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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 196 —<br />

während sie e<strong>in</strong>ige Secunden ausruhen, tanzt e<strong>in</strong>e Solotänzer<strong>in</strong>.<br />

Doch da das Publikum bei ihrem Anblicke so ruhig<br />

bleibt, so merken wir gleich, daß es nicht Sennora M<strong>in</strong>utena,<br />

der dießjährige Liebl<strong>in</strong>g der Barceloneser, ist.<br />

Endlich ersche<strong>in</strong>t aber auch diese im H<strong>in</strong>tergrund der<br />

Bühne, und das Publikum klatscht ihr wüthenden Beifall<br />

entgegen. Die Tänzer<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong> ganz junges Mädchen, vielleicht<br />

noch nicht Achtzehn, aber wie ruhig steht sie da bei<br />

dem Beifallssturme, der sie begrüßt! Sie wiegt ihr Köpfchen<br />

h<strong>in</strong> und her, sie umfaßt ihre schlanke Taille mit den<br />

Händen, biegt sich rechts und l<strong>in</strong>ks durch, die Musik beg<strong>in</strong>nt<br />

wieder, und sie kommt nun langsam vorgeschritten,<br />

sche<strong>in</strong>bar ohne alle Prätention, aber coquet zum Davonlaufen.<br />

Bei jedem Schritte, den sie macht, hebt sie ihren Fuß<br />

wagerecht <strong>in</strong> die Höhe und lächelt dabei ganz unbefangen.<br />

So schreitet sie vor bis zu den Lampen, und als nun e<strong>in</strong><br />

neuer Spektakel losbricht, bleibt sie ruhig stehen und läßt<br />

die großen glänzenden Augen wie verwundert durch das<br />

Haus h<strong>in</strong>laufen. Das dauert aber nur e<strong>in</strong>e Secunde, dann<br />

senkt sie neckisch ihren Kopf, als wollte sie sagen: Ah! ihr<br />

habt mich doch nur zum Besten! wendet sich um und flieht<br />

nach dem H<strong>in</strong>tergrunde zurück, gefolgt von Blumensträußen<br />

und Kränzen und dem allgeme<strong>in</strong>en Rufe, noch e<strong>in</strong>mal<br />

vorzukommen. Das thut sie denn auch lachend wie vorher<br />

und als sie wieder vorn steht und abermals <strong>in</strong> das Haus<br />

schaut, hebt sie leicht ihr Röckchen auf, e<strong>in</strong>en Schoß bildend,<br />

der auch <strong>in</strong> der nächsten Secunde mit Blumen angefüllt<br />

ist. Jetzt endlich beg<strong>in</strong>nt sie ihren Tanz, reizend, wie<br />

ich nie etwas gesehen, und unmöglich zu beschreiben. Sie<br />

tanzte die Madrilenna, und e<strong>in</strong> liebenswürdigeres, coquetteres<br />

Aufheben ihres Tanzröckchens, wobei sie ihre Wade

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