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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 48 —<br />

herrschte früher der reiche Genueser Adel, und wenn die<br />

Nachkommen desselben auch noch heute dort wohnen, so<br />

begnügen sie sich mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen Zimmerreihe, und haben<br />

größtentheils weder Lust noch Mittel, Säle, Treppen<br />

und Höfe ihrer Paläste, wie früher, mit zahlreichen Gästen<br />

und glänzender Dienerschaft zu beleben.<br />

In der Strada nuova herrscht e<strong>in</strong> etwas regerer Verkehr<br />

als <strong>in</strong> der Strada balbi, denn hierdurch geht der Weg zu<br />

den e<strong>in</strong>zigen und wunderschönen Spaziergängen Genuas,<br />

der Acqua sola, e<strong>in</strong>em reizenden hochgelegenen Punkt,<br />

von welchem man die ganze Stadt, den Hafen mit se<strong>in</strong>en<br />

Leuchtthürmen und zahlreichen Schiffen, sowie das Meer<br />

weit h<strong>in</strong>aus überblickt. Ke<strong>in</strong> Fremder, der hieher kommt,<br />

sollte es versäumen, die an diesen Spaziergang gränzende<br />

und noch etwas höher gelegene Villa Negri zu besuchen,<br />

deren freundlicher Besitzer jedem den <strong>E<strong>in</strong></strong>tritt gern gestattet.<br />

Leider hatten auch hier die Regengüsse der vergangenen<br />

Woche arg gehaust und die auf Terrassen gelegenen<br />

Gärten stark mitgenommen; namentlich war e<strong>in</strong> heimliches<br />

Plätzchen, wo man aus dem Norden kommend die ersten<br />

Palmen im Freien wachsen sieht, sehr beschädigt und e<strong>in</strong>er<br />

dieser stolzen Bäume selbst zu Boden gerissen und zerschmettert.<br />

Genua wird immer noch als e<strong>in</strong>e leicht erregbare, stolze<br />

und unzufriedene Stadt geschildert, die heut noch vor allen<br />

andern am lebhaftesten ihre traurigen Er<strong>in</strong>nerungen aus<br />

den Jahren 1848 und 49 bewahrt. Für den oberflächlichen<br />

Beschauer mag es schwer se<strong>in</strong>, hierüber zu urtheilen, doch<br />

muß ich gestehen, daß mir e<strong>in</strong>iges, was ich hier sah und<br />

hörte, seltsam auffiel. So wird der Nachtdienst an e<strong>in</strong>igen<br />

Posten noch immer von der Guardia civica versehen, die,

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