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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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Aber der geneigte Leser wird den Kopf schütteln, daß ich<br />

mir erlaube, ihn hier spazieren zu führen, ohne ihm das ger<strong>in</strong>gste<br />

neue mitzutheilen, nur altes, aber für mich so gern<br />

gesehenes, Feld, Wald, Flur und Haide, Dörfer und Berge,<br />

<strong>in</strong> immer wechselnder neuer und schöner Pracht; vielleicht<br />

freut sich aber auch e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>sam Lesender, denn ich schreibe<br />

ja nicht für die Passagiere und Mitreisenden, nicht für<br />

Glückliche, die ebenfalls <strong>in</strong> diesem Augenblick <strong>in</strong> der Welt<br />

herumfliegen, die wie ich die freie herrliche Luft durstig<br />

e<strong>in</strong>saugen, sondern ich erzähle das ja alles den Freunden,<br />

Bekannten und Unbekannten, die jetzt zu Hause sitzen <strong>in</strong><br />

der dunkeln Stube, und will glücklich se<strong>in</strong>, wenn ich ihnen<br />

damit e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en heitern Augenblick verschafft, wenn<br />

ich ihnen vielleicht zurückgerufen e<strong>in</strong>en ähnlichen Tag, den<br />

sie ebenfalls verlebten im glänzenden Sonnenlicht, <strong>in</strong> gleicher<br />

Pracht und Herrlichkeit, will zufrieden se<strong>in</strong>, wenn es<br />

mir gelungen für manchen, der mit mir fühlt, e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Spalt zwischen diesen Zeilen zu eröffnen, durch welchen er<br />

h<strong>in</strong>ausblicken kann <strong>in</strong> die freundlichen, bunten, glänzenden<br />

Berge, die mich umgeben.<br />

Während wir nun eben von Geißl<strong>in</strong>gen langsamer aufwärts<br />

dampfen, will ich alles Ernstes die Phantasien dah<strong>in</strong>tenlassen<br />

und mich e<strong>in</strong>es gesetzten Betragens befleißigen,<br />

wie es sich für e<strong>in</strong>en soliden Reisebeschreiber ziemt. Daß<br />

hier die Bahn zu 1 auf 40 steigt, wissen wir bereits; ebenfalls<br />

daß sie sich <strong>in</strong> engem und weitem Bogen an dem Felsenabhang<br />

h<strong>in</strong>w<strong>in</strong>det, auch daß man die grüne Kirchthurmspitze<br />

des genannten Ortes bald weit unter sich sieht und auf der<br />

Hälfte der Steigung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> stilles friedliches Waldthal h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>blickt,<br />

das tief zu unsern Füßen liegt mit murmelndem<br />

Wasser und Mühle »<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kühlen Grunde«, e<strong>in</strong>sam und

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