der_gemeinderat_Ausgabe_April_2017
Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.
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Parlament & Verwaltung<br />
Personalmanagement<br />
Parlament & Verwaltung<br />
Führungskräfteentwicklung<br />
Per Tandem auf den Chefsessel<br />
Die Stadt Herne macht angehende Führungskräfte gezielt für ihre neuen<br />
Aufgaben fit. Ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk gilt dabei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Frauen<br />
mit Ambitionen auf einen Chefsessel. Ein spezielles Mentoring-Programm soll<br />
den Anteil weiblicher Beschäftigter in leitenden Positionen steigern helfen.<br />
Der Frauen-För<strong>der</strong>er: Hernes Oberbürgermeister<br />
Frank Dudda will den Anteil<br />
weiblicher Rathausmitarbeiter in Führungspositionen<br />
steigern. Unterstützt wird er<br />
von <strong>der</strong> städtischen Gleichstellungsstelle.<br />
Führungspositionen innerhalb einer<br />
Stadtverwaltung sind nicht immer<br />
einfach zu besetzen. Altersbedingt<br />
werden in den kommenden Jahren etliche<br />
Mitarbeiter in Führungspositionen<br />
ausscheiden – so auch bei <strong>der</strong> Stadt<br />
Herne (Nordrhein-Westfalen). Da es nicht<br />
ausreicht, Personal zu dem Zeitpunkt zu<br />
qualifizieren, wenn sie in <strong>der</strong> Führungsposition<br />
benötigt werden, bereitet die Stadtverwaltung<br />
Beschäftigte frühzeitig auf ihre<br />
zukünftige Rolle vor. Dafür wurden in den<br />
vergangenen Jahren unterschiedliche Programme<br />
aufgelegt, wie Claudia Spitzer, im<br />
Herner Rathaus zuständig für die Personalentwicklung,<br />
erläutert: „Es ist wichtig,<br />
dass sich Mitarbeitende umfassend mit<br />
den Aufgaben und Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
einer Führungskraft auseinan<strong>der</strong> setzen,<br />
bevor sie sich für eine Führungsposition<br />
entscheiden.“<br />
MENTORING-PROGRAMM FÜR FRAUEN<br />
Speziell für Frauen wird seit 2007 ein Mentoring-Programm<br />
angeboten. „Wir wollen<br />
Frauen ermutigen, sich persönlich für ihre<br />
berufliche Laufbahn einzusetzen“, erklärt<br />
Sabine Schirmer-Klug, Leiterin <strong>der</strong> städtischen<br />
Gleichstellungsstelle, und ergänzt:<br />
„Das Programm richtet sich explizit an<br />
Foto: Stadt Herne<br />
Kolleginnen ohne Führungserfahrung und<br />
ist eine von vielen Maßnahmen im Frauenför<strong>der</strong>plan,<br />
mit denen wir versuchen,<br />
den Anteil <strong>der</strong> Frauen in Führungspositionen<br />
zu steigern.“ Bei diesem Programm<br />
werden nur weibliche Tandems gebildet:<br />
jeweils mit einer erfahrenen Führungsperson<br />
und einer Frau, die noch überlegt,<br />
ob eine Führungsposition für sie infrage<br />
kommt. In vertraulichen Gesprächen<br />
können individuelle Fragen zum Thema<br />
„Frauen in Führung“ geklärt werden.<br />
„Ich habe durch die Treffen und die<br />
Meilensteinveranstaltungen im Rahmen<br />
des Mentoring-Programms abschließend<br />
entscheiden können, dass ich eine Führungsposition<br />
anstrebe“, erläutert Sandra<br />
Podwojewski, die 2013 teilgenommen hat.<br />
„Das Programm war für mich ein Mosaikstein<br />
zur Erreichung dieses Ziels und bot<br />
die Gelegenheit zum Austausch und zum<br />
Ausbau meiner persönlichen Fähigkeiten<br />
im Hinblick auf Führungsqualitäten.“<br />
Mittlerweile wurden mehr als 50 Tandems<br />
gebildet. Bei den Begleitveranstaltungen<br />
steht die Frage im Vor<strong>der</strong>grund<br />
„Wäre Führung etwas für mich?“. Zusätzlich<br />
treffen sich die Tandems alle vier bis<br />
sechs Wochen für persönliche Gespräche.<br />
Das Programm geht über einen Zeitraum<br />
von etwa eineinhalb Jahren.<br />
MEHR BEWERBUNGEN ALS PLÄTZE<br />
Wenn die Frauen sich vorstellen können,<br />
eine Führungsposition zu übernehmen,<br />
können sie sich – wie auch ihre männlichen<br />
Kollegen – für das Qualifizierungsprogramm<br />
für angehende Führungskräfte<br />
bewerben. Dieses Projekt wurde vor etwa<br />
vier Jahren entwickelt, um nicht erst dann<br />
Nachwuchskräfte auszubilden, wenn Führungskräftepositionen<br />
dringend besetzt<br />
werden müssten.<br />
Der erste Jahrgang schloss das Programm<br />
2016 ab. Die Motivation in <strong>der</strong> Mitarbeiterschaft<br />
ist hoch. „Es gibt unter den<br />
Mitarbeitenden einige, die nach Führungsverantwortung<br />
streben. Wir haben bisher<br />
immer mehr Bewerbungen als Plätze“,<br />
erklärt Spitzer, die weiß, dass das Verfahren<br />
in einem großen Beteiligungsprozess<br />
entstanden ist. Die Teilnehmer werden auf<br />
<strong>der</strong> Basis eines „Letter of motivation“, einem<br />
Assessment Center sowie von Empfehlungsschreiben<br />
ausgewählt.<br />
Eineinhalb Jahre dauert das Programm<br />
im Anschluss und beinhaltet sechs Module:<br />
Diversity-Kompetenz, Standortbestimmung,<br />
Rolle und Aufgaben Teamleitung,<br />
Konflikte in Teams und Schnittstellen,<br />
Handlungssicherheit in Zeiten knapper<br />
Ressourcen und Projektmanagement.<br />
„Beson<strong>der</strong>s auf das Thema Projektmanagement<br />
legen wir viel Wert, da wir die<br />
interdisziplinäre Arbeit för<strong>der</strong>n wollen“,<br />
sagt Spitzer. Deswegen sei auch das Netzwerken<br />
unter den Teilnehmenden sehr<br />
wichtig. Mit Lernpartnerschaften o<strong>der</strong> in<br />
Gruppen müssen regelmäßige Aufgaben<br />
erfüllt werden. „Die Kernaufgabe ist, sich<br />
selbst zu verstehen und zu positionieren.<br />
Die Teilnehmenden müssen ihre Selbstreflexion<br />
stärken, bevor sie als Führungskraft<br />
versuchen, an<strong>der</strong>e zu verstehen“, erklärt<br />
Spitzer und erläutert weiter: „Die Präsenzphase<br />
zeichnet sich durch die Verbindung<br />
von Wissensvermittlung, Wissensanwendung<br />
und persönlicher Reflexion aus.“ Die<br />
Abschlussprüfung beinhaltet eine schriftliche<br />
Hausarbeit und eine mündliche Prüfung.<br />
„Zukünftig wird <strong>der</strong> erfolgreiche<br />
Abschluss des Qualifizierungsprogramms<br />
eine Voraussetzung für Teamleitungsstellen<br />
sein“, erklärt Spitzer.<br />
Vier von 16 Teilnehmern haben mittlerweile<br />
eine Führungsfunktion übernommen.<br />
So auch Sandra Podwojewski:<br />
„Beson<strong>der</strong>s gereizt an diesem Programm<br />
hat mich die Gelegenheit, sich dem Thema<br />
Führung, losgelöst von einer schon bestehenden<br />
Führungsverantwortung, zu widmen.<br />
Durch das vorgeschaltete Auswahlverfahren<br />
und das Feedback-Gespräch<br />
wurde ich hinsichtlich meiner Stärken<br />
und Schwächen sensibilisiert und hatte in<br />
<strong>der</strong> Qualifizierung die Gelegenheit, in <strong>der</strong><br />
Gruppe gezielt daran zu arbeiten. Ich habe<br />
nochmal viel über mich gelernt.“ Zurzeit<br />
läuft das Programm zum zweiten Mal – mit<br />
gleichbleiben<strong>der</strong> Resonanz.<br />
BEGLEITUNG AUF DEM KARRIEREWEG<br />
Mitarbeitern, die in <strong>der</strong> Teamleitungsposition<br />
angekommen sind, bietet die Stadt<br />
Herne ein weiteres Mentoring-Programm<br />
an. Erfahrene Führungskräfte als Mentoren<br />
besprechen mit den „frischgebackenen“<br />
Teamleitern Fragen des Alltags, Konfliktsituationen<br />
o<strong>der</strong> Verhaltensweisen.<br />
Frauen-Mentoring, Qualifizierungsprogramm<br />
für angehende Führungskräfte und<br />
Mentoring für neue Führungskräfte bilden<br />
einen Teil des Personalentwicklungsprozesses<br />
<strong>der</strong> Stadt. Für die Teilnehmer entstehen<br />
dabei keinerlei Kosten. Diese Projekte<br />
sind mittlerweile fest etabliert und<br />
bei Mitarbeitern sehr beliebt. Regelmäßige<br />
Evaluierungen sorgen für langfristige Erfolgssicherung.<br />
„Es handelt sich dabei um<br />
die Grundlage für eine zukünftige Ausrichtung<br />
<strong>der</strong> Führungskultur bei <strong>der</strong> Stadtverwaltung<br />
Herne“, fasst Spitzer zusammen.<br />
<br />
Anja Gladisch<br />
STADT HERNE<br />
Herne hat rund 160 000 Einwohner.<br />
Im vorigen Jahrhun<strong>der</strong>t war die Stadt<br />
stark durch Kohlebergbau und Montanindustrie<br />
geprägt. Nun wandelt sie<br />
sich zu einem wichtigen Standort für<br />
Gesundheit und Logistik, aber auch<br />
die Wirtschaftszweige Chemie und<br />
Maschinenbau sind stark vertreten. Die<br />
Arbeitslosenquote liegt <strong>der</strong>zeit bei 12,8<br />
Prozent (Februar <strong>2017</strong>).<br />
Gelegen am Rhein-Herne-Kanal und an<br />
<strong>der</strong> Emscher verfügt die kreisfreie Stadt<br />
über zwei Schleusen, fünf Häfen und<br />
ein Containerterminal. Erst 2016 hat im<br />
Stadtteil Wanne das neue Sport- und<br />
Freizeitbad Wananas eröffnet, eines<br />
<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nsten Schwimmbä<strong>der</strong> im<br />
Ruhrgebiet.<br />
DIE AUTORIN<br />
Anja Gladisch ist Mitarbeiterin <strong>der</strong><br />
Pressestelle <strong>der</strong> Stadt Herne (anja.<br />
gladisch@herne.de)<br />
„<br />
Überlassen Sie die Besetzung<br />
von Führungspositionen nicht dem Zufall …<br />
“ – Edmund Mastiaux, Inhaber<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />
zfm • Seit 25 Jahren Personalberatung für Verwaltungen und kommunale Unternehmen • www.zfm-bonn.de<br />
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