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der_gemeinderat_Ausgabe_April_2017

Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.

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Titel<br />

Breitbandausbau<br />

Titel<br />

Breitbandversorgung<br />

Eine neue Zeitrechnung im<br />

Leitungstiefbau<br />

Der Breitbandausbau in Deutschland kommt voran. Die Telekommunikationsanbieter<br />

holen zum Roll-out aus, die Bundesregierung stellt För<strong>der</strong>mittel zur<br />

Verfügung. Angesichts des stetig wachsenden Bedarfs an Bandbreite sollte das<br />

Ziel sein, zukunftssichere Glasfaserleitungen zu verlegen.<br />

Glasfaserbündel: Ziel<br />

eines zukunftsfähigen<br />

Breitbandausbaus<br />

sollte sein, Lichtwellenleiter<br />

basierte Internet-Anschlüsse<br />

bis in<br />

Gebäude, Wohnungen<br />

und Arbeitsstätten reichen<br />

zu lassen.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Bundesregierung für<br />

den Breitbandausbau ist, bis 2018<br />

alle Haushalte mit einer Datenübertragungsrate<br />

von 50 Megabit pro Sekunde<br />

(Mbit/s) zu erreichen. Im Jahr 2010<br />

lag die Quote <strong>der</strong> mit 50 Mbit/s versorgten<br />

Haushalte bei 39,5 Prozent, Mitte 2016 war<br />

bereits eine Abdeckung von 71,2 Prozent<br />

erreicht. Während laut Breitbandatlas des<br />

Bundes Mitte 2012 erst acht Prozent <strong>der</strong><br />

Haushalte im ländlichen Raum Zugänge<br />

mit 50 Mbit/s und mehr nutzten, wuchs<br />

dieser Anteil bis Mitte 2016 auf 29,9 Prozent.<br />

Technisch ist für 75,5 Prozent <strong>der</strong><br />

Haushalte bereits ein Zugang zu 50 Mbit/s<br />

und mehr verfügbar. Die EU-Kommission<br />

möchte eine Grundversorgung von<br />

100-Mbit/s-Anschlüssen, die auf Gbit/s-<br />

Geschwindigkeit aufgerüstet werden können,<br />

für alle Haushalte erreichen.<br />

Der Ausbau schreitet schnell voran.<br />

Beschleunigt wird er durch die Vergabe<br />

umfangreicher För<strong>der</strong>mittel, die das Bundesministerium<br />

für Verkehr und digitale<br />

Infrastruktur (BMVI) zur Verfügung stellen<br />

konnte. Vier Milliarden Euro standen bisher<br />

zur Verfügung. Ein Großteil <strong>der</strong> Mittel<br />

wurde binnen eines Jahres gebunden.<br />

Der Anschluss von mehr als einer Million<br />

Haushalte und die Verlegung von über<br />

100 000 Kilometern Glasfaser sind bereits<br />

in Planung. Einige Bauarbeiten starteten<br />

bereits 2016. <strong>2017</strong> läutet nunmehr die<br />

Zeitrechnung des Leitungstiefbaus ein.<br />

Ab 2018 sollen 100 Milliarden Euro bis<br />

2025 investiert und rund drei Milliarden<br />

Euro Bundesmittel pro Jahr zur Verfügung<br />

gestellt werden. Durch den Einsatz dieser<br />

För<strong>der</strong>mittel entsteht nun eine neue Dynamik<br />

im Markt. Kommunen und Telekommunikationsanbieter<br />

müssen<br />

sich jetzt aufstellen, um den Ausbau<br />

zu gestalten.<br />

Das Wissenschaftliche<br />

Institut für Infrastruktur<br />

und Kommunikationsdienste<br />

(WIK) hat im Rahmen eines<br />

Marktpotenzialmodells die im Jahr 2025<br />

wahrscheinlichen Bandbreitenbedarfe<br />

ermittelt. Demnach werden zu diesem<br />

Zeitpunkt mehr als 12,1 Millionen Haushalte<br />

sowie rund 300 000 Unternehmen in<br />

Deutschland bereits Geschwindigkeiten<br />

von mehr als 1 Gbit/s nachfragen. Auch<br />

Anwen<strong>der</strong>, die geringere Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an einen Breitbandzugang stellen, werden<br />

bis zu 150 Mbit/s im Downstream benötigen,<br />

so die Autoren.<br />

Der Netzwerkausrüster Cisco stellt in<br />

seinem Virtual Network Index regelmäßig<br />

Prognosen zum Internetdatenverkehr<br />

auf, die diese<br />

Aussagen unterstreichen.<br />

Das Un-<br />

ter-<br />

Foto: Xiaoliangge/Fotolia<br />

nehmen erwartet in Deutschland schon bis<br />

2020 eine Verdoppelung <strong>der</strong> übertragenen<br />

Datenmenge im Vergleich zu heute. Auf<br />

den einzelnen Nutzer bezogen, entspricht<br />

dies einem monatlichen Datenverbrauch<br />

von 42,8 GB im Vergleich zu 18,5 GB im<br />

Jahr 2015. Ein Haupttreiber sind hiernach<br />

hochauflösende Videodaten, die 81 Prozent<br />

des gesamten Internetverkehrs ausmachen<br />

werden.<br />

Was für Privathaushalte zutrifft, gilt erst<br />

recht für Unternehmen. Digitale Analyse-,<br />

Management- und Produktionsanwendungen<br />

(z. B. 3-D-Druck und On-Demand-<br />

Produktion) sowie Kommunikationsdienste<br />

wie Videokonferenzen werden im<br />

geschäftlichen Umfeld einen immer größeren<br />

Stellenwert einnehmen. Diese Anwendungen<br />

beanspruchen zum Teil hohe<br />

Bandbreiten und for<strong>der</strong>n leistungsfähige<br />

Infrastrukturen – insbeson<strong>der</strong>e auch im<br />

ländlichen Raum. Denn gerade dort wird<br />

die Breitbandzugangsinfrastruktur benötigt,<br />

um den Standort wettbewerbsfähig<br />

und attraktiv für Unternehmen und Familien<br />

gestalten zu können.<br />

Schlüssel zum Erfolg<br />

ist eine ganzheitliche<br />

Planung <strong>der</strong><br />

Netzinfrastruktu-<br />

ren unter Berücksichtigung <strong>der</strong> regionalen<br />

Entwicklung als Lebens- und Arbeitsraum.<br />

So sind bei <strong>der</strong> Planung von Neubaugebieten<br />

und Verkehrswegen auch die Breitbandverbindungen<br />

zu berücksichtigen.<br />

Dies ist mittlerweile gesetzlich verankert.<br />

Im November 2016 trat das Gesetz<br />

zur Erleichterung des Ausbaus digitaler<br />

Hochgeschwindigkeitsnetze (DigiNetzG)<br />

in Kraft. Hintergrund des Gesetzes ist die<br />

Kostenreduzierung im Breitbandausbau.<br />

Das Gesetz schafft aber auch Standards:<br />

Neubaugebiete sind in Zukunft mit Glasfaseranschlüssen<br />

zu versehen und Gebäude<br />

nach mo<strong>der</strong>nen Standards auszurichten.<br />

Das Gesetz regelt auch die Zusammenarbeit<br />

bei Straßenbauarbeiten. Dadurch sollen<br />

Synergien gehoben werden.<br />

DIGITALE WELT WÄCHST<br />

Neben den stabilen Anschlüssen für Unternehmen,<br />

die dem globalen Wettbewerb<br />

durch neue Geschäftsmodelle standhalten<br />

müssen, sind auch Bildungsstätten, öffentliche<br />

Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser,<br />

aber auch Verkehrsanlagen wie Ampeln<br />

und Straßenlaternen in die digitale<br />

Welt mit einzubeziehen. Hierfür stehen<br />

verschiedene Technologien zur Verfügung,<br />

die je nach vorhandener Infrastruktur,<br />

Zahl <strong>der</strong> benötigten Anschlüsse, finanziellen<br />

Möglichkeiten und geografischen<br />

Bedingungen gegeneinan<strong>der</strong> abgewogen<br />

werden müssen.<br />

Das Ziel sollte sein, Breitband über Glasfaser<br />

bis in die Gebäude und Wohnungen<br />

o<strong>der</strong> Arbeitsstätten bereitzustellen. Hierfür<br />

stehen die Begriffe FTTH und FTTB (Fibre<br />

to the Home / to the Building). In einigen<br />

Regionen kann aber auch eine Ertüchtigung<br />

<strong>der</strong> Kabelverzweiger mit Glasfaser<br />

bereits ausreichende Bandbreiten ermöglichen.<br />

Dieser sogenannte FTTC-Ausbau<br />

(Fibre to the Curb) bietet sich vor allem<br />

in innerstädtischen Bereichen an, in denen<br />

die Kabelverzweiger nicht weit vom<br />

Endkunden entfernt stehen.<br />

Der Breitbandausbau schreitet in<br />

Deutschland voran und wird in Zukunft<br />

verstärkt auch <strong>der</strong> Wirtschaft zugute kommen.<br />

Dazu trägt ein Mix aus innovativen<br />

Diensten, steigen<strong>der</strong> Nachfrage, verbesserten<br />

Zugangstechnologien und verfügbaren<br />

finanziellen Mitteln bei. Zu nennen sind<br />

hier etwa Mittel aus dem Bundesför<strong>der</strong>programm<br />

Breitband und dem Son<strong>der</strong>aufruf<br />

für Gewerbegebiete. Tim Brauckmüller<br />

ENTWICKLUNGEN IM<br />

MOBILFUNK<br />

Im Rahmen des Breitbandausbaus<br />

werden auch funkgebundene Lösungen<br />

immer weiterentwickelt. LTE ist hier die<br />

bekannteste Technologie. In Zukunft<br />

wird 5G als Mobilfunkgeneration einen<br />

immer höheren Stellenwert erreichen.<br />

Um hohe Bandbreiten zu erreichen,<br />

ist die Sicherstellung leistungsfähiger<br />

Anbindungen <strong>der</strong> Mobilfunkstandorte<br />

mit Glasfasertrassen notwendig. Erst<br />

dadurch werden neue Anwendungen<br />

möglich. Erprobt wird dies aktuell im<br />

Rahmen des Projekts „5G-ConnectedMobility“<br />

auf einem rund 30<br />

Kilometer langen Streckenabschnitt<br />

<strong>der</strong> A 9 zwischen den Anschlussstellen<br />

Nürnberg-Feucht und Greding. Dort ist<br />

ein 5G-Testnetzwerk installiert, um konkrete<br />

Anwendungen des automatisierten<br />

und vernetzten Fahrens zu erproben und<br />

so neue Methoden zur Übermittlung von<br />

Verkehrsinformationen und <strong>der</strong> Verkehrssteuerung<br />

zu entwickeln.<br />

DER AUTOR<br />

Tim Brauckmüller ist Geschäftsführer<br />

des Breitbandbüros des Bundes in<br />

Berlin (www.breitbandbuero.de)<br />

28<br />

<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />

29

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