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Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

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gleiche Sprache sprechen, so s<strong>in</strong>d sie doch eigen und abgesondert<br />

geblieben, und das nicht nur <strong>in</strong> Gesicht und Körperbau,<br />

sondern sogar <strong>in</strong> der Kleidung und ihrem Wesen.<br />

Erzählt doch Rochau ferner: »Als ich <strong>in</strong> la Carol<strong>in</strong>a e<strong>in</strong>fuhr,<br />

schauten e<strong>in</strong> paar junge, frische Mädchen neugierig<br />

aus dem Gitterfenster e<strong>in</strong>es der ersten Häuser, und ich begrüßte<br />

sie auf den ersten Blick im Herzen als Landsmänn<strong>in</strong>nen.<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong> junger Offizier, me<strong>in</strong> Wagennachbar, der ohne<br />

Zweifel gleichfalls Rechte der Landsmannschaft gegen die<br />

hübschen Carol<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen zu haben glaubte, erlaubte sich,<br />

dieselben durch e<strong>in</strong>en artigen W<strong>in</strong>k mit der Hand geltend<br />

zu machen. <strong>E<strong>in</strong></strong> spanisches Landmädchen würde den Gruß<br />

des galanten Lieutenants wie e<strong>in</strong>en ganz erlaubten Scherz<br />

aufgenommen und vielleicht lachend erwidert haben, die<br />

beiden Carol<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen aber wandten sich beleidigt ab und<br />

klirrend flog das Fenster h<strong>in</strong>ter ihnen zu. Welch e<strong>in</strong> beredter<br />

Commentar zu den Gesichtern!«<br />

Nachdem wir über e<strong>in</strong>e Stunde lang im Gasthof von la<br />

Carol<strong>in</strong>a zugebracht, fuhren wir gegen zehn Uhr weiter.<br />

Die Nacht war f<strong>in</strong>ster, und die Wagenlaternen zeigten nur<br />

die sche<strong>in</strong>bar vorüberhuschenden Bäume zu beiden Seiten<br />

des Weges. So viel ich aber an den gel<strong>in</strong>den Stößen des Wagens<br />

und dem sanften Neigen bald nach dieser, bald nach<br />

jener Seite merken konnte, war die Straße nicht schlecht,<br />

was auch das oftmals tolle Fahren des Mayorals bestätigte.<br />

Ich komme immer wieder auf die Behauptung zurück,<br />

daß die kolossalsten Nerven dazu gehören, um mit e<strong>in</strong>iger<br />

Behaglichkeit <strong>in</strong> spanischen Eilwägen, namentlich zur<br />

Nachtzeit, fahren zu können. Wenn ich mich auch zum Wagenfenster<br />

h<strong>in</strong>ausbog, so konnte ich doch nur <strong>in</strong> schwachen

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