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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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— 87 —<br />

Wenn man den Monte di Chiesa h<strong>in</strong>aufgestiegen ist,<br />

und endlich auf die Höhe gelangt, so wird man durch die<br />

prachtvolle Aussicht, die man hier oben hat, vollständig belohnt;<br />

e<strong>in</strong> reicheres und herrlicheres Panorama kann man<br />

nicht leicht sehen. Da wo sich der Weg wieder abwärts<br />

neigt, steht e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Kapelle mit e<strong>in</strong>em Vordach, welches<br />

auf dunkeln grauen Säulen ruht. Da an dem Kirchle<strong>in</strong> setzt’<br />

ich mich nieder und blickte lang h<strong>in</strong>ab auf die Kuppen und<br />

Abhänge des grünen Bergs, zwischen welchen sich der Weg<br />

wie e<strong>in</strong>e gelbe Schlange <strong>in</strong> vielfacher Bewegung durchw<strong>in</strong>det,<br />

bis er endlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dörfchen, dessen rother<br />

Kirchthum freundlich emporblickt, sche<strong>in</strong>bar verschw<strong>in</strong>det<br />

und zu Ende ist; aber nur sche<strong>in</strong>bar, denn wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

ermüdet von dem Bergsteigen, will er e<strong>in</strong> bischen faullenzen<br />

und verliert sich im flachen Land am Fuß der Felswand<br />

unter Olivenbäumen und Lorbeersträuchen.<br />

Vor uns bildet der Monte di Chiesa e<strong>in</strong>e gewaltige<br />

Schlucht, die ihren Fuß auf die Ebene vor uns setzt und uns<br />

so e<strong>in</strong>en Blick gestattet weit über das flache Land h<strong>in</strong>aus<br />

bis zum Meer h<strong>in</strong>, das am Horizont <strong>in</strong> Wolken und Nebelmassen<br />

zu verschw<strong>in</strong>den sche<strong>in</strong>t.<br />

Die Färbung war unnennbar schön: durch die untergehende<br />

Sonne wurde e<strong>in</strong> Theil des Himmels mit e<strong>in</strong>em<br />

Glanz bestrahlt, der von der Farbe des Goldes langsam <strong>in</strong><br />

das fe<strong>in</strong>ste Roth überg<strong>in</strong>g, wodurch die dunkelblaue Luft,<br />

da wo sie mit jenem Colorit zusammentraf, hell seegrün erschien;<br />

all diese Farben nun spiegelten sich <strong>in</strong> den zahlreichen<br />

Wassergräben, <strong>in</strong> den Lachen der Sümpfe und Reisfelder<br />

wieder, womit die Ebene bedeckt war, und so glänzte<br />

es da unten <strong>in</strong> Gelb, Roth, Grün, Violett, als sei die ganze<br />

Fläche weit h<strong>in</strong>aus mit ungeheuern Stücken Perlmutter

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