der_gemeinderat_Ausgabe_April_2017
Die April-Ausgabe hat das Titelthema Breitbandausbau von Gewerbegebieten.
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Technik & Innovation<br />
Informationstechnik<br />
Technik & Innovation<br />
Interview<br />
„Datensilos müssen abgebaut werden“<br />
Der IT-Experte Henning von Kielpinski, Leiter Geschäftsentwicklung bei Consol<br />
Software in München, über aktuelle und künftige Herausfor<strong>der</strong>ungen für die<br />
kommunalen IT-Abteilungen, das Problem des uneinheitlichen Software-<br />
Bestandes in <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung und die Bedeutung von Big Data.<br />
Herr von Kielpinski, wo liegen aktuell und<br />
in <strong>der</strong> Zukunft die großen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
für die IT <strong>der</strong> öffentlichen Hand?<br />
von Kielpinski: Generell muss man sagen,<br />
dass die Haupttreiber für die IT-Entwicklung<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung außerhalb<br />
<strong>der</strong> Behörden zu finden sind. Zum<br />
einen ist es die Erwartungshaltung <strong>der</strong><br />
Bürger hinsichtlich mo<strong>der</strong>ner Kommunikationswege<br />
und Self-Service-Optionen,<br />
zum Beispiel sichere E-Mails, Bürgerportale<br />
und Unterstützung mobiler Endgeräte.<br />
„Die öffentliche Verwaltung<br />
steht mit <strong>der</strong> Wirtschaft im<br />
Wettbewerb um die ohnehin<br />
knappen IT-Fachleute“<br />
Henning von Kielpinski<br />
Man erwartet inzwischen auch von Behörden<br />
schnelle Rückmeldungen über digitale<br />
Kanäle, eine sofortige Verfügbarkeit von<br />
Informationen und eine einfache Bedienbarkeit<br />
von Service-Portalen. Zum an<strong>der</strong>en<br />
ist es die Erwartungshaltung von inund<br />
ausländischen öffentlichen Partnern<br />
hinsichtlich einer digitalen Schnittstelle<br />
und <strong>der</strong> Verfügbarkeit vieler spezifischer<br />
Daten. Hier rächt sich schon ein wenig die<br />
sehr lokale Entwicklung von Applikationsund<br />
Datensilos ohne gemeinsame Nenner<br />
in <strong>der</strong> öffentlichen Hand. Die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
ist, dass jetzt massiv in einheitliche<br />
Schnittstellen und den Abbau von<br />
Datensilos investiert werden muss – keine<br />
einfache Aufgabe angesichts <strong>der</strong> Masse<br />
unterschiedlicher Systeme.<br />
Wie sind die Rathäuser auf diese Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
vorbereitet?<br />
von Kielpinski: Die Kommunen stehen<br />
vor zwei nicht geringen<br />
Problemen: Zum einen sind<br />
die wenigsten städtischen<br />
IT-Haushalte mit denen von<br />
Unternehmen <strong>der</strong> freien<br />
Wirtschaft vergleichbar. Das<br />
macht die Besetzung von<br />
Stellen in den Informationstechnikabteilungen<br />
schwierig,<br />
weil man mit Firmen im<br />
Wettbewerb um die ohnehin<br />
knappen IT-Fachleute steht.<br />
Zum an<strong>der</strong>en hat die lange und<br />
zum Teil langsame Entwicklung<br />
<strong>der</strong> IT in öffentlichen Einrichtungen<br />
zu einem Stau bei den Mo<strong>der</strong>nisierungsaufgaben<br />
geführt, <strong>der</strong> zunächst<br />
abgearbeitet<br />
werden<br />
muss.<br />
Die vielen unterschiedlichen Systeme, die<br />
Sie erwähnten, machen diese Aufgabe sicher<br />
nicht einfacher ...<br />
von Kielpinski: Ja, denn lei<strong>der</strong> sind die IT-<br />
Landschaften, <strong>der</strong>en Mo<strong>der</strong>nisierung ein<br />
kontinuierlicher Prozess ist, aus politischen,<br />
aber auch aus rechtlichen Gründen<br />
sehr heterogen strukturiert. Die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />
ist die Vereinheitlichung<br />
von Software und Schnittstellen, um eine<br />
kontinuierliche Mo<strong>der</strong>nisierung überhaupt<br />
erst zu ermöglichen.<br />
IT-Systeme sind komplexe Infrastrukturen.<br />
Worauf kommt es für ihr sicheres Funktionieren,<br />
die vollumfängliche Unterstützung<br />
<strong>der</strong> kommunalen Aufgabenerfüllung an?<br />
von Kielpinski: Ein sicheres Funktionieren<br />
kann man von zwei Seiten betrachten.<br />
Zum einen aus dem Blickwinkel <strong>der</strong> Verfügbarkeit<br />
<strong>der</strong> Systeme, die sich durch<br />
geschickte Planung optimieren lässt. Zum<br />
an<strong>der</strong>en aus Richtung Datensicherheit:<br />
Hier fehlen häufig noch die Erfahrungen<br />
und Best Practices, vor allem, wenn bisher<br />
geschlossene IT-Systeme und Netzwerke<br />
über Bürgerportale und an<strong>der</strong>e Self-Service-Schnittstellen<br />
an das öffentliche Internet<br />
angebunden werden sollen. Diese Erfahrung<br />
wird man sich in <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Verwaltung vermutlich extern zukaufen<br />
müssen, um Risiken zu vermeiden. Geht<br />
es um die Frage <strong>der</strong> optimalen Unterstützung<br />
<strong>der</strong> kommunalen Aufgabenerledigung<br />
durch die IT, stehen Benutzbarkeit<br />
und Standardisierung im Vor<strong>der</strong>grund, im<br />
Hintergrund Datenkonsolidierung und die<br />
Auflösung von Silos.<br />
Was kann eine optimale IT-Infrastruktur in<br />
Bezug auf die wirtschaftliche Aufgabenerfüllung<br />
<strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung leisten<br />
von Kielpinski: Der Wirtschaftlichkeitsgedanke<br />
und die Rolle, die IT-Unterstützung<br />
hierbei spielt, lässt sich nicht komplett<br />
auf Behörden abbilden. Natürlich können<br />
Foto: Consol Software<br />
effiziente IT-Systeme auch in <strong>der</strong> Verwaltung<br />
die Produktivität erhöhen, aber die<br />
weniger gut messbaren Faktoren sind zum<br />
Beispiel die vermiedenen Aufwände, wenn<br />
Wirtschaft und Bürger mit Behörden agieren,<br />
die über optimale IT-Infrastrukturen<br />
verfügen. Vor allem Unternehmen profitieren<br />
von Zeiteinsparungen.<br />
Welche Rolle spielt Big Data für die Zukunft<br />
<strong>der</strong> Behörden-IT?<br />
von Kielpinski: De facto machen Behörden ja<br />
schon seit Jahren Big Data. Die Hauptanliegen<br />
bei <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>neren Interpretation<br />
dieses Ansatzes werden bei den Sicherheitsbehörden<br />
und beim Bürgerservice<br />
liegen. Ein Beispiel ist etwa die Akkumulierung<br />
von Daten für Solaranlagenstandorte.<br />
In <strong>der</strong> Kommune intern wird Big Data<br />
zum Beispiel zur Infrastrukturplanung<br />
eingesetzt werden können – das reicht<br />
von Versorgungsleitungen bis zur Parkraumentwicklung.<br />
Hier wird Big Data einen<br />
Beitrag zur Planungssicherheit leisten<br />
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können. Aber auch bei <strong>der</strong> Organisation<br />
und Sicherung von Großveranstaltungen<br />
können Big-Data-Analysen hilfreich sein.<br />
Wann ist <strong>der</strong> Einsatz von Cloud Services<br />
sinnvoll?<br />
von Kielpinski: Cloud Services im Sinne von<br />
über das Internet erreichbare IT-Dienstleistungen<br />
werden sicher von Behörden erwartet,<br />
auch jetzt schon. Diese können dann<br />
sowohl intern als auch durch die Bürger<br />
und Unternehmen genutzt werden. Cloud<br />
Services als Interpretation <strong>der</strong> Vorgaben<br />
des NIST, des National Institute of Standards<br />
and Technology, werden dagegen<br />
so schnell keine Rolle spielen. Denn hier<br />
sind noch rechtliche Fragen offen und es<br />
ist die Frage nicht geklärt, welchen Mehrwert<br />
eine schnell skalierbare Infrastruktur<br />
für eine Behörde haben könnte. Sicher<br />
kann man hierfür Szenarien finden, aber<br />
die Kosten-Nutzen-Rechnung wird darauf<br />
bezogen zunächst nicht für solche Services<br />
sprechen. Interview: Wolfram Markus<br />
ZUR PERSON<br />
Henning von Kielpinski (46) ist Leiter<br />
Business Development bei Consol Software,<br />
München, einem auf die Entwicklung,<br />
die Integration und den Betrieb<br />
komplexer IT-Systeme sowie auf die<br />
Beratung in diesem Feld spezialisierten<br />
Unternehmen. Der studierte Informatiker<br />
fungiert in seiner Position als Schnittstelle<br />
zwischen IT und ihrer Rolle für<br />
Unternehmen und Organisationen.<br />
Er beschäftigt sich beson<strong>der</strong>s mit IT-<br />
Trends wie Cloud Computing, Big Data<br />
und Internet of Things (www.consol.de).<br />
Ordnungswidrigkeiten effizient<br />
und umfassend bearbeiten.<br />
GovConnect GmbH<br />
info@govconnect.de www.govconnect.de<br />
<strong>der</strong> gemein<strong>der</strong>at 4/17<br />
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