DER KONSTRUKTEUR 4/2018
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DIGITALE PRODUKTENTWICKLUNG<br />
01<br />
02<br />
Gitterstruktur ließ sich nicht bzw. nur sehr schwer und damit kostenintensiv mit<br />
klassischen Fertigungsmethoden wie dem Metallguss reproduzieren. Auch die<br />
Idee, die Sitzrahmen im rein additiven Verfahren, also per 3D-Metalldruck, zu<br />
fertigen, verwarfen die Konstrukteure schnell.<br />
Zwar entwickeln sich additive Fertigungsverfahren rasant weiter, trotzdem bringen<br />
sie, gerade bei der Verarbeitung metallischer Werkstoffe, immer noch Einschränkungen<br />
mit sich. So ist im Vergleich zu klassischen Fertigungsmethoden die<br />
Zahl der möglichen Materialen noch stark begrenzt. Während hunderte verschiedene<br />
Legierungen im Metallgussverfahren verarbeitet werden können, beschränken<br />
sich 3D-Metall-Druckverfahren heute auf weniger als ein Dutzend Materialen.<br />
Das reduziert die Flexibilität gedruckter Designs.<br />
Weitere limitierende Faktoren waren die Größe des Rahmens und die voraussichtlichen<br />
Produktionskosten im additiven Fertigungsverfahren. Dieses Beispiel<br />
macht deutlich, wie wichtig es ist, dass Konstrukteure und Entwickler heute,<br />
gerade bei der Einbeziehung innovativer Verfahren, schon in der Designphase<br />
die schlussendlichen Fertigungsmethoden mitdenken.<br />
„Die additive Fertigung hat ein riesiges Potential, die Zukunft der Produktion zu<br />
bestimmen. Für Produktentwickler und Konstrukteure ist sie aber immer noch<br />
<strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> DEFINIERT DIE<br />
BEDINGUNGEN, DIE SOFTWARE ERAR-<br />
BEITET EINEN OPTIMIERTEN ENTWURF<br />
01 Komplexe Geometrie des Sitzrahmens<br />
aus Magnesiumguss<br />
02 Positivformen der Sitzrahmen aus<br />
Kunststoff, aus diesen Vorlagen wurden in<br />
direkter Folge Keramikgussformen für die<br />
Herstellung der eigentlichen Sitzrahmen im<br />
Metallgussverfahren gefertigt<br />
03 Herstellung eines Magnesium-Sitzrahmens<br />
im Metallgussverfahren in einer<br />
Keramikgussform<br />
„DIE DIGITALISIERUNG DES<br />
PRODUKT-ENTWICK-<br />
LUNGSPROZESSES SETZT<br />
SCHIER UNGLAUBLICHE<br />
POTENZIALE FREI“<br />
Dr. Michael Döppert,<br />
Chefredakteur<br />
www.DerKonstrukteur.de<br />
SPECIAL<br />
ein extrem neues Konzept“, sagt Andreas Bastian. Das Metallgussverfahren wurde<br />
dagegen über Jahrtausende perfektioniert. Zahllose Experten, Ingenieure, Gießereien<br />
und Fabriken verfügen hier über tiefgreifendes Fachwissen. Das ist unglaublich<br />
wertvoll, gerade auch bei besonders aufwändig zu fertigenden Bauteilen wie<br />
unserem Sitzrahmen“, erklärt Bastian.<br />
KOMBINATION <strong>DER</strong> VERFAHREN SORGT<br />
FÜR INNOVATION<br />
Die Lösung brachte eine Kombination beider Verfahren. Denn die Serienfertigung<br />
von Bauteilen im Metallgussverfahren steht der initialen Entwurfsgestaltung<br />
per generativem Design keinesfalls entgegen. Auch additive Methoden, wie<br />
der 3D-Druck können in einer früheren Projektphase wichtige Impulse geben,<br />
die sich später mit bewährten Mitteln im größeren Stil umsetzen lassen.<br />
Weil sich im 3D-Druckverfahren viel einfacher komplexe Gitterstrukturen<br />
schaffen lassen als im klassischen Gussverfahren, druckte das Team um<br />
Der Kombination digitaler Entwicklungsverfahren<br />
und innovativer<br />
Konzepte wie generatives Design<br />
gehört die Zukunft. Auch das Zusammenspiel<br />
klassischer Fertigungsverfahren<br />
und additiver Methoden hat<br />
großes Potenzial. Konstrukteure<br />
sollten diese allerdings schon in der<br />
Entwurfsphase berücksichtigen und<br />
die Produktion schon frühzeitig<br />
mitdenken. Die notwendigen<br />
Werkzeuge dafür stehen ihnen<br />
längst zur Verfügung.<br />
80 <strong>DER</strong> <strong>KONSTRUKTEUR</strong> 4/<strong>2018</strong>