15.12.2012 Aufrufe

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

Friedrich Hackländer Ein Winter in Spanien

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

— 339 —<br />

mit e<strong>in</strong>iger Schadenfreude erzählte, die Diligence von vorgestern<br />

sei noch nicht angekommen, und der Courier mit<br />

Mayoral, Passagieren und Postpaketen fehle seit vier Tagen,<br />

f<strong>in</strong>gen wir doch an, etwas besorgt zu werden, und ließen<br />

von dem hierzu sehr bereitwilligen Kellner uns alles<br />

berichten, was er von glücklich durchgekommenen Passagieren<br />

gehört oder vielleicht schaudernd selbst erfunden.<br />

Die königliche Hauptstraße von hier nach Madrid ist,<br />

wie die meisten <strong>in</strong> <strong>Spanien</strong>, nur dann mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>iger<br />

Maßen behaglichen Gefühle zu befahren, wenn die glühende<br />

Sonne alle Unebenheiten verglichen, die Erhöhungen zu<br />

Staub verbrannt und die kle<strong>in</strong>en Gruben ausgefüllt. Hat es<br />

aber e<strong>in</strong> paar Tage lang geregnet, so fährt man bei Weitem<br />

sicherer und auch ungleich angenehmer auf e<strong>in</strong>em geackerten<br />

Felde, als auf e<strong>in</strong>er hiesigen Chaussee. Zwischen<br />

Valencia und Madrid bef<strong>in</strong>det sich aber e<strong>in</strong> Stück Weges,<br />

das durch e<strong>in</strong>en Wald führt, wo die Sonnenstrahlen nicht<br />

so recht h<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen können, <strong>in</strong> der Gegend von Cuenca.<br />

Hier ist die Straße selbst im Sommer scheußlich, im <strong>W<strong>in</strong>ter</strong><br />

aber bei Regen oder gar bei Schnee, wie jetzt der Fall war,<br />

gänzlich unfahrbar. Seit vier Tagen – oder seit sechs, me<strong>in</strong>te<br />

nachdenklich der Kellner – habe man ke<strong>in</strong>e Spur mehr von<br />

dem königlichen Courier. Bauern, die von dorther gekommen,<br />

die aber ebenfalls <strong>in</strong> den Schneemassen den Weg verloren<br />

hätten, wollten ihn vorgestern Nachts <strong>in</strong> der Entfernung<br />

gehört, das heißt, das Kl<strong>in</strong>geln der Maulthierglocken,<br />

so wie den Sche<strong>in</strong> der Wagenlaternen bemerkt haben. <strong>E<strong>in</strong></strong><br />

Zigeuner, welcher mit Lebensgefahr durchgeritten, wollte<br />

ihn sogar gesehen haben, mit zwanzig Thieren bespannt,<br />

wie er den Schnee und Schlamm wie e<strong>in</strong> Bahnschlitten vor<br />

sich her gedrückt habe.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!