15.12.2012 Aufrufe

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 289 —<br />

nicht aufzuspr<strong>in</strong>gen im Stande waren. Das Geschrei unserer<br />

Passagiere h<strong>in</strong>ten im Wagen, die nicht sahen was vorg<strong>in</strong>g,<br />

namentlich aber der beiden Weiber, wovon die e<strong>in</strong>e<br />

mit ihrem Säugl<strong>in</strong>g oben auf dem Wagen <strong>in</strong> der größten<br />

Gefahr schwebte, kann man sich leicht denken. Die Sorglosigkeit<br />

der spanischen Fuhrleute bewährte sich hier aufs<br />

glänzendste; es wollte mir nämlich nicht gel<strong>in</strong>gen, die alte<br />

rostige Thürkl<strong>in</strong>ke aufzudrehen, es bedürfte mehrmaligen<br />

Ersuchens, ehe dieß von außen geschah. Die Guardia’s Civiles<br />

waren von oben herabgesprungen und da ich zufällig<br />

an der Seite des Wagens stand, so nahm ich das kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>d<br />

der Spanier<strong>in</strong> <strong>in</strong> Empfang, das sie mir <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Tuch gewickelt<br />

we<strong>in</strong>end herabreichte. Neben uns im Graben herrschte e<strong>in</strong>e<br />

unbeschreibliche Verwirrung; es war e<strong>in</strong>e große verwickelte<br />

Masse von Maulthieren und Geschirren; glücklicherweise<br />

hatte der arme kle<strong>in</strong>e Delantero ke<strong>in</strong>en Schaden gelitten,<br />

er h<strong>in</strong>kte herbei, wir hatten ihn im Verdacht, er habe auf<br />

se<strong>in</strong>em Pferd geschlafen, doch entgegnete er: casallob malos,<br />

– no he dormido!<br />

Wir legten alle hülfreiche Hand an, um die Maulthiere<br />

von ihrem Geschirr zu befreien und nach e<strong>in</strong>em halbstündigen<br />

Aufenthalt war unser Gespann wieder so weit<br />

<strong>in</strong> Ordnung, daß wir unsern Weg fortsetzen konnten. <strong>E<strong>in</strong></strong><br />

solch plötzliches Umkehren der vordern Thiere soll übrigens<br />

nicht selten vorkommen, und gleich auf der nächsten<br />

Station geschah das abermals, glücklicherweise aber noch<br />

vor dem Postgebäude, wo mehrere Knechte bereit standen,<br />

die eigens<strong>in</strong>nigen Thiere mit tüchtigen Hieben zurecht<br />

br<strong>in</strong>gend. Gegen zehn Uhr Abends näherte sich die Straße<br />

dem Meer wieder, auch war der Mond unterdessen aufgegangen,<br />

so daß wir von der Höhe, auf der wir fuhren, die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!