der_gemeinderat_Ausgabe_April_2017
Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.
Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Parlament & Verwaltung<br />
Personalmanagement<br />
Parlament & Verwaltung<br />
DER AUTOR<br />
Edmund Mastiaux ist Geschäftsführer<br />
des ZfM – Zentrum für Managementund<br />
Personalberatung in Bonn<br />
(service@zfm-bonn.de)<br />
Personalsuche<br />
Systematische Suche<br />
schlägt Zufallsprinzip<br />
Bei <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> idealen Besetzung für eine Führungsposition wird ein<br />
Vorgehen gemäß „Methode 08/15“ nur mit viel Glück zum Erfolg führen.<br />
Dieser Beitrag vermittelt aus <strong>der</strong> Sicht des Profis, was zu tun ist, damit <strong>der</strong><br />
Favoriten-Weizen von <strong>der</strong> Bewerber-Spreu sicher getrennt werden kann.<br />
Die Ausgangssituation: Die Verwaltung<br />
einer Stadt mit rund 45 000<br />
Einwohnern sucht im Zuge einer<br />
Nachfolgeregelung zum nächstmöglichen<br />
Zeitpunkt eine Leitung für das Amt „Ordnung<br />
und Soziales“. Die Herausfor<strong>der</strong>ung:<br />
Ein enger Bewerbermarkt, <strong>der</strong> Tarifvertrag<br />
für den öffentlichen Dienst sowie die Zeitvorgabe,<br />
das Such- und Auswahlverfahren<br />
innerhalb von maximal zehn Wochen abzuschließen.<br />
Nachfolgend wird aus <strong>der</strong><br />
Beratungspraxis heraus und auf <strong>der</strong> Basis<br />
Warten auf das Vorstellungsgespräch:<br />
Bewerber<br />
auf eine Stelle in <strong>der</strong><br />
Verwaltung müssen nicht<br />
nur zur jeweiligen Position<br />
passen, son<strong>der</strong>n auch in<br />
die Organisation. Für die<br />
Auswahl <strong>der</strong> Favoriten<br />
braucht es professionelle<br />
Kompetenz.<br />
eines (anonymisierten) konkreten Falles<br />
eine Erfolg versprechende Vorgehensweise<br />
für die Suche geeigneter Bewerber und die<br />
Auswahl <strong>der</strong> am besten geeigneten Kandidaten<br />
beschrieben.<br />
1. VORGESPRÄCH MIT DEM BÜRGERMEISTER<br />
In diesem Gespräch wurden die positionsspezifischen<br />
Aufgaben und Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
sowie die damit einhergehenden Rahmenbedingungen<br />
abgestimmt: die Position ist<br />
dem Bürgermeister unmittelbar unterstellt,<br />
Foto: Africa Studio/Fotolia<br />
nach A14 bewertet beziehungsweise nach<br />
TVöD EG14 eingruppiert und die Einstellung<br />
soll unbefristet erfolgen.<br />
Die Anfor<strong>der</strong>ungskriterien werden jeweils<br />
als Muss-, Soll- und wünschenswerte<br />
Kriterien beschrieben.<br />
2. UMFELDINTERVIEWS<br />
Wichtiger Bestandteil des Auftrages waren<br />
die zu führenden Umfeldinterviews.<br />
Ziel dieser etwa 45-minütigen Einzelgespräche<br />
war es, Zusatzinformationen von<br />
unterschiedlichen Personen zu erhalten,<br />
die die zu besetzende Position aus ihrer<br />
persönlichen Perspektive her einschätzen<br />
können.<br />
Dabei ging es vor allem um solche Fragen:<br />
Was sind die Hauptaufgaben in <strong>der</strong><br />
Position? Was sind die Spezifikationen des<br />
Amtes? Welche „Kultur“ kennzeichnet das<br />
Amt? Welchen Stellenwert hat das Amt im<br />
gesamten Verwaltungsgefüge?<br />
Im vorliegenden Fall wurden insgesamt<br />
sechs Interviews mit Führungskräften des<br />
Amtes ebenso wie mit dem Personalrat<br />
und <strong>der</strong> Gleichstellungsbeauftragten geführt.<br />
Wichtigstes Ziel war ein Gespür dafür<br />
zu bekommen, welche Persönlichkeit<br />
in das Amtsgefüge passt.<br />
3. KONTINUIERLICHE MARKTANSPRACHE<br />
Für die Stellenbesetzung wurden über einen<br />
Zeitraum von acht Wochen rund 100<br />
infrage kommende Bewerber und Bewerberinnen<br />
direkt angesprochen und über<br />
die zu besetzende Position informiert.<br />
Die aktive Suchweise hat den Vorteil, dass<br />
auch die Bewerber erreicht werden, die<br />
bisher nicht an einen konkreten Stellenwechsel<br />
dachten. Darüber hinaus wurden<br />
eine Reihe weiterer Multiplikatoren und<br />
Brancheninsi<strong>der</strong> angesprochen.<br />
Insgesamt konnten über diesen Suchweg<br />
fünf qualifizierte Kandidaten mobilisiert<br />
werden, sich für die ausgeschriebene<br />
Position zu bewerben.<br />
Parallel zur Direktansprache wurde die<br />
Stellenausschreibung in unterschiedlichen<br />
zielgruppenrelevanten Onlinebörsen veröffentlicht.<br />
Insgesamt gingen im Laufe <strong>der</strong><br />
fünfwöchigen Bewerbungsfrist 24 Bewerbungen<br />
ein.<br />
4. AUSWAHLSCHRITTE<br />
Im Rahmen <strong>der</strong> Bewerberauswahl wurde<br />
<strong>der</strong> Auftraggeber über die eingegangenen<br />
Bewerbungen informiert und es wurde<br />
eine Synopse und Kategorisierung <strong>der</strong><br />
Bewerbungen nach „geeignet“ und „nicht<br />
geeignet“ erstellt. Mit gut qualifizierten<br />
Kandidaten wurden von zwei Beratern<br />
ausführliche Bewerbungsgespräche geführt<br />
– insgesamt acht mit jeweils rund<br />
zwei Stunden Dauer.<br />
Die Bewerberauswahl wurde konsequent<br />
durch psychologische Testverfahren<br />
abgesichert. So erhielten alle Bewerber, die<br />
zum Gespräch eingeladen waren, einen<br />
wissenschaftlich fundierten Fragebogen<br />
(BIP – Bochumer Inventar zur berufsbezogenen<br />
Persönlichkeitsbeschreibung).<br />
Dieser lässt Rückschlüsse auf positionsrelevante<br />
Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale<br />
zu.<br />
Über fünf Kandidaten, die das Bewerbungsgespräch<br />
erfolgreich absolviert haben,<br />
wurden schriftliche Gutachten angefertigt<br />
und es wurde gegenüber dem Auftraggeber<br />
die Empfehlung ausgesprochen,<br />
diesen die Gelegenheit zu geben, sich in<br />
einer internen Verwaltungsrunde <strong>der</strong> Stadt<br />
vorzustellen.<br />
Dieses Gremium bestand im vorliegenden<br />
Fall aus dem Bürgermeister, dem<br />
Leiter des Personalamtes sowie je einem<br />
Vertreter von Personalrat und Gleichstellung.<br />
Die Bewerber hatten sich jeweils in<br />
rund 60-minütigen Auswahlgesprächen zu<br />
präsentieren.<br />
Am Ende blieben drei Favoriten übrig,<br />
die sich in einem strukturierten Verfahren<br />
den Fraktionen vorstellten. Bestandteil<br />
dieses Verfahrens waren eine Präsentation<br />
mit Fallstudie, ein Mitarbeitergespräch sowie<br />
ein strukturiertes Interview.<br />
Das Gremium sprach sich nach Abschluss<br />
<strong>der</strong> Bewerbungsrunde einstimmig<br />
für einen Kandidaten aus. Dieser stellte<br />
sich schließlich in einer rund 30-minütigen<br />
Präsentation nochmals dem Gremium<br />
vor und wurde im Anschluss einstimmig<br />
gewählt.<br />
DIREKTANSPRACHE WIRD WICHTIGER<br />
In immer enger werdenden Bewerbermärkten<br />
sollte bei <strong>der</strong> Suche und Auswahl von<br />
Führungskräften nichts dem Zufall überlassen<br />
werden. Gefragt ist vielmehr eine<br />
Systematik, die <strong>der</strong> jeweiligen Ausgangssituation<br />
und dem Bedarf <strong>der</strong> Kommune<br />
angepasst wird. In diesem Zusammenhang<br />
wird auch die Direktansprache immer<br />
wichtiger. Zudem braucht es Vertrauen<br />
in den externen Partner, <strong>der</strong> im Rahmen<br />
eines solchen Prozesses die Vorauswahl<br />
übernimmt. Edmund Mastiaux<br />
PERSONALMANAGEMENT<br />
MIT STRATEGIE<br />
Attraktivität ausstrahlen und sie tatsächlich<br />
bieten, darum muss es gehen,<br />
wenn das Rathaus gute Mitarbeiter<br />
gewinnen will. Dazu ist strategisches<br />
Personalmanagement notwendig. Und<br />
das beginnt mit einem Blick nach<br />
innen: Sind wir wirklich <strong>der</strong> tolle Arbeitgeber,<br />
<strong>der</strong> wir sein wollen?<br />
Matthias Wieliki, Referent im Programmbereich<br />
Personalmanagement<br />
<strong>der</strong> Kommunalen Gemeinschaftsstelle<br />
für Verwaltungsmanagement (KGSt)<br />
in Köln, ist <strong>der</strong> Ansicht, erfolgreiches<br />
Personalmarketing müsse als strategischer<br />
Prozess gemanagt werden. Sonst<br />
laufe <strong>der</strong> Arbeitgeber Kommune Gefahr,<br />
leere Versprechungen zu machen. Damit<br />
enttäusche er junge Menschen, verleite<br />
zum „Dienst nach Vorschrift“ o<strong>der</strong> gar zu<br />
einem Wechsel, so Wieliki.<br />
Ein ganzheitliches Personalmarketing<br />
beginnt nach Ansicht des Experten<br />
<strong>der</strong> KGSt bei <strong>der</strong> Frage, welche Kompetenzen<br />
in <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />
benötigt werden. Ob Finanzkrise o<strong>der</strong><br />
demografischer Wandel – Trends und<br />
Entwicklungen verän<strong>der</strong>n die Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft tiefgreifend.<br />
Damit verän<strong>der</strong>n sich kommunale<br />
Aufgaben sowohl inhaltlich als auch in<br />
<strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Aufgabenwahrnehmung.<br />
Diese Verän<strong>der</strong>ungen kommen in immer<br />
kürzeren Zyklen und werden komplexer.<br />
Als Mitarbeiter im Rathaus, so stellt<br />
Wieliki fest, sind Menschen gefragt,<br />
die sehr schnell handeln und die<br />
Konsequenzen ihres Handelns bewerten<br />
können, aus den Erfahrungen lernen<br />
und das Gelernte wie<strong>der</strong> in das Handeln<br />
einfließen lassen.<br />
Lesen Sie die umfassende Darstellung<br />
von Matthias Wieliki über Funktion<br />
und Ziel des strategischen Personalmanagements<br />
in seinem Beitrag<br />
„Überzeugungstäter gesucht“ auf<br />
www.treffpunkt-kommune.de ><br />
Themen > Treffpunkt Online Personal<br />
72 <strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />
73