur der Planbedarfe über den Planungshorizont<br />
von MRP-Lauf zu MPR-Lauf verändert <strong>und</strong> das Verfahren<br />
hinter einem „moving Target“ herläuft. Trotzdem bewältigen Sie die<br />
zweite Hürde der wirtschaftlichen Losgrößenoptimierung am besten,<br />
wenn Sie bei plangesteuerter Disposition auf das Wagner-<br />
Whitin-Verfahren setzen.<br />
Welche Vorteile sich durch den Einsatz welches wirtschaftlichen<br />
Losgrößenverfahrens erreichen lassen, kann mit Simulationssystemen<br />
ermittelt werden, ehe man die wirtschaftlichen Losgrößenverfahren<br />
in der Praxis einsetzt. Auf diese Weise lassen sich auch die<br />
Artikel ermitteln, bei denen sich die größten wirtschaftlichen Vorteile<br />
ergeben werden. Durch eine solche Simulation meistern Sie<br />
die dritte Hürde der wirtschaftlichen Losgrößenoptimierung, indem<br />
Sie mit den wirtschaftlichen Losgrößen dort beginnen, wo die<br />
größten wirtschaftlichen Effekte erzielt werden.<br />
Praxisrelevante Bedingungen beachten<br />
Um wirtschaftliche Losgrößenverfahren in der Praxis nutzbringend<br />
einsetzen zu können, müssen noch weitere Aspekte berücksichtigt<br />
werden: Alle klassischen wirtschaftlichen Losgrößenverfahren betrachten<br />
eine einstufige Einproduktfertigung mit unbegrenzter Kapazität.<br />
Bei der Berechnung der Losgröße wird nicht beachtet, dass<br />
meist mehrere Produkte über eine einzelne Fertigungskapazität<br />
Durch methodisches Vorgehen lässt sich<br />
eine wirtschaftliche Losgrößenoptimierung<br />
zielführend realisieren<br />
laufen <strong>und</strong> dass die wirtschaftliche Losgröße auf einer Wertschöpfungsstufe<br />
negative Auswirkungen auf davor oder dahinter liegende<br />
Wertschöpfungsstufen haben können.<br />
Vor allem in der Fertigung, aber teilweise auch in der Beschaffung,<br />
müssen diese Randbedingungen ergänzend betrachtet <strong>und</strong> in<br />
die Gestaltung der Losgrößen einbezogen werden. Führt die Kombination<br />
wirtschaftlicher Losgrößen auf einer Fertigungskapazität<br />
zu Kapazitätsengpässen, müssen die Losgrößen soweit erhöht werden,<br />
dass die Fertigungskapazität wieder ausreicht. In der Beschaffung<br />
hingegen kann es z. B. erforderlich sein, wirtschaftliche Losgrößen<br />
zu verringern, damit alle Bedarfe in die verfügbare Transporteinheit<br />
passen. Die vierte Hürde bei der wirtschaftlichen Losgrößenoptimierung<br />
ist deshalb der Kapazitätsabgleich. In einer<br />
Kette aufeinanderfolgender Dispositionsstufen kann es erforderlich<br />
sein, Losgrößen aufeinander abzustimmen. Die richtigen Losgrößenkompromisse<br />
zwischen Dispositionsstufen zu machen, gilt als<br />
die fünfte Hürde.<br />
Die beschriebenen fünf Hürden stecken gewissermaßen den<br />
Pflichtparcours für Losgrößenoptimierer ab. Hinzu kommt die Kür,<br />
auch noch die sechste Hürde (gleichmäßige Arbeitsinhalte) <strong>und</strong> die<br />
siebte Hürde (Berücksichtigung losgrößenabhängiger Durchlaufzeiten)<br />
zu überwinden, denn auch Umlaufbestände in der Produktion<br />
können Lagerhaltungskosten in einer nicht vernachlässigbaren<br />
Höhe verursachen. In der Praxis scheuen deshalb viele Unternehmen<br />
den Aufwand, wirtschaftliche Losgrößen richtig einzustellen,<br />
wenn sie erst einmal erkannt haben, dass das einfache Anwenden<br />
einer Formel nicht genügt. Damit vergeben sie jedoch ein beachtliches<br />
wirtschaftliches Optimierungspotenzial, das bei strukturiertem<br />
Vorgehen, ganzheit licher Betrachtungsweise sowie dem Einsatz<br />
passender Tools im Prinzip einfach zu bergen ist.<br />
Aufmacher/Grafiken: Fotolia/Abels & Kemmner<br />
www.ak-online.de<br />
34 <strong>f+h</strong> 5/<strong>2017</strong>