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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 809 —<br />

<strong>in</strong>s Gesicht, als wenn sie sagen wollte: Schön b<strong>in</strong> ich, das<br />

weiß ich; betrachtet mich nur nach Herzenslust, das wird<br />

mir und euch ke<strong>in</strong>en Schaden br<strong>in</strong>gen.<br />

Dabei erwiederten Weiber und Mädchen augenblicklich<br />

unsere Grüße aufs Freundlichste und grüßen mußte man<br />

nach allen Seiten, denn das Gedränge war oft so dicht, daß<br />

man sich häufig im wahren S<strong>in</strong>ne des Wortes zwischen den<br />

reizenden Andalusier<strong>in</strong>nen durchdrängen mußte. Ich weiß<br />

nicht, wie ich darauf verfiel, als wir bei e<strong>in</strong>er Familie vorbeikamen,<br />

bestehend aus e<strong>in</strong>em ernsten Herrn, e<strong>in</strong>er etwas<br />

f<strong>in</strong>ster blickenden Mutter und zwei wunderschönen<br />

Mädchen von fünfzehn und sechszehn Jahren, daß ich mir<br />

beifallen ließ, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em wahrsche<strong>in</strong>lich sehr schauderhaften<br />

Spanisch die prachtvollen Veilchenbouquets zu loben,<br />

welche Mutter und Töchter <strong>in</strong> den Händen trugen. Hatte<br />

ich nun e<strong>in</strong>en falschen Ausdruck gebraucht oder klang die<br />

Sprache gar zu hart und komisch, genug, der alte Herr gr<strong>in</strong>ste<br />

freundlich, die Mutter lächelte, beide Töchter aber lachten<br />

fröhlich h<strong>in</strong>aus und <strong>E<strong>in</strong></strong>e bot mir ihren Strauß mit den<br />

Worten: »Nehmen Sie, wenn es Ihnen Vergnügen macht.<br />

Es s<strong>in</strong>d Veilchen von Granada, die schönsten der Welt.«<br />

Wer aber nach solchen Zügen, die nur Herzensgüte und<br />

Freundlichkeit athmen und nur Beweise s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>er übersprudelnden<br />

geistigen Kraft und e<strong>in</strong>es warmen <strong>in</strong>nigen Gefühls,<br />

sich e<strong>in</strong>bilden wollte, er habe den Anfang zu e<strong>in</strong>er<br />

<strong>in</strong>timen Bekanntschaft gefunden, und dürfe es nächstens<br />

schon wagen sich e<strong>in</strong>ige Freiheiten herauszunehmen, der<br />

würde sich gewaltig wundern. Freilich gibt es Reisende,<br />

die eitel genug s<strong>in</strong>d, vielleicht an ihre Unwiderstehlichkeit

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