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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 42 —<br />

Mit Geduld und Zeit<br />

Wird aus e<strong>in</strong>em Maulbeerblatt e<strong>in</strong> Kleid<br />

sagte mir e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> würdiger Freund, der viel im Leben<br />

erfahren, und ich fand diesen Grundsatz selbst auf unsere<br />

Fahrt, die über alle Beschreibung mühselig und langweilig<br />

war, anwendbar. Mit dem Grauen des Morgens wurde<br />

es freilich <strong>in</strong>soweit noch schlimmer, als wir bei Arquata <strong>in</strong><br />

die Berge kamen und noch langsamer aufwärts kletterten;<br />

abwärts g<strong>in</strong>g es jetzt zuweilen im Trabe, doch war alsdann<br />

das Knirschen der Räder auf der fast bodenlosen Kieselunterlage<br />

wahrhaft nervenerschütternd; dazu verfolgten uns<br />

schon gleich nach Mitternacht schwere Gewitter, die sich<br />

mit unaufhörlichen Blitzen und fürchterlichen Regen über<br />

der Straße entluden. Unser umsichtiger Conducteur hatte<br />

vielleicht auf das himmlische Leuchten gerechnet, denn se<strong>in</strong>e<br />

irdische Wagenlaterne war ihm aus Mangel an öl oder<br />

wegen sonstiger schlechter Beschaffenheit schon h<strong>in</strong>ter Novi<br />

fast ausgegangen, und glimmte nur noch so trübselig<br />

fort, daß sie bei der stockf<strong>in</strong>stern Nacht kaum im Stande<br />

war, den Rücken des Postillons an der Deichsel und die<br />

Schweife se<strong>in</strong>er Pferde zu beleuchten. In Arquata wurde<br />

uns erlaubt, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Frühstück zu uns zu nehmen; doch<br />

war Kaffeehaus, Wirth, Geschirr und alles vollkommen zu<br />

der ganzen bisherigen Reise passend: der Wirth, e<strong>in</strong> alter<br />

Mann, hatte gewiß noch nie so viele Gäste auf e<strong>in</strong>mal zu bedienen<br />

gehabt und fühlte sich dieser Aufgabe auch so wenig<br />

gewachsen, daß er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ecke zurückzog und uns<br />

die ganze Wirthschaft überließ. Da se<strong>in</strong> Vorrath an Milch<br />

sehr ger<strong>in</strong>g war und das Ganze »zum <strong>E<strong>in</strong></strong>tunken« <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

harten Zwiebacken bestand, so trennten wir uns bald

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