der_gemeinderat_Ausgabe_April_2017
Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.
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Parlament & Verwaltung<br />
Personalmanagement<br />
Parlament & Verwaltung<br />
ZUR PERSON<br />
Dr. Frank Dudda (Jg. 1963) wurde<br />
am 13. September 2015 im ersten<br />
Wahlgang mit absoluter Mehrheit zum<br />
Oberbürgermeister seiner Heimatstadt<br />
Herne (Nordrhein-Westfalen) gewählt.<br />
Von 1997 bis zu seiner Wahl war<br />
<strong>der</strong> Jurist als Geschäftsführer des<br />
Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten<br />
(IFK) und Justiziar <strong>der</strong><br />
Bundesarbeitsgemeinschaft <strong>der</strong> Heilmittelverbände<br />
(BHV) tätig. Zudem war er<br />
seit 2002 Sozius einer Anwaltskanzlei<br />
in Essen. Das SPD-Parteimitglied Dudda<br />
ist verheiratet und hat einen Sohn.<br />
„Frauen unterschätzen oft<br />
ihre Fähigkeiten und<br />
sind beson<strong>der</strong>s kritisch mit<br />
sich selbst“<br />
Frank Dudda<br />
Interview<br />
„Die Ressourcen<br />
optimal nutzen“<br />
Was treibt eine Stadtverwaltung an, die Karrieren weiblicher Führungskräfte<br />
beson<strong>der</strong>s zu för<strong>der</strong>n? Welche Erfahrungen macht sie hierbei, und was<br />
zeichnet Frauen auf dem Chefsessel aus? Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister<br />
von Herne, antwortet auf Fragen unserer Redaktion zum „Frauen-Mentoring“.<br />
Herr Oberbürgermeister, mehr noch als im<br />
privatgewerblichen Sektor gelten die Führungsetagen<br />
<strong>der</strong> deutschen Rathäuser als<br />
Horte männlicher „Monokulturen“. Warum<br />
ist das Ihrer Meinung trotz erheblicher politischer<br />
Bemühungen um die Gleichstellung<br />
von Frauen in den vergangenen Jahrzehnten<br />
immer noch so?<br />
Dudda: Diese Entwicklung voranzubringen,<br />
braucht Zeit. Aber die Stadtverwaltung<br />
Herne ist auf einem sehr guten Weg, den<br />
Anteil von Frauen in Führungspositionen<br />
stetig zu erhöhen. Wir haben seit Jahren<br />
eine kontinuierliche Steigerung des Frauenanteils<br />
in den Gehalts- und Besoldungsgruppen,<br />
aus denen man in Führungspositionen<br />
aufsteigen kann. Auch den<br />
Anteil <strong>der</strong> Frauen auf den verschiedenen<br />
Führungsebenen konnten wir in den vergangenen<br />
Jahren deutlich steigern. Bei den<br />
Fachbereichsleitungen zum Beispiel hat<br />
sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Frauen seit 2009 mehr<br />
als verdoppelt. Das konnten wir durch gezielte<br />
Personalentwicklung und durch die<br />
gute Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Gleichstellungsstelle<br />
erreichen.<br />
Welche Erwartungen verbinden<br />
sich mit <strong>der</strong> Karriereför<strong>der</strong>ung<br />
von Frauen in den<br />
Rathäusern?<br />
Dudda: Führungspositionen<br />
auch mit Frauen zu<br />
besetzen, ist nicht zuletzt<br />
eine Frage <strong>der</strong> Gerechtigkeit.<br />
Vor allem müssen<br />
wir als Stadtverwaltung<br />
auch zusehen, dass wir<br />
die Potenziale unserer Beschäftigten<br />
heben und unsere personellen<br />
Ressourcen optimal nutzen. Dazu gehört<br />
auch, Frauen den Aufstieg in verantwortungsvolle<br />
Positionen zu ermöglichen.<br />
Außerdem will die Stadt Herne ein attraktiver<br />
Arbeitgeber sein im Wettbewerb um<br />
die besten Köpfe. Das geht nur, wenn wir<br />
für unsere Beschäftigen Entwicklungsperspektiven<br />
schaffen.<br />
Was machen weibliche Chefs an<strong>der</strong>s, eventuell<br />
sogar besser als ihre männlichen Pendants?<br />
Dudda: Frauen haben oft eine stark ausgeprägte<br />
Sozialkompetenz, was für Führungskräfte<br />
beson<strong>der</strong>s wichtig ist. In einer<br />
immer stärker vernetzten Arbeitswelt<br />
brauchen Führungskräfte auch eine beson<strong>der</strong>s<br />
gute Kommunikationsfähigkeit.<br />
Darin sind Frauen oft stark. Konstruktive<br />
Wege <strong>der</strong> Konfliktlösung werden in unserer<br />
Arbeit immer wichtiger, auch hier haben<br />
sich Frauen als sehr fähig erwiesen.<br />
Ebenso sind Frauen sehr bedacht in ihren<br />
Entscheidungen, dazu zählt auch gutes<br />
wirtschaftliches Denken. Gerade in einer<br />
schwierigen Haushaltssituation unserer<br />
Stadt sind das wichtige Eigenschaften.<br />
Was sind die Barrieren für Frauen, die in<br />
Stadtverwaltungen in Führungspositionen<br />
gelangen wollen?<br />
Dudda: Frauen unterschätzen oft ihre Fähigkeiten,<br />
sie sind beson<strong>der</strong>s kritisch mit sich<br />
selbst und zögern eher, sich um eine Führungsposition<br />
zu bewerben. Viele Frauen<br />
kümmern sich neben <strong>der</strong> Arbeit noch um<br />
Kin<strong>der</strong>, Haushalt o<strong>der</strong> pflegebedürftige<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />
Foto: Schmidt/Stadt Herne<br />
Angehörige. Diese Doppelbelastung macht<br />
es ihnen schwerer, beruflich den nächsten<br />
Schritt zu machen. Manche Vorgesetzten<br />
ziehen daraus den Schluss mangeln<strong>der</strong><br />
Einsatzbereitschaft o<strong>der</strong> mangelnden<br />
Durchsetzungsvermögens von Mitarbeiterinnen.<br />
Gerade wenn es um Beurteilungen<br />
geht, müssen Vorgesetzte darauf achten,<br />
sich nicht von diesen Stereotypen über<br />
Frauen leiten zu lassen.<br />
Können mit einem speziellen Frauenför<strong>der</strong>plan<br />
und einem Frauen-Mentoring-Programm,<br />
wie es beides bei <strong>der</strong> Stadt Herne<br />
gibt, solche Hürden tatsächlich beseitigt<br />
werden?<br />
Dudda: Ja, diese Hürden können wir beseitigen,<br />
indem wir unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter dahingehend fortbilden.<br />
In unseren standardisierten Stellenbesetzungsverfahren<br />
machen wir uns für faire<br />
Beför<strong>der</strong>ungsentscheidungen stark. In <strong>der</strong><br />
Evaluation unserer Mentoring-Projekte<br />
haben wir deutlich festgestellt, dass die<br />
Teilnehmerinnen ihre persönlichen Stärken<br />
kennengelernt haben und sich jetzt<br />
häufiger Führungspositionen zutrauen.<br />
Benachteiligen Frauenför<strong>der</strong>programme<br />
nicht die männlichen Kandidaten für Führungspositionen?<br />
Dudda: Nein, wir haben ein spezielles<br />
Qualifizierungsprogramm für angehende<br />
Führungskräfte, egal ob sie männlich o<strong>der</strong><br />
weiblich sind. Außerdem wählen wir unsere<br />
Kandidaten für Stellenbesetzungen<br />
nach einem standardisierten Verfahren<br />
aus. Da geht es um Kompetenz und nicht<br />
um das Geschlecht. Immerhin sind wir<br />
auch gesetzlich verpflichtet, uns an das<br />
Prinzip <strong>der</strong> Bestenauslese zu halten. Das<br />
nehmen wir sehr ernst.<br />
Auf welche Führungspositionen bewerben<br />
sich in Herne Frauen bevorzugt und in<br />
welchen Bereichen wünschen Sie sich als<br />
Oberbürgermeister mehr weibliche Chefs?<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />
Kontakt: pVS - pro Verlag & Service GmbH & Co. KG, Stauffenbergstraße 18, 74523 Schwäbisch Hall, Tel.: 0791/95061-0<br />
Dudda: Derzeit bewerben sich viele Frauen<br />
auf Teamleiterstellen, ich würde mich<br />
auch über ein ausgeglichenes Verhältnis<br />
von Frauen und Männern auf <strong>der</strong> Ebene<br />
<strong>der</strong> Fachbereichsleiter und sukzessive auf<br />
Dezernentenebene freuen.<br />
Lässt sich <strong>der</strong> Wunsch weiblicher Chefs, mit<br />
Rücksicht auf Familie und Kin<strong>der</strong> durchaus<br />
auch einmal Teilzeit arbeiten zu wollen, mit<br />
den hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an Führungspositionen<br />
im Rathaus, die im Grunde ja eine<br />
dauernde Präsenz erfor<strong>der</strong>n, vereinen?<br />
Dudda: Führungspositionen erfor<strong>der</strong>n<br />
grundsätzlich keine dauernde Präsenz<br />
am Schreibtisch. Gerade Führungskräfte<br />
sind viel unterwegs, in Besprechungen,<br />
Gremien o<strong>der</strong> Arbeitskreisen. An jede<br />
Führungskraft stellen wir insbeson<strong>der</strong>e<br />
den Anspruch, organisatorisch flexibel zu<br />
sein. Messlatte ist die optimale Aufgabenerfüllung.<br />
Führungskräfte mit reduzierter<br />
Stundenzahl sind bei uns daher keine Ausnahme.<br />
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