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Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.

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Parlament & Verwaltung<br />

Personalmanagement<br />

Parlament & Verwaltung<br />

DER AUTOR<br />

Edmund Mastiaux ist Geschäftsführer<br />

des ZfM – Zentrum für Managementund<br />

Personalberatung in Bonn<br />

(service@zfm-bonn.de)<br />

Personalsuche<br />

Systematische Suche<br />

schlägt Zufallsprinzip<br />

Bei <strong>der</strong> Suche nach <strong>der</strong> idealen Besetzung für eine Führungsposition wird ein<br />

Vorgehen gemäß „Methode 08/15“ nur mit viel Glück zum Erfolg führen.<br />

Dieser Beitrag vermittelt aus <strong>der</strong> Sicht des Profis, was zu tun ist, damit <strong>der</strong><br />

Favoriten-Weizen von <strong>der</strong> Bewerber-Spreu sicher getrennt werden kann.<br />

Die Ausgangssituation: Die Verwaltung<br />

einer Stadt mit rund 45 000<br />

Einwohnern sucht im Zuge einer<br />

Nachfolgeregelung zum nächstmöglichen<br />

Zeitpunkt eine Leitung für das Amt „Ordnung<br />

und Soziales“. Die Herausfor<strong>der</strong>ung:<br />

Ein enger Bewerbermarkt, <strong>der</strong> Tarifvertrag<br />

für den öffentlichen Dienst sowie die Zeitvorgabe,<br />

das Such- und Auswahlverfahren<br />

innerhalb von maximal zehn Wochen abzuschließen.<br />

Nachfolgend wird aus <strong>der</strong><br />

Beratungspraxis heraus und auf <strong>der</strong> Basis<br />

Warten auf das Vorstellungsgespräch:<br />

Bewerber<br />

auf eine Stelle in <strong>der</strong><br />

Verwaltung müssen nicht<br />

nur zur jeweiligen Position<br />

passen, son<strong>der</strong>n auch in<br />

die Organisation. Für die<br />

Auswahl <strong>der</strong> Favoriten<br />

braucht es professionelle<br />

Kompetenz.<br />

eines (anonymisierten) konkreten Falles<br />

eine Erfolg versprechende Vorgehensweise<br />

für die Suche geeigneter Bewerber und die<br />

Auswahl <strong>der</strong> am besten geeigneten Kandidaten<br />

beschrieben.<br />

1. VORGESPRÄCH MIT DEM BÜRGERMEISTER<br />

In diesem Gespräch wurden die positionsspezifischen<br />

Aufgaben und Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

sowie die damit einhergehenden Rahmenbedingungen<br />

abgestimmt: die Position ist<br />

dem Bürgermeister unmittelbar unterstellt,<br />

Foto: Africa Studio/Fotolia<br />

nach A14 bewertet beziehungsweise nach<br />

TVöD EG14 eingruppiert und die Einstellung<br />

soll unbefristet erfolgen.<br />

Die Anfor<strong>der</strong>ungskriterien werden jeweils<br />

als Muss-, Soll- und wünschenswerte<br />

Kriterien beschrieben.<br />

2. UMFELDINTERVIEWS<br />

Wichtiger Bestandteil des Auftrages waren<br />

die zu führenden Umfeldinterviews.<br />

Ziel dieser etwa 45-minütigen Einzelgespräche<br />

war es, Zusatzinformationen von<br />

unterschiedlichen Personen zu erhalten,<br />

die die zu besetzende Position aus ihrer<br />

persönlichen Perspektive her einschätzen<br />

können.<br />

Dabei ging es vor allem um solche Fragen:<br />

Was sind die Hauptaufgaben in <strong>der</strong><br />

Position? Was sind die Spezifikationen des<br />

Amtes? Welche „Kultur“ kennzeichnet das<br />

Amt? Welchen Stellenwert hat das Amt im<br />

gesamten Verwaltungsgefüge?<br />

Im vorliegenden Fall wurden insgesamt<br />

sechs Interviews mit Führungskräften des<br />

Amtes ebenso wie mit dem Personalrat<br />

und <strong>der</strong> Gleichstellungsbeauftragten geführt.<br />

Wichtigstes Ziel war ein Gespür dafür<br />

zu bekommen, welche Persönlichkeit<br />

in das Amtsgefüge passt.<br />

3. KONTINUIERLICHE MARKTANSPRACHE<br />

Für die Stellenbesetzung wurden über einen<br />

Zeitraum von acht Wochen rund 100<br />

infrage kommende Bewerber und Bewerberinnen<br />

direkt angesprochen und über<br />

die zu besetzende Position informiert.<br />

Die aktive Suchweise hat den Vorteil, dass<br />

auch die Bewerber erreicht werden, die<br />

bisher nicht an einen konkreten Stellenwechsel<br />

dachten. Darüber hinaus wurden<br />

eine Reihe weiterer Multiplikatoren und<br />

Brancheninsi<strong>der</strong> angesprochen.<br />

Insgesamt konnten über diesen Suchweg<br />

fünf qualifizierte Kandidaten mobilisiert<br />

werden, sich für die ausgeschriebene<br />

Position zu bewerben.<br />

Parallel zur Direktansprache wurde die<br />

Stellenausschreibung in unterschiedlichen<br />

zielgruppenrelevanten Onlinebörsen veröffentlicht.<br />

Insgesamt gingen im Laufe <strong>der</strong><br />

fünfwöchigen Bewerbungsfrist 24 Bewerbungen<br />

ein.<br />

4. AUSWAHLSCHRITTE<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Bewerberauswahl wurde<br />

<strong>der</strong> Auftraggeber über die eingegangenen<br />

Bewerbungen informiert und es wurde<br />

eine Synopse und Kategorisierung <strong>der</strong><br />

Bewerbungen nach „geeignet“ und „nicht<br />

geeignet“ erstellt. Mit gut qualifizierten<br />

Kandidaten wurden von zwei Beratern<br />

ausführliche Bewerbungsgespräche geführt<br />

– insgesamt acht mit jeweils rund<br />

zwei Stunden Dauer.<br />

Die Bewerberauswahl wurde konsequent<br />

durch psychologische Testverfahren<br />

abgesichert. So erhielten alle Bewerber, die<br />

zum Gespräch eingeladen waren, einen<br />

wissenschaftlich fundierten Fragebogen<br />

(BIP – Bochumer Inventar zur berufsbezogenen<br />

Persönlichkeitsbeschreibung).<br />

Dieser lässt Rückschlüsse auf positionsrelevante<br />

Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale<br />

zu.<br />

Über fünf Kandidaten, die das Bewerbungsgespräch<br />

erfolgreich absolviert haben,<br />

wurden schriftliche Gutachten angefertigt<br />

und es wurde gegenüber dem Auftraggeber<br />

die Empfehlung ausgesprochen,<br />

diesen die Gelegenheit zu geben, sich in<br />

einer internen Verwaltungsrunde <strong>der</strong> Stadt<br />

vorzustellen.<br />

Dieses Gremium bestand im vorliegenden<br />

Fall aus dem Bürgermeister, dem<br />

Leiter des Personalamtes sowie je einem<br />

Vertreter von Personalrat und Gleichstellung.<br />

Die Bewerber hatten sich jeweils in<br />

rund 60-minütigen Auswahlgesprächen zu<br />

präsentieren.<br />

Am Ende blieben drei Favoriten übrig,<br />

die sich in einem strukturierten Verfahren<br />

den Fraktionen vorstellten. Bestandteil<br />

dieses Verfahrens waren eine Präsentation<br />

mit Fallstudie, ein Mitarbeitergespräch sowie<br />

ein strukturiertes Interview.<br />

Das Gremium sprach sich nach Abschluss<br />

<strong>der</strong> Bewerbungsrunde einstimmig<br />

für einen Kandidaten aus. Dieser stellte<br />

sich schließlich in einer rund 30-minütigen<br />

Präsentation nochmals dem Gremium<br />

vor und wurde im Anschluss einstimmig<br />

gewählt.<br />

DIREKTANSPRACHE WIRD WICHTIGER<br />

In immer enger werdenden Bewerbermärkten<br />

sollte bei <strong>der</strong> Suche und Auswahl von<br />

Führungskräften nichts dem Zufall überlassen<br />

werden. Gefragt ist vielmehr eine<br />

Systematik, die <strong>der</strong> jeweiligen Ausgangssituation<br />

und dem Bedarf <strong>der</strong> Kommune<br />

angepasst wird. In diesem Zusammenhang<br />

wird auch die Direktansprache immer<br />

wichtiger. Zudem braucht es Vertrauen<br />

in den externen Partner, <strong>der</strong> im Rahmen<br />

eines solchen Prozesses die Vorauswahl<br />

übernimmt. Edmund Mastiaux<br />

PERSONALMANAGEMENT<br />

MIT STRATEGIE<br />

Attraktivität ausstrahlen und sie tatsächlich<br />

bieten, darum muss es gehen,<br />

wenn das Rathaus gute Mitarbeiter<br />

gewinnen will. Dazu ist strategisches<br />

Personalmanagement notwendig. Und<br />

das beginnt mit einem Blick nach<br />

innen: Sind wir wirklich <strong>der</strong> tolle Arbeitgeber,<br />

<strong>der</strong> wir sein wollen?<br />

Matthias Wieliki, Referent im Programmbereich<br />

Personalmanagement<br />

<strong>der</strong> Kommunalen Gemeinschaftsstelle<br />

für Verwaltungsmanagement (KGSt)<br />

in Köln, ist <strong>der</strong> Ansicht, erfolgreiches<br />

Personalmarketing müsse als strategischer<br />

Prozess gemanagt werden. Sonst<br />

laufe <strong>der</strong> Arbeitgeber Kommune Gefahr,<br />

leere Versprechungen zu machen. Damit<br />

enttäusche er junge Menschen, verleite<br />

zum „Dienst nach Vorschrift“ o<strong>der</strong> gar zu<br />

einem Wechsel, so Wieliki.<br />

Ein ganzheitliches Personalmarketing<br />

beginnt nach Ansicht des Experten<br />

<strong>der</strong> KGSt bei <strong>der</strong> Frage, welche Kompetenzen<br />

in <strong>der</strong> Kommunalverwaltung<br />

benötigt werden. Ob Finanzkrise o<strong>der</strong><br />

demografischer Wandel – Trends und<br />

Entwicklungen verän<strong>der</strong>n die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft tiefgreifend.<br />

Damit verän<strong>der</strong>n sich kommunale<br />

Aufgaben sowohl inhaltlich als auch in<br />

<strong>der</strong> Form <strong>der</strong> Aufgabenwahrnehmung.<br />

Diese Verän<strong>der</strong>ungen kommen in immer<br />

kürzeren Zyklen und werden komplexer.<br />

Als Mitarbeiter im Rathaus, so stellt<br />

Wieliki fest, sind Menschen gefragt,<br />

die sehr schnell handeln und die<br />

Konsequenzen ihres Handelns bewerten<br />

können, aus den Erfahrungen lernen<br />

und das Gelernte wie<strong>der</strong> in das Handeln<br />

einfließen lassen.<br />

Lesen Sie die umfassende Darstellung<br />

von Matthias Wieliki über Funktion<br />

und Ziel des strategischen Personalmanagements<br />

in seinem Beitrag<br />

„Überzeugungstäter gesucht“ auf<br />

www.treffpunkt-kommune.de ><br />

Themen > Treffpunkt Online Personal<br />

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