SOCIETY 372 /2017
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BILDUNG<br />
PORTRÄT<br />
Von der Queen zu Putin<br />
Der Diplomat Emil Brix beendet seine Tätigkeiten im<br />
Ausland und kehrt nach Österreich zurück. Nach Aufenthalten<br />
als Botschafter in England und Russland,<br />
übernimmt er nun die Leitung der Diplomatischen<br />
Akademie Wien.<br />
Die Diplomatische Akademie<br />
Emil Brix mit S.E. Dmitrij Ljubinskij (Russ.Föderation) beim<br />
Nationalfeiertagsempfang von Armenien<br />
Wie hat Ihnen das Brautkleid<br />
gefallen?“ Eine auf den ersten<br />
Blick etwas unübliche<br />
Frage an einen österreichischen<br />
Botschafter. Nicht aber,<br />
wenn er der einzige Österreicher ist, der bei der<br />
königlichen Hochzeit von Prinz William und Kate<br />
in der Westminster Abbey dabei sein durfte. Nun<br />
ist Emil Brix zurück an seiner „Alma Mater“, der Diplomatischen<br />
Akademie Wien. Nach spannenden<br />
Jahren als Botschafter Österreichs im Vereinigten<br />
Königreich und anschließend in der Russischen<br />
Föderation, übernahm er am 1. August die Direktion<br />
der Diplomatischen Akademie Wien. Geboren<br />
und aufgewachsen in Wien, entschied er sich nach<br />
dem Studium für eine Ausbildung an der Diplomatischen<br />
Akademie Wien. Anfang der 1980er Jahre<br />
lernte er dort Studierende aus aller Welt kennen,<br />
auch vor dem Hintergrund des Eisernen Vorhangs.<br />
Ein guter Ausgangspunkt für seine Interessensund<br />
Forschungsschwerpunkte Mitteleuropa und<br />
Kulturpolitik. Ab 1989 verbrachte er fünf Jahre in<br />
Krakau, davor sammelte er im Management-Club,<br />
im ÖVP-Parlamentsklub und als Kabinettschef des<br />
Wissenschaftsministers praktische Erfahrung im<br />
politischen Bereich. Die letzten sieben Jahre vor<br />
seiner Rückkehr nach Wien verbrachte er außerhalb<br />
Mitteleuropas. 2010 wurde er als österreichischer<br />
Botschafter nach London entsandt, 2015<br />
wechselte er nach Moskau. Gemeinsam ist diesen<br />
beiden Ländern nicht nur die traditionelle Liebe<br />
zum Tee, sondern auch die Suche nach ihrer Identität<br />
und ihrer aktuellen Rolle in der Welt und<br />
dem Versuch eine Großmacht zu bleiben oder<br />
wieder eine zu werden. Durch den Konflikt mit<br />
der Ukraine und den Sanktionen ist Russlands<br />
Beziehung zur Europäischen Union derzeit belastet<br />
– ein Wort, das für die Beziehungen Großbritanniens<br />
zur EU durchaus britisches Understatement<br />
ausdrücken könnte. Dennoch sind die<br />
Wirtschaftsbeziehungen Österreichs sowohl zu<br />
Großbritannien, als auch zu Russland weiterhin<br />
wichtig. Auch die bilateralen Beziehungen werden<br />
als positiv und Österreich als Brückenbauer gesehen.<br />
Emil Brix hatte die Aufgabe die Qualitäten<br />
eines Diplomaten zu verkörpern: Zwischen den<br />
Interessen zweier Staaten vermitteln, den kulturellen<br />
Hintergrund eines Landes kennen, Vertrauen<br />
aufbauen und von der eigenen Meinung<br />
überzeugen. Darüber hinaus sieht Brix den Beruf<br />
des Diplomaten nicht nur als einen Job, sondern<br />
als eine Entscheidung, die man fürs Leben trifft.<br />
Eine Entscheidung, die er noch nie bereut hat.<br />
Sein Wissen um die internationalen Beziehungen,<br />
die Welt der Diplomatie und die Außenpolitik<br />
möchte er in seiner neuen Funktion als Direktor<br />
der Diplomatischen Akademie Wien weitergeben.<br />
Die Hauptaufgabe der Diplomatischen Akademie<br />
Wien ist es, Absolventinnen und Absolventen von<br />
in- und ausländischen Hochschulen auf internationale<br />
Karrieren vorzubereiten. Darüber hinaus<br />
will Brix aber auch vermehrt die österreichische<br />
Bevölkerung ansprechen: „Die Außenpolitik muss<br />
noch stärker mit der Bevölkerung ins Gespräch<br />
kommen.“ Die Bestellung von Botschafter Emil<br />
Brix zum neuen Direkter der Diplomatischen<br />
Akademie ist deshalb ein weiterer wichtiger<br />
Meilenstein in der Geschichte der Diplomatischen<br />
A k ade m ie.<br />
•<br />
TEXT: Christian B.M.Berlakovits<br />
Fotos: diplomatische akademie, society/pobaschnig<br />
52 | <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2017</strong>