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der_gemeinderat_Ausgabe_April_2017

Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.

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Titel<br />

Breitbandausbau<br />

Titel<br />

Glasfaserleitungen: Die Realisierung<br />

von NGA-Projekten soll die<br />

Breitbandversorgung vor allem in<br />

ländlichen Regionen verbessern.<br />

NGA-Projekte<br />

DIE AUTORIN<br />

Dr. Imke Germann ist Vorstandsvorsitzende<br />

des unter an<strong>der</strong>em in den<br />

Bereichen Telekommunikation und<br />

Netze tätigen Beratungsunternehmens<br />

MRK Media in München<br />

(imke.germann@mrk-media.de)<br />

In Eigenregie o<strong>der</strong><br />

besser mit Partner?<br />

Das Bundesför<strong>der</strong>programm für den Breitbandausbau finanziert externe<br />

Planungs- und Beratungsleistungen zur Vorbereitung und Durchführung entsprechen<strong>der</strong><br />

Vorhaben. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit Ausbaustrategien<br />

und -konzepten, gibt Empfehlungen und spiegelt Praxiserfahrungen wi<strong>der</strong>.<br />

Das Ziel <strong>der</strong> Breitbandstrategie des<br />

Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> ist, eine<br />

möglichst flächendeckende Versorgung<br />

mit ultraschnellen Breitbandanschlüssen<br />

in Deutschland zu erreichen.<br />

Nachdem <strong>der</strong> flächendeckende Ausbau<br />

durch kommerzielle Anbieter alleine nicht<br />

erfolgt ist und auch nicht erfolgen wird,<br />

sind staatliche För<strong>der</strong>programme nötig,<br />

um den ländlichen Raum an <strong>der</strong> notwendigen<br />

technischen Weiterentwicklung teilhaben<br />

zu lassen.<br />

Bei <strong>der</strong> Betrachtung <strong>der</strong> einzelnen<br />

Städte und Gemeinden fallen eine sehr<br />

heterogene Versorgungslage und meist ein<br />

starker Abfall des Versorgungsgrades hin<br />

zu den ländlichen Regionen auf. Mit einer<br />

gezielten Ausbaustrategie zur Realisierung<br />

von NGA-Projekten (Next Generation Access,<br />

Netze <strong>der</strong> nächsten Generation) soll<br />

die Versorgung in diesen Regionen nachhaltig<br />

verbessert werden. Netze <strong>der</strong> nächsten<br />

Generation sind diejenigen, <strong>der</strong>en Infrastruktur<br />

es erlaubt, hohe Datenraten<br />

auszutauschen.<br />

Um eine Ausbaustrategie zu entwickeln<br />

und um Ausbauprojekte zu identifizieren,<br />

wurde auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> Richtlinie<br />

„För<strong>der</strong>ung zur Unterstützung des<br />

Breitbandausbaus in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland“ ein För<strong>der</strong>programm des<br />

Bundes aufgelegt. Zur Qualitätssicherung<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage dieser Bundesrichtlinie<br />

werden Landkreise, Städte und Gemeinden<br />

„für die Beauftragung von externen<br />

Planungs- und/o<strong>der</strong> Beratungsleistungen<br />

geför<strong>der</strong>t, die zur Vorbereitung o<strong>der</strong> bei<br />

<strong>der</strong> Durchführung solcher Breitbandmaßnahmen<br />

anfallen“. Der Bund leistet mit<br />

dieser 100-Prozent-Finanzierung einen<br />

wesentlichen Beitrag zur Feststellung des<br />

Ausbauzustandes.<br />

WEISSE FLECKEN ERMITTELN<br />

Im Rahmen einer durch einen externen<br />

Berater durchgeführten Planung wird ein<br />

erster Verfahrensschritt die Erhebung <strong>der</strong><br />

vorhandenen Infrastrukturen sowie die<br />

Analyse <strong>der</strong> bestehenden Versorgungslage<br />

umfassen. Dazu wird insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Breitbandatlas des Bundes herangezogen.<br />

Auf dieser Basis erfolgen die Ermittlung<br />

<strong>der</strong> „weißen NGA-Flecken“ (Versorgungslücken)<br />

und das Einpflegen <strong>der</strong> Informati-<br />

Foto: Meerisusi/Fotolia<br />

onen in ein Geoinformationssystem (GIS).<br />

Viele kommunale Entscheidungsträger<br />

äußern immer wie<strong>der</strong> die Auffassung, in<br />

ihrer Kommune sei bereits eine flächendeckende<br />

Versorgung mit schnellem Internet<br />

erreicht. Die Infrastruktur-Analyse klärt sie<br />

über die tatsächliche Ausbausituation, die<br />

nicht selten von dem angenommenen Zustand<br />

abweicht, auf.<br />

ZWEI AUSBAUMODELLE<br />

In enger Abstimmung mit den Kommunen<br />

werden im Anschluss die NGA-Projektgebiete<br />

festgelegt, um darauf aufbauend<br />

ein Markterkundungsverfahren durchzuführen.<br />

Dieses macht deutlich, welche<br />

Gebiete von einem <strong>der</strong> Netzbetreiber im<br />

eigenwirtschaftlichen Ausbau innerhalb<br />

<strong>der</strong> nächsten drei Jahre versorgt werden.<br />

Auf diese Weise wird festgestellt, wo ein<br />

Marktversagen vorliegt und demzufolge<br />

eine staatliche För<strong>der</strong>ung zum Schließen<br />

<strong>der</strong> NGA-Lücken beantragt werden kann.<br />

Zudem erhält die Kommune die verbindliche<br />

Aussage <strong>der</strong> Netzbetreiber über die in<br />

den nächsten drei Jahren zu realisierenden<br />

eigenwirtschaftlichen Ausbauprojekte.<br />

Für die Verfahrensvorbereitung zur<br />

projektbezogenen För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> als notwendig<br />

erkannten Ausbauprojekte ist es<br />

erfor<strong>der</strong>lich, einen Masterplan zu erstellen.<br />

Auf dieser Basis wird dann die Wirtschaftlichkeit<br />

<strong>der</strong> beiden zur Verfügung<br />

stehenden Ausbaumodelle – Wirtschaftlichkeitslückenmodell<br />

und Betreibermodell<br />

– ermittelt.<br />

Für diesen Wirtschaftlichkeitsvergleich<br />

sind Kosten und Effizienz einzelner Ausbauvarianten<br />

zu betrachten. Aus <strong>der</strong> zu<br />

erstellenden Grobplanung werden die<br />

Investitionskosten abgeleitet und die verschiedenen<br />

Ausbauvarianten verglichen.<br />

Im Ergebnis liegt den Kommunen eine<br />

Handlungsempfehlung vor.<br />

Zwar scheuen beim Betreibermodell<br />

die Entscheidungsträger das wirtschaftliche<br />

Risiko sowie den für die Umsetzung<br />

erfor<strong>der</strong>lichen Aufwand, denn gerade die<br />

Ausschreibungen und Vergabeprozesse<br />

verlangen eine gewisse Professionalität<br />

und kosten Zeit. Bei <strong>der</strong> Entscheidung<br />

über das bevorzugte Modell sollte aber<br />

berücksichtigt werden, dass im Fall <strong>der</strong><br />

Betreiberlösung ein zukunftsfähiges Netz<br />

entsteht, das im Eigentum <strong>der</strong> Kommune<br />

liegt. Außerdem zählen solche Netze<br />

ebenso zu den Infrastrukturaufgaben im<br />

Rahmen <strong>der</strong> kommunalen Daseinsvorsorge<br />

wie beispielsweise Straßen o<strong>der</strong><br />

Trinkwasserleitungen. Zudem ist es sehr<br />

wohl möglich, durch Verpachtung des<br />

kommunalen Datennetzes an einen privaten<br />

Netzbetreiber eine langfristige Rendite<br />

zu erzielen. Das zeigen Erfahrungen mit<br />

Betreibermodellen.<br />

Dem steht <strong>der</strong> Vorteil des Wirtschaftlichkeitslückenmodells<br />

gegenüber, dass die<br />

Kommunen bei <strong>der</strong> Umsetzung schnelle<br />

Erfolge erzielen können und auf die Erfahrung,<br />

Kompetenz und Investitionskraft <strong>der</strong><br />

meist großen Netzbetreiber zurückgreifen<br />

können. Sie müssen sich bei diesem Modell<br />

nicht auf ein für sie bisher weitgehend<br />

unbekanntes Terrain vorwagen, weil sie ja<br />

einen starken Partner an ihrer Seite haben.<br />

Ein qualifizierter Masterplan und gut<br />

belegbare Handlungsempfehlungen erleichtern<br />

die im Einzelfall nicht einfache<br />

Entscheidung über das „richtige“ Modell,<br />

die immer auch von den Gegebenheiten<br />

und Voraussetzungen vor Ort abhängig ist.<br />

<br />

Imke Germann<br />

WIE NGA-PROJEKTE ZUM<br />

ERFOLG FÜHREN?<br />

Bei <strong>der</strong> Realisierung von NGA-Projekten<br />

sind zahlreiche kritische Erfolgsfaktoren<br />

zu beachten. So muss während <strong>der</strong> Planung<br />

zunächst die Ermittlung nutzbarer<br />

Leerrohr- und Kabelnetze in den Fokus<br />

rücken. Auch sollte geklärt werden, ob<br />

in <strong>der</strong> Kommune Tiefbaumaßnahmen<br />

anstehen, um dann durch Mitverlegungen<br />

die Kosten zu reduzieren. Außerdem<br />

sind beson<strong>der</strong>e Bedarfssituationen,<br />

beispielsweise in Gewerbegebieten, zu<br />

identifizieren. Insbeson<strong>der</strong>e während<br />

<strong>der</strong> Genehmigungs- und Bauvorbereitungsphase<br />

ist die Kommunikation mit<br />

allen Beteiligten wichtig. Der laufende<br />

Informationsaustausch beispielsweise<br />

mit den Trägern öffentlicher Belange, mit<br />

Versorgungsunternehmen und mit den<br />

betroffenen Bürgern hat grundlegende<br />

Bedeutung.<br />

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