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ZAP-16-17

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Fach 4 R, Seite 898<br />

Rechtsprechungsübersicht – 1. Hj. 20<strong>17</strong><br />

Miete/Nutzungen<br />

Umsetzung der Verbraucherrechterichtlinie vom 20.9.2013 auch ganz deutlich aus § 312 Abs. 4 BGB, der<br />

für Mietverträge nur bestimmte Regelungen für anwendbar und für die Begründung von Mietverträgen<br />

nach Besichtigung davon wiederum weitere Regelungen für unanwendbar erklärt. Die Voraussetzungen<br />

und Rechtsfolgen eines Widerrufs haben sich aber über die Jahre mehrfach geändert.<br />

Zunächst bedeutet dies, dass der Mieter, wenn die situativen Voraussetzungen der §§ 312 ff. BGB<br />

vorliegen, seine Willenserklärung widerrufen kann. Voraussetzung ist hierfür:<br />

• der Vermieter muss Unternehmer sein,<br />

• der Mieter muss Verbraucher sein,<br />

• der Vertrag wurde „außer Haus“, früher: in einer Haustürsituation, geschlossen.<br />

Wenn eine wirksame Widerrufsbelehrung erfolgte, muss der Widerruf binnen 14 Tagen erfolgen,<br />

anderenfalls nach heutigem Recht binnen eines Jahres und 14 Tagen. Früher gab es im letzteren Fall<br />

keine Frist.<br />

Der BGH (WuM 20<strong>17</strong>, 406 = MietPrax-AK § 312 BGB Nr. 1 m. Anm. BÖRSTINGHAUS) musste sich in einem<br />

„Altfall“ (aus 2009) mit der Frage beschäftigen, ob der Mieter nach Ausübung des Widerrufs dem<br />

Vermieter Wertersatz in Höhe des objektiven Wertes der Modernisierung schuldet, wenn er nach<br />

Durchführung einer Modernisierungsmaßnahme die Modernisierungsmieterhöhungsvereinbarung<br />

widerruft. Heute ist dies in § 357 Abs. 8 BGB geregelt. Ein Anspruch besteht nur dann, wenn der Mieter<br />

die Leistung vor Ablauf der Widerrufsfrist verlangt und der Vermieter den Mieter auf die Verpflichtung<br />

zur Zahlung von Wertersatz in diesem Fall hingewiesen hat. Diese Verpflichtung gab es 2009 noch<br />

nicht. Nach Ansicht des BGH kommt ein solcher Anspruch auf Zahlung von Wertersatz in diesen<br />

Fällen nur dann in Betracht, wenn der Vermieter zuvor eine wirksame Mieterhöhungserklärung gem.<br />

§ 559b BGB abgegeben hatte. Erst diese Erklärung führe zur Zahlungspflicht für den „Modernisierungszuschlag“.<br />

Hinweis:<br />

Die fehlende Widerrufsbelehrung kann nachgeholt werden. In Altfällen beträgt die Widerrufsfrist in diesem<br />

Fall gem. § 355 BGB a.F. einen Monat, nach derzeit geltendem Recht 14 Tage.<br />

VI.<br />

Kündigung<br />

1. Kündigung wegen Eigenbedarfs durch eine GbR<br />

Der VIII. Senat hatte zunächst im Jahre 2007 entschieden, dass eine GbR wegen Eigenbedarfs für einen<br />

bei Abschluss des Mietvertrags existierenden Gesellschafter kündigen kann (BGH WuM 2007, 515 =<br />

NJW 2007, 2845 = NZM 2007, 679 = ZMR 2007, 772 = DWW 2007, 369 = MDR 2007, 1301 = MietPrax-AK<br />

§ 573 BGB Nr. 12 m. Anm. BÖRSTINGHAUS; HÄUBLEIN NJW 2007, 2847; SCHUMACHER MietRB 2007, 253, 254;<br />

MÜLLER WuM 2007, 579; DRASDO NJW-Spezial 2007, 529). Vier Jahre später hat er diese Einschränkung<br />

fallengelassen und entschieden, dass eine GbR sich auf einen in der Person eines Gesellschafters<br />

bestehenden Eigenbedarf auch dann berufen kann, wenn dieser der Gesellschaft bei Abschluss des<br />

Mietvertrags oder bei Eintritt der Gesellschaft in einen bestehenden Mietvertrag noch nicht<br />

angehörte (BGH WuM 2012, 31 = GE 2012, 127 = NZM 2012, 150 = MDR 2012, 78 = NJW-RR 2012, 237 =<br />

ZfIR 2012, <strong>17</strong>7 = ZMR 2012, 264 = MietPrax-AK § 566 BGB Nr. 11 m. Anm. BÖRSTINGHAUS;SCHACH GE 2012, 98;<br />

SCHMID MietRB 2012, 34; DRASDO NJW-Spezial 2012, 129). Auf der anderen Seite hatte der Senat bereits<br />

zuvor entschieden, dass eine juristische Person (BGH ZMR 2003, 904 = GE 2003, 1488 = WuM 2003, 691<br />

= NJW-RR 2004, 12 = NZM 2004, 25 = MietPrax-AK § 573 BGB Nr. 3 m. Anm. BÖRSTINGHAUS; MACIEJEWSKI<br />

MM 2003, 445; ROTH NZM 2004, 129; LÜTZENKIRCHEN MietRB 2004, 4) und eine Personengesellschaft (BGH<br />

WuM 2011, 113 = GE 2011, 262 = NJW 2011, 993 = NZM 2011, 276 = ZMR 2011, 371 = MietPrax-AK § 573 BGB<br />

Nr. 31 m. Anm. BÖRSTINGHAUS; REINELT jurisPR-BGHZivilR 4/2011 Anm. 1; SCHACH MietRB 2011, 71; WIEK WuM<br />

2011, 146; DRASDO NJW-Spezial 2011, 194; EISENSCHMID LMK 4/2011 Anm. 3; CAMPOS BB 2011, 913) nicht wegen<br />

Eigenbedarfs ihrer Gesellschafter kündigen können.<br />

866 <strong>ZAP</strong> Nr. <strong>16</strong> 9.8.20<strong>17</strong>

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