der_gemeinderat_Ausgabe_April_2017
Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.
Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wirtschaft & Finanzen<br />
Smart City<br />
Wirtschaft & Finanzen<br />
Perspektiven<br />
Botschafter <strong>der</strong> Zukunft<br />
Die Idee <strong>der</strong> Smart City verspricht hohe Lebensqualität<br />
und Wirtschaftskraft bei geringem Ressourcenverbrauch.<br />
Doch die Anfor<strong>der</strong>ungen sind komplex. Das führt häufig<br />
dazu, dass entsprechende Projekte nicht über die<br />
Pilotphase hinauskommen. Für langfristigen Erfolg<br />
brauchen die Vorhaben daher die richtigen Wegmarken.<br />
DER AUTOR<br />
Kai Tepe ist Leiter des Bereichs Nachhaltigkeit<br />
bei TÜV Süd Immowert in<br />
Eschborn (www. tuev-sued.de)<br />
LED-Straßenlaterne mit Solarpanel:<br />
Mit Zusatzfunktionen wie<br />
Verkehrs- und Luftüberwachung<br />
ausgestattete Straßenbeleuchtung<br />
ist Teil von Smart-City-Konzepten.<br />
Foto: Mipan/Fotolia<br />
Die Straßenlaterne von morgen ist<br />
ein wahres Multitalent mit dem<br />
Potenzial, zum Knotenpunkt und<br />
Symbol <strong>der</strong> Smart City zu werden – zumindest<br />
theoretisch. Denn ohnehin müssen<br />
in den kommenden Jahren rund zehn<br />
Millionen Laternen in ganz Europa ausgetauscht<br />
werden, weil sie nicht mehr<br />
mit alten Glühbirnen betrieben werden<br />
dürfen. Dank <strong>der</strong> Digitalisierung könnten<br />
Straßenlaternen künftig viele zusätzliche<br />
Funktionen übernehmen: Über Sensoren<br />
prüfen sie Luftqualität, Verkehrs- und<br />
Parksituation, liefern Daten zu Wetter und<br />
Licht, dienen als Mobilfunkantennen und<br />
stellen öffentliches WLAN bereit, werden<br />
ausgestattet mit einer Notruffunktion und<br />
sind Ladestationen für Elektroautos.<br />
Was aussichtsreich klingt, scheitert jedoch<br />
in <strong>der</strong> Praxis häufig an den Rahmenbedingungen<br />
innerhalb einer Kommune<br />
und an <strong>der</strong> Geschwindigkeit des Fortschritts.<br />
Die ersten Städte haben vor rund<br />
zwei Jahren ihre Straßenlaternen gegen<br />
LED-Lampen ausgetauscht.<br />
Bereits kurze<br />
Zeit später<br />
wurden<br />
Modelle<br />
mit Ladestationen<br />
für E-Cars<br />
angeboten. Mittlerweile<br />
geht <strong>der</strong> Trend zum<br />
kabellosen Laden. Die Zeiträume,<br />
in denen Innovationen den Status quo<br />
veralten lassen, werden immer kürzer: Wer<br />
sich heute für eine Technologie entscheidet,<br />
könnte schon morgen nachrüsten müssen.<br />
Hinzu kommt, dass jede mo<strong>der</strong>ne Straßenlaterne,<br />
wenn sie mit Zusatzfunktionen<br />
wie Verkehrs- und Luftüberwachung<br />
o<strong>der</strong> W-LAN ausgestattet ist, in die Zuständigkeit<br />
mehrerer Ämter und Behörden<br />
fällt. Wer ist hier für die Finanzierung<br />
zuständig, wer für die Wartung? Solche<br />
rechtlichen und organisatorischen Fragen<br />
müssen im Vorfeld geklärt werden. Das gilt<br />
nicht nur in Bezug auf Straßenlaternen,<br />
son<strong>der</strong>n auch bei allen an<strong>der</strong>en Aspekten<br />
<strong>der</strong> vernetzten Kommune.<br />
Viele Städte unterschätzen die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
von Smart-City-Projekten,<br />
das haben Erfahrungen <strong>der</strong> Morgenstadt-<br />
Initiative (www.morgenstadt.de) des<br />
Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft<br />
und Organisation (IAO) und des europäischen<br />
Triangulum-Projekts gezeigt, an<br />
denen TÜV Süd beteiligt ist.<br />
Gute Ansätze müssen aber nicht in <strong>der</strong><br />
Praxis scheitern, wie Beispiele zeigen.<br />
Die nie<strong>der</strong>ländische Stadt Eindhoven<br />
gilt als eine <strong>der</strong> innovativsten Städte <strong>der</strong><br />
Welt, in Deutschland gehört Ludwigsburg<br />
zu den Smart-City-Vorreitern vor allem in<br />
<strong>der</strong> Anwendung mo<strong>der</strong>ner Management-<br />
Methoden. Grundsätzlich spielen fünf<br />
Themenschwerpunkte und Handlungsfel<strong>der</strong><br />
für den langfristigen Erfolg von Smart<br />
City-Projekten eine wichtige Rolle:<br />
1 Verwaltung und Organisation anpassen:<br />
Die effiziente Zusammenarbeit<br />
verschiedener Ämter, Unternehmen,<br />
Forschungseinrichtungen und <strong>der</strong> Bürger<br />
erfor<strong>der</strong>t strukturelle Anpassungen,<br />
etwa eine eigene Smart-City-Abteilung,<br />
und neue Kommunikationswege.<br />
2 Datenplattformen zukunftsfähig planen:<br />
Investitionen in übergreifende Datenplattformen<br />
und intelligente Algorithmen<br />
ermöglichen neue Dienstleistungen<br />
etwa beim Abfall- und Verkehrsmanagement<br />
o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Straßenbeleuchtung.<br />
Einheitliche digitale Standards erleichtern<br />
die Öffnung für neue Partner.<br />
3 Bürger und lokale Wirtschaft einbinden:<br />
Die Bedürfnisse und Ideen <strong>der</strong> Bewohner<br />
müssen berücksichtigt, die innovativen<br />
Potenziale lokaler Unternehmen<br />
und Universitäten genutzt werden. In<br />
Smart-City-Labs (Projekten) können<br />
Technologien in einem begrenzten Stadtgebiet<br />
erprobt werden.<br />
4 Regulierungs- und Anreizsysteme schaffen:<br />
Möglich ist zum Beispiel, ein City-<br />
Maut-System für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor<br />
zu schaffen, während<br />
Elektromobilität mautfrei bleibt.<br />
5 Neue Ansätze bei Ausschreibungen:<br />
Für viele Smart-City-Projekte sind gemeinsame<br />
Ausschreibungen verschiedener<br />
Ämter notwendig, dazu müssen<br />
die Strukturen geschaffen werden, etwa<br />
durch wettbewerblichen Dialog o<strong>der</strong> Co-<br />
Investment-Strategien.<br />
„Smart City“ verspricht langfristig eine<br />
bessere Lebensqualität, eine hohe Wirtschaftskraft<br />
und mehr Umweltschutz.<br />
Wichtig für den Erfolg ist eine Gesamtstrategie,<br />
die den Anfor<strong>der</strong>ungen auf technischer,<br />
organisatorischer und gesellschaftlicher<br />
Ebene gerecht wird. Kai Tepe<br />
BERGISCH GLADBACH<br />
STELLT AUF LED UM<br />
Die Stadt Bergisch Gladbach (110 000<br />
Einwohner, Nordrhein-Westfalen) stellt<br />
ihre Straßenbeleuchtung komplett auf<br />
LED-Technik um. Das Projekt umfasst<br />
mehr als 10 000 Leuchten an etwa<br />
9800 Standorten. Sie wird die Lichter<br />
<strong>der</strong> Stadt künftig mit dem Telemanagementsystem<br />
City Touch von Philips<br />
Lighting vernetzt steuern.<br />
Die Kommune verbessert durch die<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung nicht nur die Qualität<br />
<strong>der</strong> Beleuchtung, son<strong>der</strong>n reduziert<br />
Kosten und CO 2 -Ausstoß. Bürgermeister<br />
Lutz Urbach konnte nach einer<br />
EU-weiten Ausschreibung den Auftrag<br />
an den Bergisch Gladbacher<br />
Stromversorger Belkaw vergeben.<br />
Die Projektplaner gehen von einer Reduzierung<br />
des Stromverbrauchs um bis zu<br />
75 Prozent aus – zum einen durch die<br />
Effizienz <strong>der</strong> Leuchtmittel, zum an<strong>der</strong>en<br />
durch intelligentes Dimmen für bedarfsgerechtes<br />
Beleuchten.<br />
Neben dem Stromverbrauch reduzieren<br />
sich auch die Instandhaltungskosten.<br />
Möglich ist das durch die Vernetzung<br />
<strong>der</strong> Leuchten über das webbasierte<br />
Managementsystem mit einer<br />
„Workflow- und Connect-App“. Darüber<br />
sind sämtliche lichtrelevante Prozesse<br />
je<strong>der</strong>zeit einzusehen. Einzelne Leuchten<br />
etwa können per Mausklick flexibel<br />
gesteuert werden. Durch automatische<br />
Fehleranzeige entfällt zeitraubendes<br />
Suchen nach Störungsursachen.<br />
20 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />
21