WOMEN AMBASSADORS INTERVIEW DOMINIKANISCHE REPUBLIK „Frauen müssen vieles miteinander kombinieren“ <strong>SOCIETY</strong> sprach mit I.E. Lourdes Victoria-Kruse, Botschafterin der Dominikanischen Republik, über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und das Engagement für Sportvereine. Fotos: Society/pobaschnig, Botschaft der dom.rep. 62 | <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2017</strong>
WOMEN AMBASSADORS INTERVIEW DOMINIKANISCHE REPUBLIK Seit wann sind Sie in Wien? Was haben Sie sich für Ihren Dienst hier in Wien vorgenommen? Ich bin seit sechs Jahren in Österreich. Davor war ich in Deutschland und in Indien. Zuerst war ich als Gesandte- Botschaftsrätin in Wien tätig. Am 4. Juli diesen Jahres wurde ich zur Botschafterin in Österreich und zur Ständigen Vertreterin der Dominikanischen Republik bei den Internationalen Organisationen in Wien akkreditiert. Ich habe natürlich viele Pläne und möchte die Zeit hier effektiv nutzen. Wichtig ist mir, die diplomatischen Beziehungen und den Austausch mit Österreich weiter zu vertiefen. Einen Schwerpunkt möchte ich auf den Bereich Bildung legen. Dieses Thema ist auch unserem Präsidenten S.E. Danilo Medina Sánchez ein großes Anliegen. Es ist für uns von großer Bedeutung, die Beziehungen zwischen Universitäten der Dominikanischen Republik und Österreich zu festigen, um Chancen einer breiteren Sicht auf die Welt und die Möglichkeit, neue Freundschaften zwischen Studierenden beider Länder zu schließen, zu bieten. Des Weiteren hat der Bereich Wirtschaft große Bedeutung. Ich möchte mich besonders um potentielle Investitionen in der Dominikanischen Republik kümmern. Die Dominikanische Republik ist ein wichtiger Partner von Österreich in der Karibik und es existieren viele Möglichkeiten für die Erweiterung des wirtschaftlichen Austauschs zwischen beiden Ländern. Die Themen des Technologietransfers in Bereichen wie erneuerbare Energie oder Abfall- und Abwasserverwertung sind dank der Förderungen, welche die Dominikanische Republik für diese Investitionen anbietet, von besonderem Interesse. Ich möchte unterstreichen, dass der Tourismus ebenfalls ein wichtiges Thema für uns ist. Es liegt in unserem Interesse zu zeigen, dass die Dominikanische Republik weit mehr zu bieten hat als „nur“ Strände. In der Dominikanischen Republik befinden sich die sogenannten „Alpen der Karibik“. Santo Domingo ist die erste Hauptstadt der Neuen Welt und beherbergt somit die ersten Monumente, die ersten Behörden, die erste Universität und die erste Kathedrale Lateinamerikas. Der Anteil an österreichischen Touristen ist übrigens sehr hoch, auch zeichnet es uns aus, dass die Österreicher wiederholend zu uns auf Urlaub fahren. Wenn man Berlin und Wien miteinander vergleicht – gibt es Dinge, die Sie an Wien mehr schätzen? Die Zeit als Diplomatin, die ich in Berlin und bislang in Wien verbracht habe, war für mich hervorragend. Einer Lateinamerikanerin kann es zu Beginn so vorkommen, als gäbe es zwischen Berlin und Wien keine großen Unterschiede, aber jede Stadt hat ihren eigenen Charme. Wien ist aufgrund seiner Nähe zu anderen Städten aus Zentral- und Osteuropa sowie seines internationalen Charakters eine besondere Stadt. Wien, bekannt als die Hauptstadt der Musik, ist außerdem »Die Dominikanische Republik ist ein wichtiger Partner von Österreich in der Karibik. « Lourdes Gisela Antonia Victoria- Kruse CURRICULUM VITAE Lourdes Gisela Antonia Victoria-Kruse wurde 1955 in Santo Domingo, Dominikanische Republik, geboren. Von 2004 bis 2010 war sie als Gesandte- Botschaftsrätin in der Botschaft der Dominikanischen Republik in Deutschland tätig. Von 2010 bis 2011 hatte sie die Position der Gesandten- Botschaftsrätin in der Botschaft der Dominikanischen Republik in Indien inne. Seit 2011 war sie als Gesandte-Botschaftsrätin in der Botschaft der Dominikanischen Republik in Österreich, seit Juli <strong>2017</strong> hat sie das Amt der Botschafterin in Österreich inne und wurde zur Ständigen Vertreterin der Dominikanischen Republik zu den Internationalen Organisationen in Wien ernannt. der Hauptsitz vieler wichtiger multilateraler Organisationen innerhalb des Systems der Vereinten Nationen. All dies macht Wien zu einem sehr interessanten Sitz für die diplomatische Tätigkeit, wo wir uns mit diversen aktuellen Themen auseinandersetzen können. Der multilaterale Bereich ist für mich eine neue Erfahrung.. Sind Sie verheiratet und haben Sie Kinder? Glauben Sie, dass es für eine weibliche Botschafterin schwieriger ist, Beruf und Familie miteinander zu verbinden als für einen Mann? Ja, ich bin verheiratet und habe drei Kinder und drei Enkelkinder. Mein jüngster Sohn ist 24 Jahre alt und ja, sicher: Wir Frauen müssen unser ganzes Leben lang vieles miteinander kombinieren. Da mein Mann und meine Kinder in Berlin und Frankfurt leben, ist das „Pendeln“ ein wichtiger Teil unseres Familienlebens, aber dank dem Verständnis und der Unterstützung meiner Familie kann ich mich voll und ganz der Rolle der Botschafterin widmen. Wie sehen Sie die Situation von Frauen in der Dominikanischen Republik? Ich denke, dass sich für Frauen in den letzten Jahren viel zum Positiven hin verändert hat. In puncto Gleichberechtigung, steht unser Land recht gut da – ich sehe die Situation von Frauen also nicht so kritisch, wie es vielleicht in anderen Ländern der Fall ist, aber natürlich muss man weiterhin am Ball bleiben, was die Rechte von Frauen betrifft. Was können Sie uns über die dominikanische Community hier in Wien erzählen? Wir sind um die 4.000 Dominikaner und haben somit nach Brasilien die größte lateinamerikanische Community in Österreich. Die Dominikaner leben hauptsächlich in Wien, Tirol, Vorarlberg, Graz und in Linz. Viele haben sich in Vereinen zusammengetan. Man muss hervorheben, dass sich die Dominikaner oft in Sportvereinen – besonders in den Bereichen Basketball und Baseball – zusammentun, aber keine Sportstätten haben, wo sie trainieren können. Baseball und Basketball sind unsere Nationalsportarten, die wir so fördern möchten. • <strong>SOCIETY</strong> 2_<strong>2017</strong> | 63