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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 728 —<br />

<strong>in</strong> tiefe Löcher e<strong>in</strong>sank und auf Augenblicke stecken blieb,<br />

vermieden wir diese Stelle und kamen glücklich durch.<br />

So erreichten wir Nachmittags gegen fünf Uhr die letzte<br />

Station vor Granada, und als der Mayoral vom Bocke<br />

stieg, gab er mir e<strong>in</strong>e erfreulichere Antwort. »Sobald wir<br />

über den Höhenzug vor uns h<strong>in</strong>weg s<strong>in</strong>d,« sagte er, »haben<br />

wir nach Granada e<strong>in</strong>e Straße glatt wie der Tisch.« –<br />

Also Ende gut, Alles gut. Das war <strong>in</strong> der That e<strong>in</strong>e angenehme<br />

Aussicht, und unser Rosselenker sprach im Guten,<br />

wie im Schlimmen die Wahrheit. Me<strong>in</strong> Geistlicher im Wagen,<br />

mit dem ich mich so gut als möglich unterhielt – er<br />

verstand ke<strong>in</strong>e andere Sprache als Spanisch – entsetzte sich<br />

bei der ganzen Fahrt über me<strong>in</strong> beständiges Cigarrenrauchen.<br />

»Schon wieder e<strong>in</strong>e!« rief er mit komischem Entsetzen,<br />

so oft ich me<strong>in</strong> Etui aus der Tasche zog. »Jesu Maria!<br />

Caballero, Ihr müßt ja <strong>in</strong> Eurem Innern austrocknen, wie<br />

e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>. Ich habe freilich auch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Jugend<br />

geraucht,« setzte er h<strong>in</strong>zu, »aber vielleicht im ganzen Tag<br />

drei oder vier Cigarretten; das war Alles. – Oh! – oh! – oh!«<br />

Dabei sah er mich mit komischem Ernst von der Seite an.<br />

Übrigens war er sehr freundlich, erklärte mir von der Gegend,<br />

was ich wissen wollte, und als wir nur langsam die<br />

Anhöhe, von der ich vorh<strong>in</strong> sprach, h<strong>in</strong>auffuhren, faltete er<br />

se<strong>in</strong>e Hände und that sehr bewegt, jetzt endlich se<strong>in</strong> schönes<br />

Granada wieder zu sehen.<br />

Ich gestehe es, daß auch mir seltsam, höchst erwartungsvoll,<br />

ja feierlich zu Muthe war, fast ebenso wie damals, als<br />

ich vor langen Jahren mit me<strong>in</strong>em Bedu<strong>in</strong>en durch e<strong>in</strong>en<br />

dichten Olivenwald aufwärts sprengte, e<strong>in</strong>er kahlen Höhe<br />

zu, von der man Jerusalem sieht. Wie haben wir uns<br />

nicht, wenn auch <strong>in</strong> anderem S<strong>in</strong>n, von frühester Jugend

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