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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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ziemlich hoch gestiegen, von ihm unter und neben uns erblickten,<br />

trägt e<strong>in</strong>en eher heimathlichen als fremden Charakter.<br />

Dieselben Gebirgsformationen wie hier f<strong>in</strong>det man<br />

im Harz, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Theilen der sächsischen Schweiz, ja im<br />

Siebengebirge am Rhe<strong>in</strong>, wenn man den Drachenfels ersteigt<br />

und vom Rhe<strong>in</strong> abgewendet <strong>in</strong> die Thäler schaut, nur<br />

muß man sich die dortigen dichten Baumgruppen h<strong>in</strong>wegdenken.<br />

Nachdem wir zwei Stunden emporgestiegen waren, lief<br />

der Weg e<strong>in</strong>e Zeitlang eben h<strong>in</strong>, neigte sich sodann abwärts,<br />

und wir erreichten e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es, mit gehauenen Ste<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gefaßtes<br />

Becken voll klaren grünen Wassers, das recht still<br />

und e<strong>in</strong>sam unter e<strong>in</strong>er senkrechten Felswand lag, worauf<br />

wir noch wenige Schritte weiter machten, um e<strong>in</strong>e scharfe<br />

Ecke des Gebirges bogen und das Kloster des Montserrat<br />

vor uns liegen sahen – hier <strong>in</strong> dieser <strong>E<strong>in</strong></strong>öde e<strong>in</strong> gewaltiger,<br />

unvergeßlicher Anblick. Zu unserer Rechten und vor<br />

uns fiel das Gebirge e<strong>in</strong>ige tausend Fuß senkrecht <strong>in</strong> den<br />

Llobregat h<strong>in</strong>ab, um an der andern Seite <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ebenso<br />

kolossalen Felswand wieder emporzusteigen. An dieser<br />

tief unter uns lagen die Klostergebäude geschmiegt, vor<br />

sich die gerade h<strong>in</strong>abgehende Wand, h<strong>in</strong>ter sich ungeheure<br />

Felsmassen, deren Spitzen drohend überzuhängen schienen.<br />

Unregelmäßig ohne Zusammenhang h<strong>in</strong>gebaute Häuser<br />

standen da bei e<strong>in</strong>ander, aus ihnen hervorragend zwei<br />

gelbe majestätische Gebäude mit vielen Fenstern, die hohe<br />

und lange Fronte uns zugekehrt, das eigentliche Kloster,<br />

über welche h<strong>in</strong>weg der nicht sehr hohe Thurm hervorschaut.<br />

Wir hielten e<strong>in</strong>e Zeitlang auf dieser Stelle, um<br />

uns das vor Augen liegende eigenthümliche Bild recht <strong>in</strong>s<br />

Gedächtniß zu prägen. Ruhig und ernst lagen alle Gebäude

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