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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 384 —<br />

die bald rechts, bald l<strong>in</strong>ks lief, mit Schnee und Schmutz bedeckt<br />

und so menschenleer und öde, daß unsere Schritte<br />

und der Hufschlag des Maulthiers wahrhaft erschreckend<br />

wiederhallten, nahm uns ungastlich und wie befremdet <strong>in</strong><br />

sich auf. So gut wir konnten, trösteten wir uns mit dem Andenken<br />

an La Roda, dessen Häuser von außen auch sehr<br />

wenig versprachen und welches uns doch so freundlich beherbergt<br />

hatte. Wo aber war hier der Mann zu f<strong>in</strong>den, an<br />

den wir empfohlen waren – der Schneider Don Alonso?<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> paar Mal sahen wir wohl <strong>in</strong> der Entfernung irgend e<strong>in</strong>e<br />

schattenhafte Gestalt, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en dunkeln Mantel gewickelt,<br />

doch huschte das jedesmal bei unserem Anrufen wie e<strong>in</strong><br />

scheues Gespenst um e<strong>in</strong>e Ecke. Endlich gelang es dem Maler,<br />

e<strong>in</strong>en solchen <strong>E<strong>in</strong></strong>wohner von Villarrobledo e<strong>in</strong>zufangen,<br />

der uns denn auch <strong>in</strong> kurzer Zeit vor das Haus des<br />

Schneiders brachte.<br />

Hier sah es schon besser aus; auf unser Pochen öffnete<br />

sich das Thor, wir traten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en ziemlich ordentlichen<br />

Hof, und der Hausherr kam uns gleich <strong>in</strong> Hut und Mantel<br />

entgegen. Ich reichte ihm die Visitenkarte, sowie das<br />

Empfehlungsschreiben unseres Wirthes <strong>in</strong> La Roda; doch<br />

als er Beides gelesen, zuckte er die Achseln und bedauerte,<br />

uns nicht bei sich aufnehmen zu können, da se<strong>in</strong>e Frau<br />

bedeutend erkrankt sei und sich also Niemand unserer Bewirthung<br />

annehmen könne. Doch setzte er augenblicklich<br />

h<strong>in</strong>zu, als er unsere sehr verlängerten Gesichter bemerkte,<br />

er werde uns alsbald <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Posada führen, wo wir vortrefflich<br />

aufgehoben seien.<br />

So klapperten wir abermals durch die öden Straßen und<br />

ließen unsere Köpfe mit dem Maulthier um die Wette hängen.<br />

O weh! <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e spanische Posada! Und das nach dem

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