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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 564 —<br />

Wald auf unserem Wege vorstellen – dann durch Wiesenthäler<br />

ohne alle Pfade, wo wir auch e<strong>in</strong>igemal den Weg verloren,<br />

jedoch nicht die Richtung; denn schon kurz nach unserer<br />

Rast sahen wir fern am Horizont e<strong>in</strong>e nebelhafte Masse<br />

emporsteigen, e<strong>in</strong>en seltsam geformten Felsen, nicht unähnlich<br />

dem des Alcazar von Toledo. Bald verschwand er<br />

unseren Blicken wieder, kam aber bei jeder Anhöhe, die wir<br />

erstiegen, abermals zum Vorsche<strong>in</strong>, war jedoch noch lange<br />

Zeit me<strong>in</strong>em Auge so undeutlich, daß ich ihm nicht die<br />

Form e<strong>in</strong>es Schlosses abgew<strong>in</strong>nen konnte.<br />

Toledo liegt von Aranjuez über fünf deutsche Meilen entfernt.<br />

Zwischen beiden Städten bef<strong>in</strong>det sich ke<strong>in</strong> Dorf; ja<br />

das e<strong>in</strong>zige Haus ist die Venta, von der wir oben sprachen<br />

und die <strong>in</strong> Trümmern liegt. Hier und da, aber äußerst selten,<br />

sieht man wohl die Spuren e<strong>in</strong>es angebauten Feldes,<br />

e<strong>in</strong>en unbedeutenden Streifen, wo der Pflug die Erde aufgerissen.<br />

Und doch sche<strong>in</strong>t der Boden an manchen Stellen<br />

nicht schlecht zu se<strong>in</strong>, auf jeden Fall besser als <strong>in</strong> Catalonien,<br />

wo jede Handbreit Erde benutzt ist. Die gränzenlose<br />

Verwilderung hier kommt aber wohl daher, daß das ganze<br />

Terra<strong>in</strong>, auf dem wir heute ritten, Kroneigenthum ist<br />

und nur zu Jagdgründen und Viehweiden benützt wird.<br />

Da aber ke<strong>in</strong> hoher oder niederer Wald vorhanden ist, so<br />

beschränkt sich die Jagd wohl nur auf Kan<strong>in</strong>chen und Rebhühner;<br />

und was die Weide anbelangt, so sieht man nur<br />

<strong>in</strong> der Nähe von Aranjuez junge und alte Maulesel, sowie<br />

Pferde und Fohlen des königlichen Gestüts die Gesträuche<br />

abnagen und das magere Gras fressen. Übrigens s<strong>in</strong>d die<br />

Ynguada’s von Aranjuez berühmt und sollen die besten<br />

Reit- und Zugthiere <strong>in</strong> <strong>Spanien</strong> hervorbr<strong>in</strong>gen.

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