der_gemeinderat_Ausgabe_April_2017
Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.
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Titel<br />
Breitbandausbau<br />
Titel<br />
HINTERGRUND<br />
Europäischer TK-Rechtsrahmen: Die<br />
EU-Kommission hat im September<br />
2016 ihren Entwurf für einen neuen<br />
Telekommunikations-Rechtsrahmen<br />
vorgestellt. Darin bekennt sie sich zur<br />
Glasfaser als <strong>der</strong>jenigen Infrastruktur,<br />
die auch langfristig die für die Digitalisierung<br />
von Wirtschaft und Gesellschaft<br />
notwendigen Bandbreiten erfüllen kann.<br />
Der Gesetzesentwurf umfasst unter<br />
an<strong>der</strong>em die Themengebiete Netzzugangsregulierung,<br />
Funkfrequenzen und<br />
Universaldienst sowie die Rolle <strong>der</strong> nationalen<br />
Regulierungsbehörden. Er wird<br />
mit dem EU-Ministerrat sowie dem EU-<br />
Parlament abgestimmt und wohl nicht<br />
vor dem Jahr 2018 in Kraft treten. Dann<br />
steht die Umsetzung in das nationale<br />
Recht <strong>der</strong> EU-Mitgliedsstaaten an.<br />
Mobilfunkstandard 5G: Der neue<br />
Standard (5G steht für „5. Generation“)<br />
soll Nachfolger von LTE (Long Term<br />
Evolution, deutsch: langfristige Entwicklung)<br />
werden und ist beson<strong>der</strong>s schnell<br />
und verzögerungsfrei. Marktreife wird<br />
er voraussichtlich 2020 erlangen. Tests<br />
mit im (künftigen) Alltag gebräuchlichen<br />
Anwendungen umfassen etwa die<br />
Ausrüstung von autonom fahrenden<br />
Fahrzeugen, Robotern in <strong>der</strong> vernetzten<br />
Industrie und Telepräsenz-Anwendungen<br />
mit breitbandigen Mobilfunk-Signalen.<br />
Open Access: Der Begriff meint im<br />
TK-Bereich den diskriminierungsfreien<br />
Zugang aller Marktteilnehmer auf einer<br />
Breitbandinfrastruktur (insbeson<strong>der</strong>e<br />
FTTH-Zugangsnetze) bis zum<br />
Endkunden.<br />
DER AUTOR<br />
Norbert Westfal ist Präsident des<br />
Bundesverbands Breitbandkommunikation<br />
(Breko), Berlin, und Sprecher <strong>der</strong><br />
Geschäftsführung <strong>der</strong> EWE Tel und <strong>der</strong><br />
EWE Vertrieb in Oldenburg<br />
(www.brekoverband.de)<br />
Wegweiser: Die EU-Kommission zeigt bei <strong>der</strong> Überarbeitung des Telekommunikations-Rechtsrahmens<br />
das Ziel des Breitbandausbaus auf: flächendeckend ein Gigabit pro Sekunde.<br />
Netzstrategien<br />
Voraussetzung für<br />
erfolgreiche Zukunft<br />
Für die kommende Gigabit-Gesellschaft mit einer digitalisierten Wirtschaft<br />
benötigen Unternehmen und Bürger Anschlussnetze mit beson<strong>der</strong>s hoher<br />
Kapazität. Nur Glasfaseranschlüsse mit symmetrischen Bandbreiten bis weit in<br />
den Gigabit-Bereich verfügen über die erfor<strong>der</strong>lichen Qualitätsmerkmale.<br />
Alle namhaften Experten sind sich<br />
einig: Deutschland braucht hochleistungsfähige<br />
Gigabit-Glasfasernetze,<br />
um Wirtschaftswachstum – und<br />
damit den Wohlstand – zu sichern. Die<br />
unmittelbare Anbindung an ein solches<br />
Glasfasernetz wird sowohl für Bürger als<br />
auch für Unternehmen bereits in absehbarer<br />
Zeit so wichtig sein wie ein Strom- o<strong>der</strong><br />
Wasseranschluss.<br />
Zukunftssichere Glasfasernetze bilden<br />
auch das Fundament <strong>der</strong> nächsten Mobilfunkgeneration<br />
5G. Denn 5G-Netze werden<br />
in <strong>der</strong> Praxis nichts an<strong>der</strong>es als Festnetze<br />
Foto: Reimer/Fotolia<br />
mit mobiler Schnittstelle darstellen. Da<br />
ein reiner Glasfaseranschluss einem 5G-<br />
Anschluss im Hinblick auf Leistungsfähigkeit<br />
und Qualität immer überlegen bleiben<br />
wird, ist es sowohl volkswirtschaftlich als<br />
auch betriebswirtschaftlich geboten, die<br />
Synergien beim Ausbau <strong>der</strong> Glasfasernetze<br />
zu nutzen. Eine Reduzierung des „Gebots<br />
<strong>der</strong> Digitalisierung“ auf Funklösungen,<br />
die frühestens 2020/2021 spezifiziert sein<br />
werden, würde Deutschland beim Glasfaserausbau<br />
im europäischen Vergleich<br />
noch weiter zurückfallen lassen. Die<br />
EU-Kommission zeigt bei <strong>der</strong> Überarbeitung<br />
des TK-<br />
Rechtsrahmens<br />
gerade, welche Ziele es zu erreichen<br />
gilt: nämlich flächendeckend ein<br />
Gigabit pro Sekunde (Gbit/s). Hinter diesem<br />
Anspruch darf die Bundesregierung<br />
nicht zurückbleiben, wenn Deutschland<br />
den Anschluss an die Wirtschaftsnationen,<br />
die eine Glasfaserstruktur konsequent aufbauen,<br />
nicht vollständig verpassen soll.<br />
Die Mitgliedsunternehmen des Bundesverbands<br />
Breitbandkommunikation<br />
(Breko) verstehen sich als Garanten für die<br />
Erreichung eines solchen Ziels und setzen<br />
klar auf eine reine Glasfaserinfrastruktur.<br />
Bereits heute stemmen sie mehr als 60<br />
Prozent <strong>der</strong> Wettbewerber-Investitionen<br />
in den Ausbau mit direkten Glasfaseranschlüssen.<br />
Sie bauen diese Infrastrukturüberall<br />
dort, wo es wirtschaftlich möglich<br />
ist – und sind auch weiterhin zu erheblichen<br />
Investitionen bereit.<br />
RECHTS- UND PLANUNGSSICHERHEIT<br />
Hohe Priorität hat – insbeson<strong>der</strong>e auch<br />
im Hinblick auf die Bundestagswahl – die<br />
politische Festlegung eines zukunftsfähigen<br />
Infrastrukturziels. Denn <strong>der</strong> klare<br />
Fokus <strong>der</strong> künftigen Breitbandstrategie<br />
<strong>der</strong> Politik kann nur darin liegen, möglichst<br />
schnell eine flächendeckende Versorgung<br />
mit Glasfaseranschlüssen bis in<br />
alle Gebäude Deutschlands zu erreichen.<br />
Die Kernaussage des Breko lautet daher:<br />
Deutschland braucht bis zum Jahr 2025<br />
flächendeckend Glasfaseranschlüsse mit<br />
mindestens ein Gbit/s!<br />
Ein solches, langfristig angelegtes Glasfaserinfrastrukturziel<br />
schafft Rechts- und<br />
Planungssicherheit für alle Marktakteure,<br />
um nachhaltig in die nächste Evolutionsstufe<br />
des Breitbandausbaus zu investieren.<br />
Kupferbasierte Technologien wie Vectoring<br />
o<strong>der</strong> „G.fast“ können die für die Digitalisierung<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Bandbreiten und<br />
Qualitätsparameter nicht erreichen. Um in<br />
Deutschland eine tragfähige Basis für die<br />
Gigabit-Gesellschaft zu schaffen, braucht<br />
es eine kompromisslose Fokussierung auf<br />
den Ausbau mit reinen Glasfaseranschlüs-<br />
sen. Schweden und an<strong>der</strong>e europäische<br />
Län<strong>der</strong> zeigen, dass ein flächendecken<strong>der</strong><br />
Glasfaserausbau auf diese Weise erfolgreich<br />
funktionieren kann.<br />
Um dies auch in Deutschland zu bewerkstelligen,<br />
setzt <strong>der</strong> Breko-Verband weiterhin<br />
auf Kooperationen zur Beschleunigung<br />
des Glasfaserausbaus. Die Kosten für eine<br />
flächendeckende Erschließung mit Glasfaser<br />
bis in alle Gebäude betragen rund 80<br />
Milliarden Euro und können – auch unter<br />
Einbezug staatlicher För<strong>der</strong>mittel – nicht<br />
von einem Unternehmen allein aufgebracht<br />
werden. Vor diesem Hintergrund ist<br />
es wichtig, die Kräfte und Finanzmittel zu<br />
bündeln und Glasfasernetze möglichst synergetisch<br />
zu bauen. Eine entscheidende<br />
Voraussetzung hierfür ist auch ein funktionierendes<br />
Open-Access-System, über das<br />
sowohl die Deutsche Telekom als auch ihre<br />
Wettbewerber wechselseitig Netzzugangsleistungen<br />
einkaufen. Nur mit einer möglichst<br />
hohen Netzauslastung lassen sich<br />
Glasfasernetze wirtschaftlich betreiben.<br />
Die Weichen müssen jetzt richtig gestellt<br />
werden, damit Deutschland mit <strong>der</strong><br />
leistungsfähigsten digitalen Infrastruktur<br />
in Europa punkten kann, <strong>der</strong> Übergang in<br />
die Gigabit-Gesellschaft mit zukunftssicheren<br />
Glasfasernetzen als Basis gelingt und<br />
so ein wichtiger Grundstein für wirtschaftliches<br />
Wachstum und Wohlstand für die<br />
heutige sowie für nachfolgende Generationen<br />
gelegt wird. Norbert Westfal<br />
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<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />
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